Wagenwracks werden im Gotthard-Basistunnel zerlegt
Ein Güterzug entgleiste im August im Gotthard-Basistunnel. Acht Wagen befinden sich derzeit im Tunnel – mehrere Wracks müssen am Unfallort zerlegt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im August entgleiste im Gotthard-Basistunnel ein Güterzug.
- Dieser könnte erst Ende September vollständig geborgen werden.
- Mehrere beschädigte Wagen müssen am Unfallort zerlegt werden.
Der am 10. August im Gotthard-Basistunnel entgleiste Güterzug dürfte erst Ende September vollständig geborgen sein. Bis die Schäden im Tunnel behoben seien, werde es mehrere Monate dauern, erklärte die SBB am Mittwoch in Faido TI.
Eine Prognose dazu, wie lange die Reparaturarbeiten dauern, machten die SBB am Mittwoch nicht. Eine beschränkte Inbetriebnahme könnte aber Anfang 2024 möglich sein, wie es hiess.
Insgesamt waren bei dem Unglück 16 Güterwagen entgleist. Derzeit befänden sich noch acht Wagen im Tunnel, teilte die SBB mit. Mehrere Wagen sei so stark beschädigt, dass sie am Unfallort zerlegt werden müssten.
Immense Schäden
Die havarierten Wagen werden via Südportal aus dem mit 57 Kilometer langen Tunnel geschafft. Dieses liegt 15 Kilometer von der Unfallstelle entfernt. Für die Bergung sei ein provisorisches Gleis erstellt worden, teilte die SBB mit.
Die Schäden seien immens, sagte Peter Kummer, Leiter Infrastruktur SBB, bei einer für Medien organisierten Besichtigung des Unfallorts. Bis die Züge wieder durch die Weströhre des Gotthardbasistunnels fahren könnten, werde es noch mehrere Monate dauern.
Obwohl sieben Tage die Woche bis zu 50 Personen in der Weströhre mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind, bietet sich in der Multifunktionsstelle Faido noch immer ein Bild der Zerstörung. Von den entgleisten Wagen stecken weiterhin acht im Tunnel fest. Sie wurden aus den Gleisen geworfen, zusammengedrückt oder auseinandergerissen.
Kummer sprach von «komplexen» Fällen. Bevor die Wracks aus dem Tunnel geborgen werden können, müssen sie gesichert werden, damit sie bei den Arbeiten nicht kippen. Fahrbar sind die noch im Tunnel verbliebenen Wagen nicht mehr. Sie werden deswegen zerlegt.
Gebrochenes Rad als Unfallursache
Der Güterzug dürfte wegen eines gebrochenen Rades verunfallt sein. Bevor er entgleiste, beschädigte er auf einer Länge von sieben Kilometern die Fahrbahn. Bis zu 20'000 Betonschwellen müssen ersetzt werden.
Damit die Unfallstelle für die Aufräumarbeiten vom 15 Kilometer weit entfernten Südportal erreichbar ist, musste die SBB teilweise ein provisorisches Gleis mit Holzschwellen im Tunnel verlegen. Diese Arbeiten sind noch immer im Gang.
Nach Angaben der SBB wird im Tunnel in mehreren Schichten gearbeitet. Die Arbeitsbedingungen sind hart. Tief im Berg ist es bis zu 40 Grad heiss, die Luft ist stickig und teilweise staubig. Alle 45 Minuten gibt es für die Arbeiter 15 Minuten Pause, die sie in einem gekühlten Raum verbringen können.
Der entgleiste Güterzug war von Italien Richtung Norden unterwegs. Er sei mit allem, was Italien zum Essen produziere, beladen gewesen, sagte ein SBB-Mitarbeiter. Genannt wurden Pelati, Reis oder Wein. Auf dem Perron bei der Nothaltestelle stapeln sich noch immer kartonweise Penne-Teigwaren. Beim Spurwechselgleis ist ein grosser Berg mit Dosen aufgehäuft.