Verteidiger fordern Freisprüche für Maudet und Mitangeklagte
Der ehemalige Stabschef des früheren Stadtrats von Genf Patrick Baud-Lavigne hat den Freispruch von allen Anklagepunkte gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Patrick Baud-Lavigne sei «ein wahrer Diener des Staates», wie sein Anwalt sagt.
- Er hat versucht eine Einladung für den Formel-1-Grand-Prix in Abu Dhabi zu erhalten.
Am dritten Verhandlungstag im Berufungsprozess gegen Pierre Maudet und seine drei Mitangeklagten haben die Verteidiger auf Freispruch plädiert. Zuerst waren die Anwälte des ehemaligen Stabschefs des früheren Staatsrats an der Reihe.
«Dieser Fall ist stark von Moralismus gefärbt. Wir sollten nicht die Lüge beurteilen, sondern die Fakten.» Dies sagte Jean-Marc Carnicé, der Anwalt von Maudets Ex-Stabschef Patrick Baud-Lavigne in seinem Plädoyer am Mittwoch.
Er sei «ein wahrer Diener des Staates, der von der Staatsanwaltschaft in die Öffentlichkeit gerückt wurde, um Pierre Maudet anzugreifen». «Als Opfer eines wahren Medien-Tsunamis hat er bereits viel bezahlen müssen», sagte sein Anwalt.
An der Luxusreise nach Abu Dhabi im Jahr 2015 habe Baud-Lavigne auf Vorschlag von Maudet teilgenommen. Sein Mandant sei bereit gewesen für eine reine Vergnügungsreise zu zahlen, für deren Kosten schliesslich die emiratische Königsfamilie aufgekommen sei. Die Königsfamilie hat von allen Gäste des Formel-1-Grand-Prix die Kosten übernommen, fuhr der Anwalt fort. «Er hat diesen Vorteil nicht aufgrund seines Postens als hoher Beamter erhalten.»
Müsse auch vom zweiten Vorwurf entlastet werden
Wenn er von der Vorteilsannahme freigesprochen werden sollte, müsse der ehemalige Exekutivbeamte auch vom zweiten Vorwurf entlastet werden. So wie es das Polizeigericht in erster Instanz getan habe. Dabei ging es um die Finanzierung einer politischen Umfrage über die Anliegen der Genfer Bevölkerung, die den Interessen Maudet dienen.
Ebenso versuchten die Anwälte des Maudet-Vertrauten, die Vorwürfe der Anstiftung zum Amtsmissbrauch im zu entkräften. Dies im Zusammenhang mit der Genehmigung zur Eröffnung einer Bar und der Verletzung des Amtsgeheimnisses.
Die Anwälte des einen Geschäftsmannes, der die Reise nach Abu Dhabi organisiert hatte, plädierten ebenfalls auf Freispruch. Der im Immobiliengeschäft tätige Magid Khoury war in erster Instanz wegen Vorteilsgewährung verurteilt worden.
Baud-Lavigne habe Genf helfen wollen
Sein Mandant habe lediglich Genf helfen wollen, indem er versucht habe, eine offizielle Einladung für Maudet zum Formel-1-Grand-Prix zu erhalten. Er habe seinen Onkel in Abu Dhabi angerufen, ohne dass dieser eine Garantie für eine Einladung gegeben habe. «Mein Mandant hat dies getan, um die Bemühungen von Pierre Maudet um Genf zu unterstützen», erklärte er.
Die Plädoyers wurden am Mittwochnachmittag fortgesetzt. Die Anwälte von Maudet werden voraussichtlich am Donnerstagmorgen zu Wort kommen.
Der ehemalige Staatsrat wurde im Februar vom Polizeigericht zu einer bedingten Geldstrafe von 300 Tagessätzen zu 400 Franken verurteilt. Wenige Wochen später trat der frühere FDP-Politiker als Parteiloser für seine eigene Nachfolge in der Ersatzwahl für den Staatsrat an. Trotz eines Achtungserfolgs verpasste er den neuerlichen Einzug in die Kantonsregierung.