Krankenkassen: Mehrheit der Schweizer will Einheits-Kasse
Erneut steigen die Prämien für die Krankenkassen stark an. Laut einer neuen Umfrage von Ipsos würden über 60 Prozent der Schweizer eine Einheitskasse begrüssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Prämien werden nächstes Jahr im Schnitt um 8,7 Prozent auf 359,50 Franken ansteigen.
- Das Marktforschungsunternehmen Ipsos hat nach dem Prämienhammer Schweizer befragt.
- Unter anderem würde eine Mehrheit zwei SP-Initiativen zu den Krankenkassen begrüssen.
Die Krankenkassen werden erneut um einiges teurer: Ab Januar steigen die Prämien im Schnitt um 8,7 Prozent auf 359,50 Franken an. Dies lässt den Röstigraben in der Gesundheitspolitik allmählich schliessen. Das zeigt eine vom Marktforschungsunternehmen durchgeführte Umfrage, die von «Le Temps» veröffentlicht wurde.
Demnach sind aktuell nur 39 Prozent der Befragten mit den Leistungen der Krankenkassen zufrieden, 28 Prozent sind nicht zufrieden. Laurent Depouilly, Generaldirektor von Ipsos Schweiz, erklärt: «Die Unzufriedenheit bezieht sich eher auf das Preis-Leistungs-Verhältnis als auf die erhaltenen Leistungen.» Diese sei in der Westschweiz wegen den höheren Prämien stärker ausgeprägt.
Während Fachleute den Hauptgrund für den Kostenanstieg in der Alterung der Bevölkerung sehen würden, sehen dies die Befragten etwas anders. 41 Prozent sehen die Alterung als Problem. Mehr Stimmen haben teure Medikamente (66 Prozent), die übermässige Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen (55) und überhöhte Ärzte-/Spitalrechnungen (47) erhalten.
Krankenkassen: Zustimmung für SP-Initiativen
Interessant ist auch die schweizweite Zustimmung für Initiativen für Reformen des Systems. Demnach würden 61 Prozent der Befragten eine Einheitskasse begrüssen, nur 21 Prozent sind gegen die Initiative der SP. Die Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern sei auf beiden Seiten des Röstigrabens enorm.
Auch bezüglich einer einkommensabhängigen Prämie sehen die Umfrageresultate ähnlich aus: Hier wären 58 Prozent dafür und 26 Prozent dagegen. SP-Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes Pierre-Yves Maillard überrascht das nicht. Den Versicherten steige das Wasser bis zum Hals. «Die Umfrage zeigt, dass die Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Romandie verschwinden.»
70 Prozent der Befragten will offenbar die ganze Problematik mit den Krankenkassen bei den Nationalrats- und Ständeratswahlen vom 22. Oktober berücksichtigen. Welche Partei davon profitieren werde, sei aber schwer zu sagen. Denn 35 Prozent trauen «keiner Partei» zu, den Prämienanstieg bei den Krankenkassen zu bremsen.