Vegan, halal, Speck: Gefängnisse bekochen Insassen nach Wunsch
Vegan, glutenfrei, halal, Speck, Rippli – oder doch lieber gutes Lammfleisch? In vielen Schweizer Gefängnissen geniessen Insassen die Qual der Wahl.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Gefängnisse bieten Insassen vielfältige Menüs nach Wunsch.
- Häftlinge können teilweise zwischen vegan, halal, glutenfrei und Fleisch wählen.
- Einige Gefängnisse verzichten wegen Mehraufwands jedoch ganz auf Schweinefleisch.
In den Schweizer Gefängnissen geht es auf der Menükarte edel zu und her: Vegan, glutenfrei, halal oder Speck und Rippli – zahlreiche Wünsche der Häftlinge werden umgesetzt. Das zeigt eine Umfrage von Nau.ch.
Eine Rolle spielen neben Unverträglichkeiten und Religion auch ethische oder gar geschmackliche Vorlieben.
Im Gefängnis Saxerriet im Kanton St. Gallen beispielsweise «verlangen» christliche Häftlinge «ab und zu Speck, Rippli, Blutwürste, Kotelette, Schweinesteak und weiteres», sagt eine Sprecherin.
All diese Speisen würden von den Häftlingen «sehr geschätzt».
Vegetarisch, vegan oder glutenfrei
Auch im Massnahmenzentrum St. Johannsen in Gals BE wird kulinarische Vielfalt grossgeschrieben. Hier erhalten die Häftlinge Rind, Lamm und Wild.
Das teure Lamm ist dort sogar die Fleischsorte, die am zweithäufigsten gegessen wird! Fisch gibt es auch – aber nur zweimal im Monat.
In anderen Einrichtungen, wie etwa in Frauenfeld TG oder der Pöschwies in Regensdorf ZH, ist der Speiseplan noch massgeschneiderter.
Hier können die Insassen auf Wunsch vegetarisch, vegan, laktosefrei oder sogar glutenfrei speisen – natürlich nur mit ärztlicher Bestätigung.
Sowohl laktose-, glutenfrei und vegan sind zwar auch in anderen Gefängnissen ein Thema. Solche Speisen werden aber beispielsweise in der Strafanstalt Gmünden AR «nur selten gewünscht».
Gefängnisse kochen kein Söili – wegen «Mehraufwand»
Auch ein Thema: halal – Essen, das muslimischen Häftlingen erlaubt ist. Schweinefleisch zum Beispiel ist nicht halal. Jüdische Glaubensangehörige essen es ebenfalls nicht.
Erst kürzlich sorgte die Strafanstalt Cazis GR für Schlagzeilen, weil sie muslimischen Häftlingen fälschlicherweise Schweinefleisch auftischte.
Einige Gefängnisse servieren es gar nicht mehr – zum Beispiel die Regionalgefängnisse des Kantons Bern, wie es auf Anfrage heisst. Und das schon seit 2012.
Grund: Gäbe es Schweinefleisch, müsste für Insassen, die es aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht essen, ein zweites Fleischprodukt angeboten werden. «Das wäre ein logistischer und finanzieller Mehraufwand.»
Auch im Regionalgefängnis Moutier, das ab Januar zum Kanton Jura gehört, gibt es gar kein Schweinefleisch.
Würste aus hauseigener Schlachtung
In den Regionalgefängnissen Burgdorf, Bern und Thun gibt es etwa Poulet, Trutenfleisch, Rind und Lamm. Letzteres ist normalerweise kein Standard in der Kantine.
In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil hingegen heisst es: «Schweinefleisch kommt bei uns regelmässig, wenn auch nicht häufig auf den Tisch.»
Das Fleisch stammt nicht etwa aus der industriellen Massenhandlung. Nein, es kommt «aus hauseigener Schlachtung» und «meistens in Form von Würsten, Ragout oder Braten».
Und wer kein Schweinefleisch isst, erhält Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder auch hier Lamm. So auch in den Regionalgefängnissen Moutier und Biel.
Schon fast trist sieht es im Vergleich in der JVA Hindelbank aus: kein Lamm, kein Rindfleisch.
Hin und wieder Schweinefleisch, ansonsten Geflügel und jeden Freitag: Fisch. In Thorberg sieht die Lage ähnlich aus.