SBB lobbyiert gegen Homeoffice
Der SBB ist die Homeoffice-Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit ein Dorn im Auge. Sie will diese ausradieren – und damit ihre Fahrgäste zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- In einem internen Dokument drängt die SBB auf ein Kippen der Homeoffice-Empfehlung.
- Der Grund ist deutlich: Den Bundesbahnen fehlen die Fahrgäste.
«Mit Abstand schütze ich mich und alle anderen auch.» Mit diesem Zitat wirbt ETH-Epidemiologe Marcel Salathé für Sicherheit im öffentlichen Verkehr. Die Werbekampagne, die unter anderem die SBB initiiert hat, ist momentan überall zu sehen.
Doch Abstand halten ist schwieriger geworden in den letzten Tagen, die Züge sind wieder voller. Die Menschen kommen zurück ins Büro. Aufgrund der Homeoffice-Empfehlung des BAG liegt die Auslastung immer noch bei knapp 50 Prozent. Auf den lukrativen Fernverkehrsstrecken noch tiefer.
SBB mit grossen Ausbauplänen
Doch die Schweizerischen Bundesbahnen wollen ihre Fahrgäste zurück und lobbyieren gegen die Homeoffice-Empfehlung. «Die SBB haben deshalb lanciert, dass im Bundesstab für Bevölkerungsschutz eingebracht wird, diese Aussage jetzt zu relativieren.» Dies steht in einem vertraulichen Sitzungsprotokoll, dass den Tamedia Zeitungen vorliegt.
Die Pandemie hat gezeigt, dass mit Homeoffice Pendlerspitzen verhindert werden können. Doch die Bahn rechnet im Jahr 2040 mit 50 Prozent mehr Fahrgästen als heute und will weiter massiv ausbauen. Da passt Homeoffice nicht ins Konzept.
Die SBB selber dementiert auf Anfrage der Zeitungen, man habe keinen Antrag gestellt. Auch wenn das Thema vielfach besprochen worden sei. Trotzdem räumt sie ein, es sei im Interesse aller, wenn der ÖV unter Einhaltung der Schutzkonzepte wieder stärker genutzt werde.
Das BAG selber hält an der Homeoffice-Empfehlung fest. Bleibe ein Teil der Arbeitstätigen Zuhause, habe es in denn Büros mehr Platz und im ÖV weniger Gedränge. Beides reduziere das Übertragungsrisiko.