Klimakonferenz

Klimakonferenz: ETH-Professor Knutti analysiert Gipfel-Fiasko

Oliver Borner
Oliver Borner

Zürich,

Nach der Klimakonferenz der UNO ist die Ernüchterung über fehlende Kompromisse gross. Drei Länder stehen dabei besonders im Fokus.

ETH Knutti Klimawandel Klimakonferenz
ETH-Klimaforscher Reto Knutti erklärt, welche Länder besonders schwach in der Klima-Diskussion agieren. - Keystone/Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Die am Sonntag zu Ende gegangene Klimakonferenz in Madrid brachte kaum Resultate hervor.
  • Umweltverbände und Politiker zeigen sich total empört.
  • Für ETH-Klimaforscher Reto Knutti tragen drei Länder eine wesentliche Mitschuld daran.

Die Hoffnungen auf einen Kompromiss in der weltweiten Klimapolitik war zu Beginn der Klimakonferenz in Madrid gross. Neben finanziellen Ausgleichen an Entwicklungsländer wurde vor allem der Handel mit Emissionszertifikaten ausgiebig diskutiert.

Einen Tag nach der Konferenz ist nun klar: Zu grossen Kompromissen ist es zum Leidwesen vieler Umweltverbände und Politiker nicht gekommen.

Politische Prioritäten liegen woanders

Das Scheitern der Verhandlungen in Madrid hat für Reto Knutti, Klimaforscher an der ETH Zürich, mehrere Gründe. «Die politischen Prioritäten der Länder sind sehr unterschiedlich, damit ist es naturgemäss schwierig etwas zu finden, das alle unterstützen.»

Reto Knutti Klimawandel
Reto Knutti ist Klimaforscher an der ETH Zürich. - keystone

Gerade weil es in der UNO keine Mehrheitsentscheide, sondern nur Konsens gibt, sei das Finden einer Lösung schwierig, sagt Knutti.

Und zeigt auf die schwarzen Schafe: «Damit kann ein Land alles blockieren. In diesem Fall waren vor allem Brasilien, Australien und die USA nicht bereit, das Regelwerk von Paris weiterzuentwickeln.» Die USA wird 2020 aus dem Pariser Klimaabkommen austreten, Brasilien denkt ebenfalls über einen solchen Austritt nach.

Probleme beim Emissionshandel

Ein grosses Problem sieht Knutti im an der Klimakonferenz besprochenen Handel mit Emissionszertifikaten zur CO2-Kompensation im Ausland. Mit dem Kauf solcher Zertifikate konnten Industriestaaten in Entwicklungsländern einen Teil ihrer CO2-Reduktion günstiger erfüllen.

«Allgemein darf man sich bei den heute scheinbar tiefen Kosten der Auslandskompensation aber nicht blenden lassen», warnt Knutti. Die Preise würden langfristig ansteigen und ab 2050 würde es keine Auslandkompensation mehr geben, weil alle auf Nettonull sein müssen. Es wäre somit aus der Sicht es ETH-Forschers «langfristig günstiger» im eigenen Inland etwas für das Klima zu tun.

Jair bolsonaro
Brasiliens Staatschef Bolsonaro erwägt einen Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen. - AFP/Archiv

Gerade der Streit um alte Emissionszertifikate war an der Klimakonferenz ein grosses Thema. Schwellenländer wie Brasilien wollen, dass auch auf dem neuen Markt des Pariser Klimaabkommens die alten Zertifikate von 2005 verkaufbar sind. Gerade Schwellenländer besitzen meist viele dieser Zertifikate, welche in Zukunft wieder wichtig werden könnten. Denn: Ab Ende 2020 müssen auch Entwicklungs- und Schwellenländer Treibhausgase reduzieren, es winkt also das grosse Geschäft mit den Zertifikaten.

So geht's nach der Klimakonferenz weiter

Nach der Klimakonferenz ist quasi vor der Klimakonferenz im November 2020. Zunächst müssen die Länder ihre neuen Reduktionsziele vorstellen. «Jedes Land kann grundsätzlich selbst entscheiden, wie viel es beiträgt. Ein starkes internationales Bekenntnis zum Klimaschutz wäre aber wichtig», macht Knutti deutlich.

Dabei nimmt der ETH-Forscher auch die Schweiz in die Pflicht und gibt eine klare Forderung ab. «Wir haben in der Schweiz mehr Möglichkeiten, technologisch und finanziell, was wir brauchen, ist der politische Wille.»

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