Raiffeisen-Gruppe wählt neuen Präsidenten unter Nebengeräuschen
Die Raiffeisen-Gruppe wählt seinen neuen Verwaltungsratspräsidenten. Der nominierte Thomas Müller ist derweil wegen früheren Tätigkeiten im Kreuzfeuer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Raiffeisen-Gruppe wählt einen neuen Verwaltungsratspräsidenten.
- Die Ergebnisse werden Mitte der kommenden Woche erwartet.
- Der nominierte Thomas Müller steht wegen früheren Tätigkeiten unter Beschuss.
Die Raiffeisen-Gruppe beginnt am Freitag ihren Wahlprozess für einen neuen Verwaltungsratspräsidenten. Feststehen werden die Ergebnisse aber Mitte der kommenden Woche. Die Wahl erfolgt derweil unter Nebengeräuschen: Der für das Amt nominierte Thomas Müller ist wegen einer früheren Tätigkeit ins Kreuzfeuer der Medien geraten.
Wie gut der von Raiffeisen Schweiz nominierte Kandidat bei den einzelnen Raiffeisenbanken akzeptiert ist, wird sich an der sogenannten Orientierungsveranstaltung vom (morgigen) Freitag zeigen.
An der «hybriden» Veranstaltung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, können die Vertreter der schweizweit mehr als 200 Genossenschaftsbanken wahlweise vor Ort oder via Live-Übertragung an den Bildschirmen teilnehmen.
Die Wahl des neuen Verwaltungsratspräsidenten sowie die Zuwahl der für den Verwaltungsrat nominierten Sandra Lathion wird in der Folge auf elektronischem Weg erfolgen: Die einzelnen Banken haben bis zum 7. Dezember Zeit zur Stimmabgabe. Nach dem Prinzip «one bank, one vote» hat dabei jede Raiffeisenbank eine Stimme. Das Resultat der Abstimmung soll dann am 9. Dezember bekanntgegeben werden.
Vorwürfe gegen Nominierten Thomas Müller
Nachdem die Raiffeisen-Genossenschaft bereits seit einigen Jahren im medialen Fokus steht, läuft nun auch die jetzige Präsidentenwahl nicht ohne Störfeuer ab. Dem für das Präsidentenamt nominierten Thomas Müller, der seit 2018 Mitglied des Raiffeisen-Verwaltungsrats ist, werden Vorkommnisse aus seiner beruflichen Vergangenheit vorgehalten.
Im Fokus der medialen Berichterstattung steht die frühere Tätigkeit Müllers als Finanzchef bei der Basler Privatbank Sarasin in der Zeit, als diese vermögenden Kunden sogenannte «Cum-Ex»-Finanzprodukte verkaufte. «Cum-Ex»-Geschäfte beruhen darauf, Steuerbehörden durch mehrfach beantragte Steuerrückerstattungen auszutricksen. Sie gelten in Deutschland inzwischen als Straftat.
Von Raiffeisen heisst es derweil, dass «keine Vorbehalte» an der Nomination Müllers bestünden. «Raiffeisen Schweiz hat Thomas A. Müller im Rahmen des Rekrutierungsprozesses auf Rechts- und Reputationsrisiken geprüft und diese beurteilt - auch hinsichtlich seiner Rolle bei der Bank Sarasin», teilte die Bank auf Anfrage mit. Man habe keine Kenntnis von Vorwürfen bzw. Verfahren aufsichts-, straf- oder zivilrechtlicher Art, welche sich gegen Müller richteten, betont Raiffeisen.
Rücktritt von Guy Lachappelle
Dem früheren Amtsinhaber Guy Lachappelle war es schlussendlich ebenfalls nicht gelungen, die Gruppe nach den Turbulenzen der Ära des umstrittenen CEO Pierin Vincenz in ruhige Fahrwasser zu führen.
Er hatte im Sommer überraschend in einem emotionalen Auftritt seinen Rücktritt bekanntgegeben. Auslöser dafür war eine Strafanzeige wegen angeblicher Wirtschafts- und Börsendelikte an seiner früheren Arbeitsstelle als BKB-CEO. Das Verfahren ist allerdings inzwischen von der Basler Staatsanwaltschaft eingestellt worden.
In knapp zwei Monaten steht zudem die juristische Aufarbeitung der Vincenz-Ära bei Raiffeisen an: Der Prozess gegen den früheren CEO vor dem Zürcher Bezirksgericht ist für Ende Januar 2022 angesetzt.
Vincenz sowie fünf weiteren Beschuldigten werden von der Zürcher Staatsanwaltschaft gewerbsmässiger Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung und passive Bestechung zum Nachteil der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Raiffeisenbank vorgeworfen.