Verlobte von Julian Assange verlangt von der Schweiz «klare Worte»
Die Partnerin von Wikileaks-Gründer Julian Assange, Stella Moris, hat in ihrem Kampf für dessen Freilassung von der Schweizer Politik «klare Worte» gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Wikileaks-Gründer Julian Assange drohen in den USA 175 Jahre Gefängnis.
- Seine Partnerin Stella Moris fordert unter anderem von der Schweiz «klare Worte».
- «Julians Leben ist in ernster Gefahr», erklärt sie und hofft auf Asyl von Assange.
Die Partnerin von Wikileaks-Gründer Julian Assange, Stella Moris, hat in ihrem Kampf für dessen Freilassung von der Schweizer Politik «klare Worte» gefordert. Diese müsse den Druck auf die USA respektive Grossbritannien erhöhen, forderte die 38-jährige Südafrikanerin in einem Interview mit dem «SonntagsBlick».
«Es muss alles getan werden, was möglich ist. Alles», sagte Moris. «Julians Leben ist in ernster Gefahr.« Sein Fall sei ein Skandal und ein Angriff auf das gesamte, auf Regeln basierende internationale System. »Das betrifft auch die Schweiz und ihre Werte. Es wäre nur logisch und natürlich, dass sie in Julians Fall den Druck erhöht.»
175 Jahre Gefängnis
Der 49 Jahre alte Australier steht wegen der Veröffentlichung von mehr als 700'000 geheimen Dokumenten über militärische und diplomatische Aktivitäten der USA aus dem Jahr 2010 vor Gericht und muss in den USA mit bis zu 175 Jahren Gefängnis rechnen.
Assange wurde 2019 verhaftet, nachdem er sich sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London verschanzt hatte, wohin er auf Kaution geflohen war. Er befindet sich in Einzelhaft und ist laut seinem Umfeld angeschlagen.
Eine Reihe von Institutionen und Persönlichkeiten hatten sich am Freitag in Genf einem Appell für die «sofortige» Freilassung von Assange zusammengeschlossen. Sie forderten die Schweiz und andere Länder auf, den Wikileaks-Gründer aufzunehmen. Zu den Unterzeichnenden gehörten etwa die Genfer Stadtpräsidentin Frédérique Perler und Ständerat Carlo Sommaruga (SP/GE).
Forderungen gegen Auslieferung
Die Unterzeichner forderten die britische Justiz, die über eine Berufung der USA zu entscheiden hat, auf, die Auslieferung Assanges abzulehnen, da sie diese als Bedrohung und «verheerend» für die Pressefreiheit ansieht.
Eine Statue des Australiers wurde an den Bains des Pâquis am Ufer des Genfersees enthüllt und am Samstag offiziell eingeweiht. In Genf anwesend war auch Moris, die mit Assange zwei Söhne hat.
Mehrere Unterstützer des Genfer Appells baten den neuen US-Präsidenten Joe Biden, der am 16. Juni für sein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Genf sein wird, den Auslieferungsantrag fallen zu lassen.
Die britische Justiz hatte erst im Januar die Auslieferung des Wikileaks-Gründers verweigert, aber die US-Regierung legte später Einspruch gegen die Entscheidung ein.
Schweizer Politik setzt sich vermehrt für Assange ein
Das Genfer Kantonsparlament hatte im Februar 2020 vom Bund ein humanitäres Visum für Assange gefordert und dazu mit deutlicher Mehrheit eine Resolution verabschiedet. Die Kantonsregierung wurde darin aufgefordert, beim Bundesrat zu intervenieren.
In der Schweiz wurden in der Vergangenheit mehrfach Forderungen laut, Assange Asyl zu gewähren. Der Uno-Sonderbeauftragte für Folter, Nils Melzer, kritisierte 2019 das Verhalten der Schweizer Regierung respektive ihr Schweigen in dem Fall.
Der Bundesrat hatte allerdings 2017 in einer Antwort ans Parlament erklärt, er sehe Assange nicht als Verteidiger von Menschenrechten, den es zu schützen gelte. Assange sei ein Informatikexperte, Investigationsjournalist und politischer Aktivist, dessen Absicht die öffentliche Verbreitung von vertraulichen Informationen sei.