Migros büsst Tourist – weil er dachte, Papiersack sei gratis
Schock für einen Touristen: Die Migros nimmt ihn ins Hinterzimmer und verrechnet ihm eine hohe Busse – weil er einen Papiersack nicht einscannte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Tourist scannt in der Migros eine Tüte nicht ein, weil er denkt, sie sei gratis.
- Nach dem Zahlen stellt ihn das Personal – und verrechnet ihm eine Gebühr von 200 Franken.
- Der Brasilianer ist entsetzt: «Das fühlt sich sehr bedrohlich an.»
Renan de Araujo versteht die Welt nicht mehr. Er wollte eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten einkaufen – jetzt hält er jedoch eine saftige Busse in der Hand. Aber der Reihe nach.
Für eine Konferenz reist der Brasilianer am Freitag nach Genf, wie er zu Nau.ch sagt. Es ist seine erste Reise in die Schweiz. Zwei Tage später kauft er in der Migros am Bahnhof Cornavin in Genf Schweizer Schokolade ein.
Und dabei passiert ihm ein Versehen, wie er betont: «Ich ging zum Selfcheckout, und dabei wurde ich nicht gefragt, ob ich eine Tasche hinzufügen will. Also nahm ich an, sie seien gratis.»
Tourist kritisiert Migros: «bedrohlich»
Falsch gedacht – nach dem Bezahlen wird de Araujo vom Personal aufgehalten und um seine Quittung gebeten. «Dann wurde ich ins Hinterzimmer gebracht!»
Dort muss der Tourist ein Formular auf Französisch ausfüllen. Die Strafe: 200 Franken Gebühr wegen Diebstahls.
«Für einen 40-Rappen-Sack, von dem ich nicht wusste, dass ich ihn bezahlen muss! Das klingt völlig unverhältnismässig», ärgert er sich. «Und ich durfte ihn danach nicht einmal behalten.»
Renan de Araujo spricht von einem ehrlichen Fehler. Die Taschen «sind in meinem Land gratis», so der Brasilianer. «Ich fühle mich jetzt unmotiviert, meine Reise durch die Schweiz weiterzuführen, das fühlt sich sehr bedrohlich an.»
Migros bleibt dabei – «nicht entschuldigt»
Die Migros krebst nicht zurück, als sich de Araujo auf X, ehemals Twitter, beschwert. «Sie haben sich nicht entschuldigt», sagt er.
Auf Anfrage von Nau.ch will sich Migros-Sprecher Tristan Cerf nicht zu dem konkreten Vorfall äussern. Er betont jedoch: «Unsere Migros- Papiertragetaschen sind kostenpflichtig. Der Preis steht auf der Tragetasche, die auch mit einem Strichcode versehen ist.»
Bei Unklarheiten zum Selfcheckout stehe das Personal gerne zur Verfügung. «Auch die Nutzung der traditionellen Kassen ist ein gutes Mittel, um Missverständnisse zu vermeiden.»
Die Geldstrafe als Busse für den Diebstahl gelte, egal, wie hoch der Betrag des gestohlenen Gutes sei. Also auch im Fall einer Papiertasche für 40 Rappen.
Cerf hält fest: «99,9 Prozent der Kundschaft sind ehrlich und bezahlen ihre Einkäufe. Wer das nicht tut, muss damit rechnen, dass er die Konsequenzen tragen muss. Diebstahl zahlt sich in der Migros nicht aus.»
Der Tourist glaubte zunächst, er habe auch zwei Jahre Hausverbot erhalten. Dem widerspricht die Migros jedoch. Dabei handelt es sich um ein Missverständnis.
Migros: Kosten werden von der Staatsanwaltschaft festgelegt
Wie Migros Genf mitteilt, wurden die Kosten (200 Franken) von der Staatsanwaltschaft des Kantons Genf festgelegt. Diese «liegen nicht im Zuständigkeitsbereich unserer Genossenschaft Migros Genf».
Und weiter: Die Genossenschaft «stützt sich lediglich auf die gesetzlichen Regelungen, die in Genf gelten».