Maskenpflicht im Freien geht vielen Kantonen zu weit
Ab heute gilt im Kanton Tessin die Maskenpflicht im Freien. Alain Berset möchte eine ähnliche, landesweite Regel. In den Kantonen formiert sich Widerstand.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Tessin gilt ab heute Dienstag die Maskenpflicht im Freien.
- Gesundheitsminister Alain Berset möchte eine ähnliche, landesweit gültige Regel.
- Für viele Kantone scheint diese Corona-Verschärfung aber zu weit zu gehen.
Tag für Tag melden Kantone neue Verschärfungen im Kampf gegen das Coronavirus. Der Kanton Tessin etwa, verfügt ab heute Dienstag eine Maskenpflicht im Freien.
Diese gilt, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann. Das gab am Montag Regierungspräsident Norman Gobbi (Lega) bekannt.
Ist der vom Coronavirus stark betroffene Südkanton der Vorreiter für die ganze Schweiz? Gut möglich, denn schon am Mittwoch wird der Bundesrat über eine ähnliche, landesweit gültige Regel diskutieren.
Im Verordnungsentwurf, der bei den Kantonen in eine Express-Vernehmlassung gegeben wurde, heisst es: Alle Personen «im öffentlichen Raum von Siedlungsgebieten» müssten eine Gesichtsmaske tragen.
Maskenpflicht in Siedlungsgebieten ist umstritten
Es zeigt sich jedoch: Die von Gesundheitsminister Alain Berset vorgeschlagene Ausweitung geht zumindest den meisten Deutschschweizer Kantonen zu weit. Gegenüber «CH Media» zeigten etwa Baselland, die Zentralschweizer Kantone, Zürich und auch Thurgau eine ablehnende Haltung.
Der Gesundheitsdirektor des Kantons Baselland, Thomas Weber (SVP), sagte auf Anfrage der Zeitung: «Gerade, wenn die Maskenpflicht im Innenraum deutlich verschärft wird, soll die Möglichkeit erhalten bleiben, sich auch im Siedlungsraum ungehindert an die frische Luft zu begeben».
Im Kanton Thurgau ist man der Meinung, dass «gerade im ländlichen Raum» eine Maskenpflicht im Freien, «unverhältnismässig erscheint». Das sagt Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP) und bezeichnet die vorgeschlagene Bestimmung in der Verordnung als «schwammig formuliert und schwierig durchzusetzen».
Auch der Kanton Aargau ist gegen eine Maskenpflicht im Siedlungsraum. Das sagte der dortige Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (SVP) bereits am Montag gegenüber der «Aargauer Zeitung». Solothurn hält sich hingegen laut «CH Media» bisher bedeckt.
Kantone wollen Beschränkung von Versammlungen
Die Zentralschweizer Kantone schlagen eine Alternative zur Maskenpflicht draussen vor. Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister (CVP): «Wir ziehen eine Reduktion der Personenanzahl bei Ansammlungen im öffentlichen Raum als wirksame Massnahme vor».
Pfister ist der Meinung, dass diese Vorgabe einfacher zu erklären sei als eine Maskenpflicht im Freien. «Und sie kann auch besser kontrolliert und durchgesetzt werden.»
Der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) wird konkret und schlägt eine Beschränkung auf fünf Personen vor. Zurzeit liegt hier die Grenze bei 15 Personen. Laut Pfister und Graf teilen die übrigen Zentralschweizer Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren ihre Haltungen.