Romedi Arquint stellt sich gegen Sprachgrenze in der Schweiz

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Engadin,

Romedi Arquint, wohnhaft im Oberengadin, wünscht sich eine kreuz und quer vernetzte Schweiz. Eine Schweiz ohne Sprachgrenze.

Sprachgrenze
Romedi Arquint wünscht sich eine Schweiz ohne Sprachgrenze. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Lehrer und Theologe Romedi Arquint wünscht sich eine vernetzte Schweiz.
  • Er meint: «Keine Sprache sollte den anderen Sprachen übergeordnet sein.»
  • Damit schwimmt er gegen den Strom.

Romedi Arquint führt durch seinen Wohnort Cinuos-chel, einer Fraktion der Engadiner Gemeinde S-chanf. Der Blick auf die Zwei- und Dreitausender vor dem makellosen Oberengadiner Himmel bringt ihn aber nicht ins Schwärmen. «Die Berge haben die Engländer erfunden», sagt er und lacht. «Mir versperren sie den Horizont.»

Um dieser Enge zu entgehen, hat er viel gelesen, schon in der zweiten Klasse. Mit dem Lesen ist Arquint zum Sprachliebhaber geworden. Seine politische Quintessenz: «Sprachgrenzen sollten verschwinden. Keine Sprache sollte den anderen Sprachen übergeordnet sein.»

«Ärgernis sondergleichen»

Und wie ist das in der Schweiz? Hier passiere genau das Gegenteil, so Arquint. «Die Kantone haben die Sprachhoheit, und sie führen sich auf wie Bildungsnationalisten.» Das Territorialitätsprinzip – Kantonssprache zuerst – behindere das sprachliche Zusammenleben und sei «ein Ärgernis sondergleichen».

Mit dieser Einschätzung schwimmt Romedi Arquint gegen den Strom. Dies obwohl er von Seiten des Bundesamtes für Kultur (BAK) indirekt Schützenhilfe bekommt. «Die Mehrsprachigkeit ist ein prägendes Merkmal unseres Landes», schreibt die BAK-Direktorin Isabelle Chassot in der Zeitschrift «Babylonia» (1/2018).

Romedi Arquint gegen Sprachgrenze in der Schweiz

Die vier Sprachen müssten sich entwickeln können und «im lebendigen Austausch» sein. Integrieren müsse die Schweiz aber auch Migrationssprachen.

«Mehrsprachigkeit ist ein bewusstes Streben, das niemals ganz erfüllt ist und stets zur Diskussion steht», schreibt sie. Und weiter: «Der Schutz der Mehrsprachigkeit erfordert fortwährend neues Engagement der politischen Behörden und der Institutionen unseres Landes.»

Und hier haperts, ist Romedi Arquint überzeugt. «Mehrsprachigkeit ist in der Schweiz ein Mythos, oder, wie es Dürrenmatt ausdrückte, 'ein ungeheures Gerücht'.» Als Beispiel nennt er Fribourg. «Der Kanton hat keine zweisprachigen Schulen, obwohl er zweisprachig ist – das ist politische Ideologie.»

Brücken bauen anstatt Sprachgrenze

Die Kantone müssten Brücken bauen, so Arquint. Ein Aufenthalt in anderen Sprachregionen müsste obligatorisch sein. Wichtig wäre, dass die Schülerinnen und Schüler die Welt anderer Sprachen wirklich erleben könnten. «Sie müssen sich nicht nur schulisch, sondern auch menschlich näher kommen.»

So liesse sich das gegenseitige Verständnis fördern, Fremdsprachen würden zu Nachbarschaftssprachen. «Die Fäden spannen sich kreuz und quer durchs ganze Land. Lustvoll, emotional. Das wäre meine Schweiz.»

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