Nach dem Massaker der Hamas in Israel fühlten sich gleich mehrere Islamisten in Europa zu Terror beflügelt. Die Schweiz ist weniger gefährdet – doch warum?
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Polizisten patrouillieren nach dem Terror-Anschlag in Brüssel. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Frankreich hat ein Islamist einen Lehrer getötet und mehrere Menschen verletzt.
  • Wenig später kam es zu Terror in Brüssel: Ein Mann erschoss zwei Fussball-Fans.
  • In Europa steigt die Terrorgefahr – doch die Schweiz ist weniger betroffen. Die Gründe.
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Zuerst ein tödlicher Messerangriff und zahlreiche Bombendrohungen in Frankreich, dann ein Attentat auf Fussballfans in Belgien: In Europa ist es zuletzt gleich mehrfach zu Terror gekommen.

Experten sehen einen direkten Zusammenhang mit dem Israel-Krieg. Sie glauben, dass die Terrorgefahr deswegen in ganz Europa «mit hoher Wahrscheinlichkeit ansteigt».

Bereits vor wenigen Jahren gab es in vielen europäischen Ländern islamistischen Terror. Die Schweiz blieb grösstenteils verschont – Experten sehen auch jetzt eine kleinere Terrorgefahr als andernorts.

Doch warum ist die Schweiz kein grosses Ziel für Dschihadisten?

Wahrscheinlichkeit für Terror in der Schweiz nicht null

Kriminologe Dirk Baier sagt zu Nau.ch: «Dies liegt sicher auch daran, dass sich die Schweiz bei ausländischen Konflikten neutral verhält.»

Anders Frankreich: «Das Land engagiert sich international, schickt Soldaten oder andere Hilfen in Kriegsgebiete. Das ist radikalen Muslimen ein Dorn im Auge.» In Frankreich und Belgien gebe es zudem seit Jahren Gruppen radikaler Muslime.

Die neutrale Schweiz ist für Islamisten im Ranking der feindlichen westlichen Länder also nicht so weit oben angesiedelt. Das habe sich auch nicht geändert, glaubt der Experte.

Sorgen Sie sich vor Terror in der Schweiz?

«Ich denke nicht, dass die Terrorgefahr in der Schweiz jetzt sehr viel höher ist als um 2015 herum. Aber ausschliessen kann ich natürlich nicht, dass auch hier solch schreckliche Taten begangen werden.» Die Wahrscheinlichkeit sei leider nicht null.

«Für solche Anschläge braucht es immer Muslime, die sich radikalisieren», erklärt Baier. «Das passiert, wenn sie wenig integriert sind, in ihren Gemeinschaften bleiben und bereits radikalisierte Milieus bestehen.» Seien dann Polizei und Nachrichtendienste nicht aufmerksam genug, könne es zu Terror kommen.

«Massive Integrationsprobleme»

Der «rosa Elefant im Raum» sei zudem das Thema Migration, sagt Terrorexperte Nicolas Stockhammer zu Nau.ch. Er ist Autor des Buchs «Trügerische Ruhe» über die terroristische Bedrohung in Europa. «Illegale Zuwanderung ist in Deutschland und Frankreich ein grösseres Problem als in der Schweiz.»

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An einer Schule im nordfranzösischen Arras hat ein 20-jähriger Islamist vor wenigen Tagen einen Lehrer erstochen.
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In Frankreich gab es seit der neuen Eskalation im Nahostkonflikt zudem zahlreiche Bombendrohungen.
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Auch in Brüssel ist es wenig später zu Terror gekommen: Ein Islamist erschoss zwei schwedische Fussball-Fans.
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Die Schweiz blieb bislang grösstenteils von Terror verschont – und auch heute vermuten Experten eine kleinere Gefahr als etwa in Frankreich.
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Die vermuteten Gründe: Unter anderem gute Prävention, weniger illegale Zuwanderung und eine bessere Integration als etwa in Frankreich.

Zudem sei die Szene, gemessen an den Schweizer Einwohnerzahlen, zwangsläufig kleiner als etwa in Deutschland. «Deshalb ist die Gefahr dort automatisch grösser.»

Baier ergänzt: «Frankreich hat massive Integrationsprobleme.» Es biete Muslimen keine Perspektive.

«Erwarte Gewalttaten wie in Frankreich oder Belgien nicht»

Ein weiterer Faktor ist laut Baier, dass die Schweiz gute Arbeit im Bereich der Islamismusprävention leistet. «Ich habe den Eindruck, dass die Schweiz hier grundsätzlich gut aufgestellt ist. Deshalb erwarte ich Gewalttaten wie in Frankreich oder Belgien nicht.»

Ähnliches vermutet Terrorexperte Stockhammer: «Ich nehme an, mögliche Ziele für Terror sind in der Schweiz gut geschützt.»

Präventionsarbeit sei zwar auch im Ausland geschehen, sagt Baier – nur: «Es ist in grossen Ländern mit solch hoher Zuwanderung nicht einfach, alle davor zu bewahren, sich zu radikalisieren.»

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