St. Gallen: Wurde Hirtenhund Fly doch nicht vom Wolf attackiert?
St. Galler Kantonsverantwortliche sind skeptisch, ob Hirtenhund Fly wirklich vom Wolf attackiert wurde. «Frech» finden die Bauern, der Fall sei wohl eindeutig.
Das Wichtigste in Kürze
- Hirtenhund Fly hat in Flumserberg SG schwere Verletzungen erlitten.
- Die Landwirte sind erzürnt, denn für sie ist klar: Der Wolf hat Fly so zugerichtet.
- Ob dies wirklich stimmt? Der St. Galler Abteilungsleiter Jagd äussert Skepsis.
Es sind bestürzende Bilder: Hirtenhund Fly wurde übel zugerichtet. Unter seinem rechten Auge klafft eine Wunde, in seinem Fell klebt eingetrocknetes Blut. Fly wurde in der Region Flumserberg SG attackiert.
Für den St. Galler Bauernverband war der Fall sofort klar: Nun hat der Wolf auch Fly angegriffen.
Während die Landwirte zürnen, äussert sich Simon Meier, Leiter der Jagdabteilung des Kantons St. Gallen, gegenüber «Blick» neutral bezüglich des Geschehens. Ob der Hund tatsächlich von einem Wolf angegriffen worden sei, lasse sich nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen.
Könnte auch Hunde-Kampf gewesen sein
«Die Verletzungen können tatsächlich durch einen Wolf entstanden sein», hält Meier fest. Es sei aber auch möglich, dass sich Fly seine Wunden bei einem Kampf mit anderen Hirtenhunden zugezogen habe. Ein Rangordnungs-Kampf sei nicht auszuschliessen.
Beide Fälle würden sich nicht beweisen lassen. Von einer DNA-Analyse sei abgesehen worden. «Diese Tests führen selten zu Ergebnissen, wenn sie an lebenden Tieren gesammelt werden und zu viel Interpretationsspielraum bieten», erklärt Meier.
Kein Verständnis für Zweifel
Martin Keller, Präsident des St. Gallischen Schafzuchtverbandes, zeigt sich überrascht von Meiers Aussagen: «Alles deutet ziemlich klar auf einen Wolf hin, vielleicht sogar auf zwei.»
Keller habe 15 Jahre Erfahrung mit Herdenschutzhunden und hat in dieser Zeit viele Rangordnungs-Kämpfe beobachtet. Nach dem, was er gesehen habe, sei klar: «Für mich ist es ausgeschlossen, dass ein anderer Hund Fly so schwer verletzt haben könnte.»
Skepsis sei eine «freche» Behauptung
Auch Hirt Markus Eberle, welcher Fly damals verletzt aufgefunden hatte, fühlt sich vor den Kopf gestossen. Er kenne die Hirtenhunde: «Es gab nie Konflikte, weder beim Hüten auf der Weide noch beim Fressen.»
Er wisse, was er auf der Alp erlebt habe: viele Risse, und fast täglich tappte ein Wolf in die Fotofalle. «Es ist schon ein wenig frech, jetzt zu behaupten, es sei kein Wolf gewesen», findet Eberle gegenüber «Blick».