Nahostkonflikt: «Passiert in Land, das der Schweiz so ähnlich ist»
Das Wichtigste in Kürze
- Yael K.* ist im Kanton Bern aufgewachsen, ein Teil ihrer Familie lebt aber in Israel.
- Für die Schweizerin mit israelischen Wurzeln ist die Eskalation vor Ort kaum zu glauben.
- Sie macht sich Sorgen um ihre Familie.
Der Nahostkonflikt hat sich am Wochenende erneut zugespitzt: Die radikalislamische Hamas hat in Israel Hunderte Menschen getötet, Zivilpersonen vergewaltigt und verschleppt.
Besonders erschütternd war die Nachricht für Bernerin Yael K.* Die 28-Jährige hat israelische Wurzeln und ein Teil ihrer Familie lebt in der Nähe von Tel Aviv.
«Ich habe am Anfang den Ernst der Lage gar nicht realisiert», sagt sie zu Nau.ch. Denn: «Dass die Sirenen läuten und die Leute in die Bunker müssen, kommt immer wieder vor.» Terroranschläge gebe es jährlich mehrere – «auch diesen Sommer, als ich dort war».
Erst aufgrund der Reaktionen ihrer Familienmitglieder habe sie gemerkt, dass die Situation im Nahostkonflikt diesmal eine andere ist.
«Mache mir Sorgen um meine Familie»
Bald habe sie Videos erhalten, die zeigten, wie die Hamas-Mitglieder ins Land kamen – über Busse, Schiffe, Motorräder. «Man sah, wie die Terroristen einfach in den Quartieren standen, das ist unglaublich erschreckend. Das passiert in einem Land, das der Schweiz so ähnlich ist.»
Klar, die Religion und die Mentalität seien anders. «Aber grundsätzlich ist es vergleichbar. Wie die Schweiz ist Israel eine Demokratie, die Leute haben geregelte Arbeitszeiten, es gibt eine Krankenkasse, und so weiter.» Für ein Land im Osten sei es sehr fortschrittlich.
Die Aufnahmen haben viel in ihr ausgelöst: «Es kam eine grosse Angst in mir auf. Die Angst um meine Leute, die Angst davor, wie es weitergeht», erzählt K.
«Ich mache mir Sorgen um meine Familie.» Sie lebe zwar ausserhalb von Tel Aviv, also nicht direkt dort, wo der Konflikt tobt. «Aber trotzdem: Sie sind nicht sicher – es ist nicht klar, ob alle Terroristen unter Kontrolle sind.»
Familie hört im Nahostkonflikt, wie Hamas «in ihr Haus eindrang»
Ihre Familie kenne eine Frau, die in Kibbutz Nahal Oz lebe, wo die Hamas ein Blutbad anrichtete. «Ihr Mann und ihre Kinder waren zuhause, als die Terroristen kamen. Sie haben sich im Bunker versteckt, doch sie hörten, wie sie in ihr Haus eindrangen.»
Der Sohn sei sogar noch an dem Festival gewesen, an dem die Hamas zahlreiche Menschen tötete. Er sei aber früher nach Hause gekommen.
Verfolgen Sie die Geschehnisse in Israel?
Die Bernerin fühlt sich immer noch «sehr angespannt und wütend». «Ich frage mich immer wieder, wieso man Leute umbringt, vergewaltigt und entführt.»
Stimmung vor Ort angespannt
«Ich verstehe einfach nicht, wie ein Volk im Jahr 2023 so etwas erleben muss. Wieso dieser Antisemitismus noch immer nicht gebrochen ist.»
Ihre Familie berichtet ihr, dass die Stimmung vor Ort immer noch angespannt sei. «Die Leute werden für den Krieg eingezogen. Das sind Väter, die ihre Familien verlassen müssen.»
Was K. freut: «Der Zusammenhalt im Land ist gross, auch Leute, die eigentlich anderer Meinung waren, ziehen am selben Strick.» Viele würden Spenden schicken oder sogar aus dem Ausland einfliegen, um bei der Rettung oder im Militär zu helfen.
Die Hamas hat am Wochenende einen Überraschungsangriff auf Israel gestartet. Bei den Attacken der radikalislamischen Gruppierungen wurden mindestens 1200 Menschen getötet und 3000 Menschen verletzt.
Bei Israels Gegenschlägen im Nahostkonflikt wurden mindestens 1200 Menschen getötet und 5600 verletzt. Das teilt das dortige Gesundheitsministerium mit.
*Name geändert