Uhrenverbandspräsident sieht grosses Potenzial in Indien
Schweizer Uhrenexporte erleben einen Rückgang, doch die Branche bleibt optimistisch. Grosses Potenzial sieht Yves Bugmann unter anderem am indischen Markt.
Nach zwei Boom-Jahren stockt das Geschäft mit Schweizer Uhren. Im Februar wurden erstmals seit längerem weniger Uhren als im Jahr davor exportiert. Der neue Präsident des Schweizerischen Uhrenverbands (FH), Yves Bugmann, sieht die Branche für die Zukunft aber nach wie vor gut aufgestellt.
Grosses Potenzial sieht er unter anderem am indischen Markt. «Der leichte Exportrückgang im Februar ist eine Momentaufnahme», sagte Bugmann an der Uhrenmesse «Watches&Wonders» im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP in Genf. Nun gelte es zu beobachten, wie sich das Geschäft in dem von Konjunktursorgen und geopolitischen Krisen belasteten Umfeld weiterentwickelt.
Sorgen bereite der Branche zudem der trotz SNB-Zinssenkung nach wie vor starke Schweizer Franken. Im Februar sanken die Ausfuhren von Schweizer Zeitmessern um 3,8 Prozent auf 2,15 Milliarden Franken. Allerdings hatte die Branche in den beiden vergangenen Jahren stark zugelegt und dabei im Jahr 2023 mit einem Exportvolumen von 26,7 Milliarden Franken einen Rekord verbucht.
China bremst – andere Märkte wachsen
Hauptgrund für den Rückgang des Exportvolumens im Februar war China. «Die wirtschaftliche Lage in China ist angespannt und die Konsumentinnen und Konsumenten legen ihr Geld eher auf die Seite, anstatt es auszugeben, etwa für den Kauf einer Uhr», sagte Bugmann, der Anfang 2024 das FH-Präsidium von Jean-Daniel Pasche übernommen hat.
Demgegenüber entwickeln sich laut Bugmann andere Märkte für die Schweizer Uhrenhersteller weiterhin äusserst positiv. «Die USA weisen seit zwei Jahren trotz hoher Inflation ungebrochenes Wachstum aus und legen weiter zu.»
Sehr gut läuft das Geschäft für die Uhrenhersteller etwa in Singapur, einigen lateinamerikanischen Märkten, in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder seit jüngst auch in Indien. «Der indische Markt weise mit den rund 1,4 Milliarden Menschen grosses Potenzial auf», sagte Bugmann.
Indischer Markt: Ein neuer Hoffnungsträger
Lange Zeit kam der indische Uhrenmarkt trotz Investitionen vieler Marken nicht recht in Fahrt. Doch das hat sich geändert: Im vergangenen Jahr rückte Indien mit einem Wachstum von 16 Prozent in der Uhrenexportstatistik auf Rang 22 vor und liess Länder wie Österreich, Irland oder Kuwait hinter sich.
«Das neu mit Indien abgeschlossene Freihandelsabkommen wird Indien für die Uhrenindustrie noch interessanter machen», ist Bugmann überzeugt. Schliesslich würden dadurch die heute bei 20 Prozent liegenden Einfuhrzölle für Uhren während sieben Jahren schrittweise auf null gesenkt.
Ein grosses Anliegen von Bugmann bleibt die Bekämpfung des Handels mit Uhrenfälschungen. «Jahr für Jahr beschlagnahmt der Schweizerische Uhrenverband mehrere Millionen gefälschte Schweizer Uhren auf den Märkten und zieht über eine Million Annoncen für gefälschte Uhren im Internet aus dem Verkehr», erklärte der Präsident.
Kampf gegen Fälschungen
«Für den Schutz unserer Produkte mit dem Qualitätslabel 'Swiss Made' setzen wir uns weiterhin stark ein», so Bugmann. Dafür wurde bereits vor mehreren Jahren unter dem Dach des Verbands eine Gruppe mit 50 Uhrenmarken aufgebaut, die sich mit Aktionen in der Fälschungsbekämpfung engagiert.
Auch in Indien seien für den Schutz von «Swiss Made»-Produkten wichtige Fortschritte erzielt worden, sagte Bugmann. Überzeugungsarbeit muss er aber auch hierzulande unter Politikern leisten. Zum Problem könnte beispielsweise die im Parlament diskutierte Revision des Zollgesetzes werden.
Demnach könnten in Zukunft nicht abgabepflichtige Waren von der Zollanmeldepflicht befreit werden. Dieser Ansatz hatte Anfang März im Nationalrat Anklang gefunden und wird noch im Ständerat behandelt. «Werden am Zoll weniger Pakete kontrolliert, dann werden auch mehr Uhrenfälschungen in die Schweiz importiert», warnte Bugmann.