Die Post

Post verdient Millionen an Wahlwerbung – gegen den Willen der Kunden

Tim Camp
Tim Camp, Keystone-SDA

Bern,

Wahlwerbung zu verteilen, stellt sich für die Post als lukratives Geschäft heraus. Ganz zum Ärgernis vieler, die ausdrücklich keine Werbung wünschen.

Pöstlerin verteilt Briefe
Die Post steckt Wahlwerbung in jeden Briefkasten – obschon einige ausdrücklich darauf gerne verzichten würden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Regelmässig ignoriert die Post «Stopp-Werbung»-Kleber an privaten Briefkästen.
  • Ohne Rücksicht auf die Hinweise verteilen sie Wahlpropaganda der grossen Parteien.
  • Dabei begehen sie kein Verbrechen – die Motivation dazu scheint trotzdem zweifelhaft.

Die Post verteilt in diesen Tagen tonnenweise Wahlpropaganda in die Briefkästen der Schweizer Haushalte. Das gefällt nicht jedem, vor allem jenen, die Werbung ausdrücklich ablehnen.

Die Konsumentenschützerin Sara Stalder bestätigt das gegenüber der «SonntagsZeitung». Denn: Auch wer einen «Stopp Werbung»-Kleber auf seinem Briefkasten hat, bekommt all die Flyer, Prospekte und Wahlzeitungen zugestellt.

Haben Sie einen «Stopp-Werbung»-Kleber an ihren Briefkasten anbringen lassen?

Die Post weist ihre Pöstler an, trotz des Klebers weiterhin Werbematerial in den Briefkasten zu verteilen. Sie behandelt diese Sendungen wie offizielle Dokumente – für welche der Kleber nicht gilt.

Wahlpropaganda zahlt sich für die Post aus

Die Post rechtfertigt die Missachtung des Klebers bei Wahlpropaganda mit demokratischen Argumenten. Der wahre Grund dürfte ein anderer sein, wie die «SonntagsZeitung» schreibt: Der Staatsbetrieb verdient fast dreimal so viel Geld, wenn er die Sendungen auch an Haushalte mit Stopp-Werbung-Klebern verteilt.

Ein simulierter Auftrag zeigt einen erheblichen Preisunterschied zwischen kommerziellen und offiziellen Sendungen: Zum Beispiel kostet der Versand eines Flyers an 1,7 Millionen Haushalte unter Berücksichtigung des «Stopp Werbung»-Klebers 256'000 Franken. Ignoriert die Post den Kleber und verteilt den Flyer an 4,5 Millionen Haushalte, verdient sie hingegen 667'000 Franken.

Konsumentenschützerin Stalder kritisiert diese Praxis: «Die Post will mehr Geld verdienen, indem sie Werbesendungen an mehr Haushalte verteilen kann». Sie sieht darin einen falschen Weg zur Rettung des Briefgeschäfts.

Uralter Vertrag legitimiert das Verhalten

Tatsächlich ist die Post im Recht, wenn sie in solchen Fällen die Kleber ignoriert: Eine über zwanzig Jahre alte Vereinbarung zwischen dem Konsumentenschutz und der Post, legitimiert das Verteilen der Wahlpropaganda. Damals wurde festgelegt, dass die Post bei politischer Werbung den «Stopp-Werbung»-Kleber ignorieren darf.

Stalder zeigt gegenüber der Zeitung Unverständnis: «Wir sind nicht mehr restlos zufrieden mit der Tatsache, dass bei politischer Werbung der Wunsch vieler Kunden einfach ignoriert werden darf.»

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Kommentare

User #3466 (nicht angemeldet)

DIese unerwünschten Zusendungen landen sofort im gelben Kasten, wer den Kram ungefragt einwirft darf ihn auch gerne wieder entsorgen.

User #1673 (nicht angemeldet)

Die Post hat sich sowieso zur reinen Geldmaschinerie entwickelt. Es ist eine Frage der Zeit, wann sie mit dem Verkauf von Lebensmitteln beginnt …

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