Saas-Fee VS gilt als beliebtes Ferien-Ziel für streng orthodoxe jüdische Touristen. Doch nun soll sich die Gemeinde weigern, ihnen ein Zelt zu vermieten.
saas-fee
Blick auf die Walliser Gemeinde Saas Fee. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten Jahrzehnten war Saas-Fee ein beliebtes Reise-Ziel für jüdische Touristen.
  • Nun soll sich die Gemeinde aber weigern, ihnen ein Zelt zum Beten zu vermieten.
Ad

Seit Jahrzehnten ist Saas-Fee eine beliebte Ferien-Destination für streng orthodoxe jüdische Touristen. Besonders im Sommer profitieren viele Ferienwohnungsbesitzer in der Walliser Gemeinde von ihren Buchungen. Das könnte sich nun aber ändern – eine Zelt-Vermietung sorgt für Empörung.

Jedes Jahr wurde bei der Gemeinde ein Zelt gemietet, um streng orthodoxen jüdischen Gästen einen Ort zum Beten zu bieten. Diese Vermietung sorgt seit Monaten allerdings für Diskussionen, wie der «Walliser Bote» berichtet.

Der Grund: Im Januar 2021 entschied der Gemeinderat unter dem frisch gewählten Präsidenten Stefan Zurbriggen, die Vermietung zu stoppen. Als Folge von Umbauten gäbe es keinen Platz mehr dafür. Allerdings wurde den jüdischen Gästen auch keine Alternative geboten.

Selektive Vermietung

Eineinhalb Jahre später sind die Umbauten abgeschlossen und das Zelt ist wieder in Gebrauch. So fanden etwa ein Skirennen, ein Fussball-Turnier und eine Hochzeit statt. Vermietet wurde es an Organisationen, Vereine oder Private – nur nicht an jüdische Gäste.

Diese Praktik sorgt bei Simon Gutmann für grosse Verärgerung. Der streng orthodoxe Jude aus Zürich hatte sich bis anhin um die jüdischen Gäste in der Gemeinde gekümmert. «Wir verstehen nicht, warum man uns dieses Zelt nicht vermieten will», sagte er gegenüber der Walliser Zeitung. «Geht es darum, eine Minderheit zu unterdrücken?»

orthodoxe juden
Eine Gruppe streng orthodoxer Juden. - keystone

Viele der Gäste kämen seit 30 Jahren nach Saas-Fee. «Und jetzt gibt man uns sehr stark das Gefühl, dass man uns hier nicht mehr will», so Gutmann. Das Gebet stünde bei ihnen über allem, weshalb ein solcher Gebetsort sehr wichtig für die jüdische Gemeinschaft sei. In Saas-Fee hätte es auch genügend andere Plätze, um ein Zelt aufzubauen.

Gemeindebund eingeschaltet

Auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund zeigt sich über das Vorgehen der Gemeinde erstaunt. So sagte Generalsekretär Jonathan Kreutner: «Es ist irritierend, dass es der Gemeinde Saas-Fee offenbar unmöglich sein soll, eine Gebetsräumlichkeit anzubieten. Es ist am Gemeinderat darzulegen, ob diese grosse und wichtige Gästegruppe auch wirklich willkommen ist. Wir vom Gemeindebund setzen auf Dialog und werden alles dafür tun, eine Lösung zu finden.»

Waren Sie schon einmal in Saas-Fee (VS) Skifahren?

Indes zeigt die Gemeinde keine Reaktion auf die Kritik. Stefan Zurbriggen verweigerte auf Anfrage des «Walliser Boten» die Stellungnahme.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

HochzeitFerienSaas-Fee