Haftstrafen nach Streit zwischen Hells Angels und Bandidos
Im Berner Prozess um die Hells Angels hat das Gericht teils lange Freiheitsstrafen verhängt. Für acht Jahre muss ein Hauptangeklagter ins Gefängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Berner Gericht verurteilt Rocker zu teils langen Freiheitsstrafen.
- Der eine Hauptangeklagte, ein Mitglied der Bandidos, muss für acht Jahre ins Gefängnis.
- Sicherheitsdirektion und Staatsanwaltschaft ziehen ein sehr positives Fazit.
Alle Augen waren am Donnerstag nach Bern gerichtet, das Urteil im Rockerprozess mit 22 Angeklagten wird gesprochen. Ein Mitglied der Bandidos, einer der Hauptangeklagten, muss für acht Jahre ins Gefängnis.
Er wird der versuchten vorsätzlichen Tötung schuldig gesprochen. Der andere kam mit acht Monaten wegen Raufhandels davon. Ein dritter Mann wurde zu 42 Monaten wegen versuchter schwerer Körperverletzung verurteilt.
Weitere 19 Rocker standen wegen Raufhandels oder Gehilfenschaft vor Gericht. Sie wurden teils schuldig-, teils freigesprochen. Bei den Schuldsprüchen wurden zumeist bedingte Freiheitsstrafen um die zehn Monate verhängt.
Nause zufrieden
Sicherheitsdirektor Reto Nause zeigte sich im Anschluss an die Urteilsverkündung im Interview zufrieden mit dem Ablauf und dem Sicherheitsdispositiv. Es seien heute nur Hells Angels und Broncos in der Stadt aufgetaucht, die Bandidos waren nicht in Bern. «Ich bin froh, dass man sich heute nicht zwischen zwei verfeindete Rockergruppen stellen musste.»
Staatsanwalt Marco Amstuz will Urteile nie als persönlicher Sieg für die Staatsanwaltschaft interpretieren. Es sei aber ein «Sieg für den Rechtsstaat».
«Es war sehr intensiver und aussergewöhnlicher Prozess. Es hat aus juristischer und verfahrensleitender Sicht Spass gemacht.»
Die Urteilsverkündung zog sich über mehrere Stunden hin. In den Befragungen hatten die meisten Angeklagten eisern geschwiegen und Auskünfte zur Tat verweigert.
Gegen 300 Rocker heute in Bern vor Ort
Rund um das Amtshaus hatten schon frühmorgens viele Polizisten Position bezogen. Auf der gegenüberliegenden Schützenmatte vor der Reitschule begannen sich die Hells Angels zu versammeln.
Rund 30 Mitglieder der Motorradgruppe waren kurz nach 7 Uhr bereits vor Ort. Später waren es schätzungsweise 300. Die Lage blieb friedlich.
Mittlerweile haben die Rocker die Schützenmatte wieder verlassen. Nachdem die angeklagten Hells Angels am Versammlungsort eingetroffen waren, schwangen sich alle auf ihre Motorräder und fuhren davon.
Wie der «Tagesanzeiger» schreibt, konnten die Hells Angels viele Mitglieder von befreundeten Clubs aufbieten. So waren etwa auch die Thors und Devils vor Ort.
Die Berner Polizei war mit einem sichtbaren Sicherheitsdispositiv präsent.