So bereiten Corona-Verschwörer die grosse Abstimmungslüge vor
In 12 Tagen stimmt die Schweiz über das Covid-Gesetz ab, ein Ja ist wahrscheinlich. Corona-Skeptiker bereiten die aus den USA importierte Abstimmungslüge vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Alle Umfragen deuten momentan auf ein Ja zum neuen Covid-Gesetz hin.
- Doch im Hintergrund wird bereits das Narrativ einer grossen Verschwörung vorbereitet.
- Alle diese Theorien lassen sich jedoch in kürzester Zeit widerlegen.
Am 28. November stimmt die Schweiz erneut über das Covid-Gesetz ab. Im Zentrum der Diskussion steht das Covid-Zertifikat, aber auch mehrere Finanzhilfen.
Bereits seit Wochen ist die Stimmung auf der Strasse und in den sozialen Medien aufgeheizt. Die Umfragen zeigen einen klaren Vorsprung des Ja-Lagers. Doch kaum ein Gesetz polarisiert so stark wie dieses, wie Politologe Claude Longchamp bei Nau.ch erklärte.
Damit nicht genug. Da es momentan stark nach einem «Ja» aussieht, verbreiten Gegner bereits die Geschichte eines möglichen Abstimmungsbetruges.
Die grosse Verschwörung auf Telegram
Nau.ch hat sich Nachrichten in den Telegram-Chats der Massnahmen-Kritiker angeschaut. In vier von fünf für die Kritiker relevanten Chats finden sich in den letzten zwei Wochen Nachrichten, die das Vertrauen in die Abstimmung untergraben sollen. Gezielt befeuern Kritiker das Narrativ eines grossangelegten Abstimmungsbetrugs.
Dabei handelt es sich sowohl um kleine Botschaften, die Unsicherheiten schüren, wie auch um offene Verschwörungstheorien. So steht da zum Beispiel: «Auch wenn wir an der korrekten Durchführung der Abstimmung zweifeln (...).»
Neben diesen Nachrichten werden aber auch offene Verschwörungstheorien verbreitet. Besonders oft betreffen diese die Schweizerische Post.
Steckt die Post hinter allem?
Post-Mitarbeitende würden Abstimmungscouverts durchleuchten und dann Nein-Stimmen entfernen, so die wirre Theorie. Als Beleg werden angebliche Whistleblower aufgeführt, ehemalige Post-Mitarbeitende, die zu dieser verwerflichen Handlung gezwungen wurden.
Quellen und Beweise zu diesen Behauptungen finden sich weder in irgendeinem Telegram-Chat, noch in der Realität. Die Rhetorik eines angeblichen Whistleblowers, «der diesen Wahlbetrug gesehen hat», wird dabei immer wieder verwendet und erinnert erneut stark an die Verschwörungstheorien rund um die US-Wahlen vor einem Jahr. Denn wie lässt sich schon widerlegen, dass «irgendjemand» etwas gesehen hat?
Die Post plant doch keine Verschwörung
Nau.ch hat die Screenshots der Schweizerischen Post vorgelegt. Diese weist die wirren Theorien klar zurück: «Die Mitarbeitenden der Post halten sich an das Briefgeheimnis. Es ist unser höchstes Gut», so Mediensprecher Stefan Dauner.
Das gelte selbstverständlich auch bei Wahl- und Abstimmungsunterlagen. «Wir ‹durchleuchten› also keine Wahl oder Abstimmungsunterlagen», so Dauner.
Das wäre bei der schieren Anzahl auch schon ziemlich schwierig, denn: «Wir transportieren jährlich rund 19 Millionen Abstimmungs- und Wahlsendungen sicher und vertrauenswürdig.» Nicht umsonst ist die Schweizerische Post offiziell die beste Post der Welt.
QAnon-Theorie als Basis der Abstimmungs-Verschwörung
Die extremste Verschwörungstheorie, welche nun auch offen in Schweizer Skeptiker-Chats kursiert, ist direkt aus den USA importiert. Die Stimmauszählungs-Software Dominion, die 2020 die Wahlen zwischen Donald Trump und Joe Biden manipuliert haben soll, gehöre ebenfalls der Schweizerischen Post und werde auch hier bei uns für den grossen Abstimmungsbetrug genutzt.
Auch dieses von Wahlverlierer Donald Trump verbreitete Wahl-Betrugs-Narrativ wurde mittlerweile x-fach widerlegt. Noch absurder ist die Theorie, wenn man überlegt, wie das System in der Schweiz funktioniert.
Briefstimmen werden nicht von der Post ausgezählt, sondern von den Gemeinden. Das Vier-Augen-Prinzip stellt ausserdem sicher, dass es bei der Auszählung nicht zu Betrug kommt. Und zu guter Letzt werden in der Schweiz gar nicht solche Wahlmaschinen - wie in den USA - eingesetzt.
Als würde das zur Widerlegung der Verschwörungs-Theorie nicht reichen, gibt es noch ein weiteres Problem: Die Schweizerische Post hat mit Dominion nichts am Hut: «Diese Firma gehört nicht zur Post», stellt Sprecher Stefan Dauner klar. Auch bei den US-Wahlen hatte die Post kein solches System im Einsatz, auch nicht indirekt über eine andere Firma.