Spenden aus Bern und Zürich und 15'000 Betten für Flüchtlinge
Bisher gelang rund 874'000 Menschen die Flucht aus der Ukraine. Die Schweizer Bevölkerung stellt sich zur Verfügung, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz zeigt den Opfern des Ukraine-Kriegs eine grosse Solidarität.
- Schweizer Haushalte stellten sich demnach zur Verfügung, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen.
- Die Schweiz schickte ein Hilfspaket im Wert von acht Millionen Franken nach Warschau.
Solidarität, Betroffenheit und konkrete Hilfe: Kantone, Organisationen und Zivilpersonen haben am Mittwoch ihre Hilfe für die Opfer des Krieges in der Ukraine konkretisiert. In der Schweiz und vor Ort. 150 Personen aus der Ukraine haben sich bisher in den Bundesasylzentren gemeldet.
Die Kantone Bern und Zürich entschieden, je eine Million Franken aus ihren Lotteriefonds für die humanitäre Soforthilfe zu spenden. Das Geld aus Bern soll anerkannten Hilfswerken wie dem Schweizerischen Roten Kreuz zugutekommen, hiess es. Das Geld aus Zürich geht ans Internationalen-Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
Auch die Zürcher Städte Winterthur und Wetzikon gaben am Mittwoch bekannt, dass sie einen Franken pro Einwohner spenden. Das macht rund 118'000 respektive 26'000 Franken. Gleichzeitig starteten über 30 Deutschschweizer Privatradios eine gemeinsame Solidaritätsaktion. Und am kommenden Mittwoch organisiert die Glückskette zusammen mit der SRG einen nationalen Spendentag für die ukrainische Bevölkerung.
Bisher gelang 874'000 Menschen die Flucht aus der Ukraine
Neben den Kantonen Basel-Stadt und Graubünden meldeten auch Bern und Zürich, dass sie sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereiteten.
Nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) sind seit Kriegsbeginn bereits 874'000 Personen aus dem Land geflüchtet. In der Schweiz seien aber noch sehr wenige von ihnen angekommen, hiess es beim Staatssekretariat für Migration (SEM).
Bis am Mittwochmorgen hätten sich rund 150 Menschen in den Schweizer Bundesasylzentren gemeldet. Das hiess es beim SEM auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Tendenz sei steigend.
6613 Haushalte boten an, Flüchtlinge aufzunehmen
Wie viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach Ausbruch des Krieges insgesamt in die Schweiz eingereist sind, ist aber noch nicht bekannt. Dies, weil die Flüchtlinge für 90 Tage visumfrei in den Schengenraum und damit auch in die Schweiz einreisen könnten.
Dadurch bestehe aber die Möglichkeit, dass sie auch bei privaten Personen Unterschlupf finden. Das SEM sei mit den Kantonen und Nichtregierungsorganisationen (NGO) im Gespräch, um die Unterstützung der Flüchtlinge zu koordinieren. Das berichtete SEM-Sprecher Daniel Bach auf Anfrage.
Auf Campax haben sich bis am Mittwochmittag bereits 6613 Schweizer bereit erklärt, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Damit stünden in der Schweiz 15'904 private Betten zur Verfügung.
Schweiz lieferte Hilfspaket in Höhe von acht Millionen Franken
Weitere 21'000 Personen unterzeichneten auf der gleichen Plattform einen offenen Brief an Justizministerin Karin Keller-Sutter. Darin forderten sie, 10'000 Kriegsflüchtlingen Schutz zu gewähren. Für Fragen in Zusammenhang mit der Aufnahme von Flüchtlingen richtete die Zeitschrift «Beobachter» sogar eine Gratis-Hotline ein.
Zur Hilfe vor Ort fuhr am Mittwoch ein Schweizer Hilfskonvoi mit sechs Lastwagen nach Polen los. Damit sollen Defibrillatoren, Beatmungsgeräte, Hygienemasken, Operationskittel und medizinische Schutzanzüge in die Ukraine gebracht werden.
Die Schweiz hatte ein Hilfspaket in der Höhe von insgesamt acht Millionen Franken bereitgestellt. Ein Frachtflugzeug mit 25 Tonnen Hilfsgütern war am Dienstag nach Warschau geflogen.
Situation wird laufend beobachtet
«Aufgrund der bedrohlichen Sicherheitslage» in der Ukraine selber musste die Schweiz bereits am Montag ihre Botschaft schliessen. Botschafter Claude Wild und vier seiner Mitarbeitenden hätten Kiew auf dem Landweg verlassen. Dies teilte am Mittwoch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage mit.
Sie seien «teilweise» bereits in die Schweiz zurückgekehrt. Angehörige des Kommandos Spezialkräfte (KSK) hätten die temporäre Schliessung der Botschaft unterstützt.
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) und die Armee analysierten die Situation in der Ukraine laufend. VBS-Vorsteherin Viola Amherd sagte im «Tagesgespräch» von Radio SRF: «Wir sind nicht direkt betroffen, aber müssen die Lage auch von Schweiz aus im Auge behalten.»
Eine Vermittlerrolle der Schweiz sei auch nach der Übernahme der Sanktionen gegen Russland noch möglich. Voraussetzung dafür sei die Anfrage der Parteien und eine Bereitschaft zum Dialog. Die Schweiz biete ihre guten Dienste weiter an.