Vegan, halal, Speck: Gefängnisse bekochen Insassen nach Wunsch

Alexander König
Alexander König

Werdenberg,

Vegan, glutenfrei, halal, Speck, Rippli – oder doch lieber gutes Lammfleisch? In vielen Schweizer Gefängnissen geniessen Insassen die Qual der Wahl.

Vegan
Vegan, glutenfrei, halal, Schweinsrippli und Lammflesich: Gefängnis-Insassen in der Schweiz werden kulinarisch verwöhnt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Gefängnisse bieten Insassen vielfältige Menüs nach Wunsch.
  • Häftlinge können teilweise zwischen vegan, halal, glutenfrei und Fleisch wählen.
  • Einige Gefängnisse verzichten wegen Mehraufwands jedoch ganz auf Schweinefleisch.

In den Schweizer Gefängnissen geht es auf der Menükarte edel zu und her: Vegan, glutenfrei, halal oder Speck und Rippli – zahlreiche Wünsche der Häftlinge werden umgesetzt. Das zeigt eine Umfrage von Nau.ch.

Eine Rolle spielen neben Unverträglichkeiten und Religion auch ethische oder gar geschmackliche Vorlieben.

Im Gefängnis Saxerriet im Kanton St. Gallen beispielsweise «verlangen» christliche Häftlinge «ab und zu Speck, Rippli, Blutwürste, Kotelette, Schweinesteak und weiteres», sagt eine Sprecherin.

All diese Speisen würden von den Häftlingen «sehr geschätzt».

Vegetarisch, vegan oder glutenfrei

Auch im Massnahmenzentrum St. Johannsen in Gals BE wird kulinarische Vielfalt grossgeschrieben. Hier erhalten die Häftlinge Rind, Lamm und Wild.

Das teure Lamm ist dort sogar die Fleischsorte, die am zweithäufigsten gegessen wird! Fisch gibt es auch – aber nur zweimal im Monat.

In anderen Einrichtungen, wie etwa in Frauenfeld TG oder der Pöschwies in Regensdorf ZH, ist der Speiseplan noch massgeschneiderter.

Pöschwies
Die Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH. Hier ist laktosefreie Ernährung möglich. - keystone

Hier können die Insassen auf Wunsch vegetarisch, vegan, laktosefrei oder sogar glutenfrei speisen – natürlich nur mit ärztlicher Bestätigung.

Sowohl laktose-, glutenfrei und vegan sind zwar auch in anderen Gefängnissen ein Thema. Solche Speisen werden aber beispielsweise in der Strafanstalt Gmünden AR «nur selten gewünscht».

Gefängnisse kochen kein Söili – wegen «Mehraufwand»

Auch ein Thema: halal – Essen, das muslimischen Häftlingen erlaubt ist. Schweinefleisch zum Beispiel ist nicht halal. Jüdische Glaubensangehörige essen es ebenfalls nicht.

Erst kürzlich sorgte die Strafanstalt Cazis GR für Schlagzeilen, weil sie muslimischen Häftlingen fälschlicherweise Schweinefleisch auftischte.

Sollten Häftlinge im Knast Menü-Wünsche anbringen dürfen?

Einige Gefängnisse servieren es gar nicht mehr – zum Beispiel die Regionalgefängnisse des Kantons Bern, wie es auf Anfrage heisst. Und das schon seit 2012.

Grund: Gäbe es Schweinefleisch, müsste für Insassen, die es aus religiösen oder kulturellen Gründen nicht essen, ein zweites Fleischprodukt angeboten werden. «Das wäre ein logistischer und finanzieller Mehraufwand.»

Auch im Regionalgefängnis Moutier, das ab Januar zum Kanton Jura gehört, gibt es gar kein Schweinefleisch.

Würste aus hauseigener Schlachtung

In den Regionalgefängnissen Burgdorf, Bern und Thun gibt es etwa Poulet, Trutenfleisch, Rind und Lamm. Letzteres ist normalerweise kein Standard in der Kantine.

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil hingegen heisst es: «Schweinefleisch kommt bei uns regelmässig, wenn auch nicht häufig auf den Tisch.»

Das Fleisch stammt nicht etwa aus der industriellen Massenhandlung. Nein, es kommt «aus hauseigener Schlachtung» und «meistens in Form von Würsten, Ragout oder Braten».

Und wer kein Schweinefleisch isst, erhält Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder auch hier Lamm. So auch in den Regionalgefängnissen Moutier und Biel.

Gibt es gewisse Dinge, die du nicht isst?

Schon fast trist sieht es im Vergleich in der JVA Hindelbank aus: kein Lamm, kein Rindfleisch.

Hin und wieder Schweinefleisch, ansonsten Geflügel und jeden Freitag: Fisch. In Thorberg sieht die Lage ähnlich aus.

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Kommentare

User #3875 (nicht angemeldet)

Warum wollen die Fleischfressenden kein Stinktier Fleisch essen? Stinktier Fleisch ist sehr zart und riecht göttlich

User #5761 (nicht angemeldet)

Die Gier nach immer mehr Fleisch treibt zugleich den Welthunger voran. Theoretisch gäbe es mehr als genug Möglichkeiten um mit dem heute angebauten Weizen, Soja und Getreide die gesamte Weltbevölkerung problemlos zu ernähren! Stattdessen wird das Getreide den Menschen, die es dringend bräuchten, vorenthalten und in die Tierindustrie gepumpt!! Anstatt den Umweg über den Tiermagen zu nehmen, könnten die Feldfrüchte direkt verzehrt werden und damit erheblich mehr Menschen ernähren!!!

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