«Vorwand Inflation»: Autoversicherer werden teurer – Kritik
Die Autoversicherungen werden 2025 vielerorts teurer – auch wegen der Inflation. Ein Comparis-Experte findet die Begründung fragwürdig.
Das Wichtigste in Kürze
- Autofahrenden droht für das Jahr 2025 eine höhere Versicherungsprämie.
- Laut Comparis kündigen sechs von 13 Versicherern eine allgemeine Anpassung an.
- Ein Hauptgrund sei sie Inflation, doch das werfe Fragen auf, findet ein Experte.
Viele Autoversicherer erhöhen für das Jahr 2025 die Prämien für Bestandskundinnen und -kunden. Das geht aus einer Analyse des Online-Vergleichsdiensts Comparis hervor, die am Dienstag publiziert wurde.
Sechs der 13 angefragten Versicherer hätten eine allgemeine Prämienanpassung für das Jahr 2025 angekündigt, schreibt Comparis. Bei vier Anbietern seien individuelle Prämienerhöhungen bei bestehenden Verträgen möglich, einzig der TCS sehe von Prämienerhöhungen für die Bestandskundschaft ab.
Experte: Inflation als Grund wirft Fragen auf
Neben der Inflation und gestiegenen Kosten in der Schadensbearbeitung tragen auch mehr Schadensfällen aufgrund von Umweltereignissen zur Prämienerhöhung bei. Schon in diesem Jahr seien die Prämien für Motorfahrzeugversicherungen 4,7 Prozent höher gewesen als noch 2023.
«Die Begründungen der Versicherer werfen Fragen auf», wird Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic in der Mitteilung zitiert. «Die Inflationsrate in der Schweiz lag im Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat bei 0,6 Prozent. Das ist ein ähnliches Niveau wie 2021.»
Die Frage sei, «ob die Versicherer die Teuerung als Vorwand nutzen, um nach Jahren sinkender Prämien die Preise wieder anzuheben».
Bis zu 15 Prozent mehr?
Wie viel höher die Prämien ausfallen werden, ist noch unklar. Nur der Anbieter Simpego habe eine konkrete Erhöhung von durchschnittlich rund fünf Prozent kommuniziert. Bei den anderen Autoversicherern gebe es noch keine konkreten Zahlen für Bestandskundinnen und -kunden.
Doch der Online-Vergleichsdienst schreibt: «Comparis-internen Erkenntnissen zufolge könnten die Prämien in Einzelfällen ohne Schadensfall 2025 aber 15 Prozent höher ausfallen als 2024.»
Nachdem die Prämien in den letzten 20 Jahren deutlich tiefer wurden, deutet sich jetzt wieder ein Kurswechsel an.
«Kundinnen und Kunden sollten sich nicht von allgemeinen Begründungen wie Inflation blenden lassen und Prämienerhöhungen wortlos akzeptieren», meint Experte Kolecic. «Ein Prämienvergleich lohnt sich besonders jetzt, um von günstigeren Angeboten zu profitieren.»
Comparis weist daraufhin, dass Versicherte den Vertrag nach einer Prämienerhöhung seitens Versicherer kündigen und zu einem günstigeren Anbieter wechseln können. Dies ist auch ausserhalb der regulären Kündigungsfristen möglich. Voraussetzung ist, dass es sich um eine allgemeine Prämienanpassung und nicht etwa eine Erhöhung aufgrund eines Schadensfalls handle.