Vater und vier Söhne wegen Menschenhandel vor Gericht in Moutier BE
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag müssen ein Mann und seine Söhne vor dem Regionalgericht in Moutier erscheinen.
- Angeblich sollen sie vier Frauen über mehrere Jahre wie Sklaven gehalten haben.
Ein 65-jähriger Mann und seine vier Söhne müssen sich seit Montag vor dem Regionalgericht in Moutier BE verantworten. Sie sollen vier Frauen jahrelang unter sklavenartigen Bedingungen gehalten haben.
Im Prozess um die kosovarischstämmige Familie sind am Montag die Opfer befragt worden. Eine Konfrontation mit den mutmasslichen Tätern wurde vermieden. Der angeklagte Schwiegervater und seine vier Söhne verfolgten die Befragung der Opfer in einem Nebensaal per Videoschaltung.
Dies erfolgte auf Wunsch der Frauen. Sie sind heute im Alter zwischen 24 und 36 Jahren. «Ich wurde vom Schwiegervater geschlagen», berichtete eine der Frauen. Der Schwiegervater und ihr Mann hätten sie auch unter Druck gesetzt. Sie habe nie eine freie Wahl treffen können und sei konstant überwacht worden, auch von einer Kamera.
Familie organisierte ihr Leben nach Mittelalter-Recht
Sie habe Angst vor der Zukunft, sagte die Frau, denn sie wisse nicht, was noch passiere. Sie lebt in Scheidung von ihrem Mann.
Die vom Balkan stammende Familie soll ihr Leben gemäss dem Kanun – einem mittelalterlichen Gewohnheitsrecht – organisiert haben. Der Vater war in der Rolle des patriarchalen Oberhaupts. Für die vier Söhne sollen minderjährige Ehefrauen aus dem Balkan organisiert worden sein. Die Frauen wurden laut Anklageschrift geschlagen, mussten sexuell gefügig sein und durften kaum Kontakt zu Aussenstehenden haben.
2019 konnten sie fliehen. Dem Vater und seinen Söhnen wird unter anderem Menschenhandel, Zwangsheirat, Vergewaltigung und sexuelle Handlungen mit Kindern vorgeworfen. Das Urteil wird am 24. November erwartet.