Raiffeisen Delegiertenversammlung: Verwaltungsräte werfen Handtuch
Das Wichtigste in Kürze
- Die Raiffeisen-Delegierten haben sich heute zur Aussprache im Tessin getroffen.
- Verschiedene Verwaltungsräte nehmen den Hut, die Bankspitze übt Selbstkritik.
- Hauptverantwortlich für die Vertrauenskrise sei jedoch Ex-Chef Pierin Vincenz.
Knall bei der Raiffeisen-Delegiertenversammlung im Tessin: Die beiden Verwaltungsräte Rita Fuhrer und Angelo Jelmini haben sich heute nicht mehr zur Wiederwahl gestellt, nachdem enorme Kritik an ihnen laut geworden war. Philippe Moeschinger werde sich vorzeitig an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung im Herbst zurückziehen. Ein Neustart bei Raiffeisen könne nur glaubwürdig sein, wenn auch auf personeller Ebene im Verwaltungsrat Zeichen gesetzt würden.
Hautpschuld trägt Vincenz
Für Interims-Präsident Pascal Gantenbein ist klar: «Es waren die turbulentesten Monate der Raiffeisen-Geschichte. Der Hauptvorwurf gilt Pierin Vincenz.» Aber es haben auch Kontrollmechanismen gefehlt, um Vincenz in Schach zu halten, so die Meinung der Delegierten. Und diese haben heute entsprechend unzufrieden reagiert.
Die Abstimmung über die Entlastung der Raiffeisen-Führungsspitze wurde auf eine ausserordentliche Delegiertenversammlung im November verschoben, wie Pascal Gantenbein im Anschluss an die Versammlung erklärte. Entsprechende Informationen waren bereits am Morgen durchgesickert. Konsequenzen hat auch die kritisierte Vergütungserhöhung für den Raiffeisen-Verwaltungsrat im Jahr 2017. Raiffeisen wolle nun ein neues Vergütungsmodell ausarbeiten, kündigte Gantenbein an.
Die Verwaltungsräte Daniel Lüscher und Urs Schneider hatten ihren Rücktritt bereits angekündigt. Die vorgeschlagenen Nachfolger Rolf Walker und Thomas Rauber wurden an der heutigen Versammlung neu in das oberste Führungsgremium gewählt. Interimspräsident Gantenbein kündigte an, dass er definitiv VR-Präsident werden will.
Untersuchung stand im Mittelpunkt
Im Fokus stand der unabhängige Untersuchungsbericht zu den Geschäften des ehemaligen CEOs Pierin Vincenz. Erste Zwischenergebnisse hätten kein strafrechtlich relevantes Verhalten von Vincenz beim Erwerb der ehemaligen Wegelin Privatbank zutage gebracht. Die Frage ist jedoch, welche Personen über die Vorgänge wie viel wussten. Die Delegierten haben zudem zugestimmt, dass eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, die ein neues Vergütungsmodell erarbeiten soll.