Nach Umsturz: Erste Schweizer Syrer «wollen wieder zurückgehen»

Das Ende des Assad-Regimes freut die Syrer in der Schweiz. Viele denken über eine Rückkehr nach – andere hoffen, das Land zumindest wieder besuchen zu können.

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Syrer Delshad Mohammad aus Zürich freut sich, dass Assad weg ist. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele in der Schweiz lebende Syrer freuen sich über das Ende des Assad-Regimes.
  • Einige befassen sich schon mit einer Rückkehr in ihr Heimatland.
  • Im Moment gilt jedoch: Abwarten. Noch ist unklar, wie es im Land weitergeht.

Viele Syrer in der Schweiz sind vor der Schreckensherrschaft von Baschar al-Assad geflohen. 24 Jahre lang dauerte das Assad-Regime – bis am Sonntag Rebellengruppen den Machthaber stürzten.

«Bashar al-Assad hat grausame Verbrechen begangen am syrischen Volk», sagt Therese Junker, Co-Präsidentin des Vereins Schweiz-Syrien, gegenüber Nau.ch.

«Das syrische Volk hat unsäglich unter seiner Herrschaft gelitten. Sein Sturz bringt die Hoffnung auf mehr Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie zurück.» Junker habe schon mit einigen Syrern gesprochen, die eine Rückkehr ins Auge fassen.

Die meisten warten ab

Diese Rückkehr dürfte allerdings nicht in unmittelbarer Zukunft erfolgen. «Die meisten sagten mir, dass sie noch etwas abwarten. Sie wollen schauen, wie sich die Situation in Syrien in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt.»

Delshad Mohammad ist seit 19 Jahren in der Schweiz und führt in Zürich das Restaurant Sham. Er verspürt «grosse Freude, dass al-Assad weg ist», wie er zu Nau.ch sagt (Video oben).

Auch in seinem Bekanntenkreis spielen erste Syrer mit dem Gedanken, zurückzukehren. «Zum Teil wollen sie wieder zurückgehen, zum Teil haben sie ihr Leben hier aufgebaut.»

Es herrsche eine gewisse Unsicherheit: «Wie geht es weiter? Kehrt wirklich Ruhe ein in Syrien?»

Mohammad wünscht sich für Syrien in erster Linie: Frieden. «Dass alle Menschen und Religionen friedlich und in Ruhe zusammenleben können.»

Die Wurzeln in der Schweiz gehen tief

Der Gastrobetreiber hat Syrien seit seiner Flucht vor 19 Jahren nicht mehr gesehen. «Ich würde sehr gerne einmal Ferien machen in meiner Heimat», sagt Mohammad.

Verfolgst du die Lage in Syrien?

Eine endgültige Rückkehr kann er sich aber nicht vorstellen. Zu verwurzelt sei er mittlerweile in der Schweiz. Seine Kinder gehen hier zur Schule, haben die Heimat der Eltern noch nie gesehen.

Viele Syrer sind wie Mohammad seit vielen Jahren in der Schweiz. Die Verwurzelung im Gastland dürfte viele (noch) von einer konkreten Rückkehrplanung abhalten.

Bircher glaubt an keinen einzigen Rückkehrer

Sowohl Junker als auch Mohammad kennen also Syrer in der Schweiz, die mit dem Gedanken spielen, zurückzukehren.

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Martina Bircher, Nationalrätin (SVP/AG), begrüsst die Sistierung der Asylgesuche von syrischen Flüchtlingen. - Nau.ch

Die Aargauerin sagt zu Nau.ch: «Ich glaube nicht, dass auch nur ein syrischer Flüchtling je in seine Heimat zurückkehren wird.»

Diese Erfahrungen habe man auch mit anderen Herkunftsländern gemacht.

Alles dürfte von der weiteren Entwicklung abhängen

Ob und wann es tatsächlich zu einer Rückkehr-Welle kommen wird, dürfte massgeblich von der weiteren Entwicklung in Syrien abhängen.

Durch die Absetzung von Baschar al-Assad haben viele Syrer zwar ihr Feindbild verloren. Ob eine neue Regierung das Land zu stabilisieren vermag, ist derzeit aber noch nicht abzuschätzen. Auch nicht für die Syrer in der Schweiz.

Kommentare

User #1438 (nicht angemeldet)

Die SP verfolgt eine Politik "für alle statt für wenige" und sieht sich nicht als Interessenvertreterin spezifischer Unternehmen oder Branchen, aber sie bewirtschaftet die Sozial- und FIüchIingsindustrie.

User #6565 (nicht angemeldet)

"Offenheit" steht dafür, Kritik zu diffamieren und zu tabuisieren.

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