Ukraine Krieg: Muss die Schweiz wegen Russen-Gas-Stopp zittern?
Der russische Gas-Stopp im Ukraine-Krieg für Bulgarien und Polen lässt aufhorchen. Wird demnächst auch der Schweiz der Gashahn zugedreht?
Das Wichtigste in Kürze
- Mutmasslich als Exempel stoppte Russland Gaslieferungen an Polen und Bulgarien.
- In Deutschland wird nun befürchtet, dass auch dort der Gashahn zugedreht wird.
- Könnte demnächst auch die Schweiz betroffen sein?
Russland hat über Bulgarien und Polen den Gasexport-Stopp verhängt. Grund: Sowohl Warschau als auch die bulgarische Regierung weigerten sich, Erdgas mit Rubel zu bezahlen. Die Aktion wird als Zeichen Russlands im Ukraine-Krieg gesehen, wonach sich EU-Staaten hüten sollen.
Sorge um Gas-Stopp im Ukraine-Krieg
Insbesondere in Deutschland wächst die Besorgnis um einen kommenden Gasexport-Stopp. Doch was hiesse das eigentlich für die Schweiz? Könnte es auch hierzulande zu einem Wegfall des für uns wichtigsten Erdgaslieferanten kommen? Schliesslich stammen rund 50 Prozent der Schweizer Erdgasbezüge indirekt aus Russland.
Wirtschaftsexperte Reto Föllmi sagt gegenüber Nau.ch: «Ein Stopp an weitere EU-Länder dürfte auch die Schweiz treffen, da wir das Gas über die Nachbarländer beziehen.» Deutschland würde sein Gas kaum in die Schweiz weiterleiten.
Wie hoch das Risiko für ein solches Szenario ist, sei «derzeit schwer abzuschätzen», so Föllmi. Klar sei, dass Russland im Ukraine-Krieg an kleineren Märkten ein Exempel statuiere. Wann ein grosser Absatzmarkt wie Deutschland betroffen sein wird, sei unklar.
Bei Knappheit: Regierung wird zum Erdgas-Sparen anrufen
Doch was, wenn es zu einem Erdgas-Stopp in unseren Nachbarländern kommt? «Kritisch würde die Lage nächsten Winter sein. Alternativen sind kurzfristig Erdöl, einige Gasverbraucher haben Zweitstoffanlagen.» Mittelfristig sei Gas auch über Schiff importierbar. Doch: «Dafür braucht es Terminals, die an den grossen Häfen gebaut werden müssen».
Immerhin: Für Erdöl gibt es laut dem Bundesamt für Energie (BFE) Pflichtlager. «Diese decken den Bedarf von vier Monaten», sagt Mediensprecher Fabien Lüthi.
Während es zwar keine grösseren Erdgasspeicher gebe, sei die Westschweizer Gesellschaft Gaznat an einem unterirdischen Gaslager in Frankreich beteiligt. «Dazu gibt es ein Abkommen zwischen der Schweiz und Frankreich, das sicherstellt, dass Kunden (...) auch bei Engpässen beliefert werden.»
Sollte es dennoch zur Gasmangellage kommen, werde das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) Spar-Appelle an die Bevölkerung und Wirtschaft richten. In einem zweiten Schritt würden die Zweitstoffanlagen zum Umschalten auf Heizöl verpflichtet werden.