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Thurgauer Arzt muss Praxis trotz Ansturm schliessen

Dina Müller
Dina Müller

Bodensee,

Der Ansturm auf Sticherlings Hausarztpraxis in Amriswil TG ist gross – und sie ist selbsttragend. Trotzdem findet der Arzt keine Nachfolge und muss schliessen.

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Es mangelt in der Schweiz an Ärzten, insbesondere in der Hausarztmedizin. So auch in Amriswil TG. - Google Streetview

Das Wichtigste in Kürze

  • Hausarzt Joachim Sticherling wollte seine Praxis in Amriswil TG ursprünglich weitergeben.
  • Er konnte jedoch keine Nachfolge finden.
  • Nun muss er die Hausarztpraxis schliessen – obwohl die Nachfrage gross ist.

Die Nachfrage nach Hausärzten wächst stetig, der Ärztemangel ist schon lange bekannt. Das bekommt auch Joachim Sticherling in seiner Hausarztpraxis in Amriswil TG zu spüren. Seine Praxis läuft gut – Patienten gäbe es zur Genüge. Und doch schaffte der Arzt es nicht, jemanden zu finden, der seine Praxis übernimmt.

«Die Praxis wurde in der letzten Zeit von den Leuten gestürmt», so Sticherling gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». An der Kundschaft fehlte es der Hausarztpraxis also nie – nicht zuletzt aufgrund des Mangels an anderen Praxen.

Wurdest du schon einmal von einer Hausarztpraxis abgewiesen?

Doch Sticherling ist in diesem Jahr 64 Jahre alt geworden. Es ist also längst Zeit, sich über die Pensionierung Gedanken zu machen.

Arzt will «sein Leben geniessen»

Vollständig in die Rente möchte Sticherling nicht gehen. «Es wäre falsch, jetzt aufzuhören», sagt er. Schliesslich sei er dank seiner Erfahrung immer besser geworden. Der Arzt möchte jedoch sein Pensum reduzieren und «sein Leben geniessen».

Dazu hat er einen Teilzeitjob bei der Medbase verhandelt und plante, seine Hausarztpraxis einem Nachfolger zu übergeben. So wie auch er sie 2017 übernommen hatte.

Doch die Suche erwies sich schwieriger als gedacht. Aufgrund des Ärztemangels gab es wohl nur wenige Interessenten. Ein weiterer Grund für das fehlende Interesse sei aber auch der finanzielle Aspekt der Selbstständigkeit. Die meisten Ärzte möchten keine wirtschaftliche Verantwortung übernehmen, so Sticherling.

Sticherlings Praxis wird deshalb nun schliessen müssen – wie schon so viele Hausarztpraxen davor. Bei seinem neuen Job kann er aber weiterhin für die meisten seiner Patienten sorgen. Diejenigen, die möchten, können ihm zu der neuen Praxis folgen.

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Kommentare

User #5042 (nicht angemeldet)

Es gab mal eine Zeit, als ich selbst noch HA war und die Gesundheitskosten stetig stiegen, da gab es eine Bundesrätin , die als Lösung vorschlug, jeder Arzt der sich frühjzeitig pensionieren lässt, soll vom Bund eine Million als Entschädigung erhalten.Auf Wunsch kann ich den Namen der erwähnten BR gerne nennen.

User #4394 (nicht angemeldet)

Durch den Medizin-Test machen wir eine Auswahl der Ambitioniertesten und Elite, die nicht Hausarzt werden möchten. Es sollte ein Extra-Medizin-Studium geben, nur mit Studierenden, deren absolut grösster Wunsch ist, Hausarzt, Kinderarzt zu werden. (Wechsel nur durch Tausch oder ausgezeichnete Fähigkeiten für Spezialgebiet, die im Studium erst entdeckt werden). Aber es läuft auch schon an der Fachhochschule schief, mit Studienplatzbeschränkung. Kantone bieten zwar Fachmaturität an, aber haben keinen Anschluss an Studienplatz in Gesundheit oder Sozialer Arbeit an Fachhochschulen. Für Kanton Thurgau ist Fachmittelschule nur Quoten-Mittelschule für Kanton, damit es besser aussieht in der Statistik der Mittelschulabgänger. Aber Studienplätze werden nicht an die erhöhte Zahl der Fachmaturanden angepasst an der Fachhochschule St. Gallen und ZHAW und dazu sind Fachhochschulen nicht vorbereitet auf Fachmaturanden, sondern schauen nur auf FaBe und HF-Abgänger mit Berufsmaturität! Ein Hausarzt-Studiengang Medizin, das wäre ein erster Schritt zur Lösung und genügend Studienplätze in Gesundheits-Studiengängen und Sozialer Arbeit an Fachhochschulen! Der Numerus Clausus ist wirklich nicht mehr angebracht, bei diesem Mangel an Fachpersonen! Ich studiere jetzt ein Fach an der Universität, das niemand benötigt, aber wurde dazu gezwungen, wegen fehlender Studienplätze an der Fachhochschule!

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