Gotthard: Die Geschichte des Passes und seine Bedeutung
Der Gotthard war bereits den Römern als Pass bekannt. Aus einem Saumweg entstand eine erste Strasse, die später auch vom Autoverkehr genutzt wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gotthardpass entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten Alpenübergänge.
- Die grosse Zeit der Gotthardpost begann 1842.
- Massentourismus führte am Gotthardpass zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen.
Obwohl bereits den Römern der Gotthard als Pass unter dem Namen «Adula Mons» bekannt war, nutzten sie ihn kaum. Funde von römischen Münzen zeigen jedoch, dass der Pass in geringem Mass doch begangen wurde.
Eine Voraussetzung für einen Waren- und Personenverkehr über den Gotthard war die Begehbarmachung der Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt. Um 1230 entstand die erste hölzerne Brücke über die Reuss, die Teufelsbrücke. 1595 wurde diese dann durch eine steinerne ersetzt.
Entstehung des Gotthardweges
Mit der Begehbarmachung der Schöllenenschlucht begann der Aufstieg des Gotthardweges, der bis heute anhält. Der Gotthardsaumweg galt für das Mittelalter als eine komfortable Strasse. Der Gotthardpass entwickelte sich schnell zu einem der bedeutendsten Alpenübergänge.
Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts überquerten jährlich rund 10'000 Personen und 9000 Saumtiere den Pass. Zu Fuss dauerte eine Reise von Flüelen nach Bellinzona rund 30 Stunden.
Durch den Dreissigjährigen Krieg verlor der Gotthard für längere Zeit an Bedeutung. Dies änderte sich mit dem Friedensschluss und 1655 konnten wieder neue Rekordwerte im Handelsverkehr verzeichnet werden.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde auf der Passhöhe die Gotthardfestung ausgebaut, die bis 1998 im Dienst blieb.
Kapelle und Hospiz auf Passhöhe
Auf der Passhöhe soll schon früh eine Kapelle gestanden haben. Es ist jedoch nicht bekannt, wann sie errichtet wurde. Bei Ausgrabungen im Keller des alten Hospizes auf der Passhöhe fand man ihre Grundmauern.
Bald entstand als Herberge für die Reisenden ein Hospiz (Schutzhütte), welches 1431/32 vergrössert wurde. Im 17. Jahrhundert liess Erzbischof Federico Borromeo von Mailand das Hospiz ausbauen und durch eine Priesterwohnung ergänzen.
Bei Kämpfen wurde das Hospiz 1799 zerstört und die Kapuziner wurden abberufen, 1837 wieder eingesetzt und 1841 endgültig abberufen. 1830 ging das Gebäude an den Kanton Tessin über. Dieser erneuerte es 1834 und baute 1838 ein Hotel- und ein Zollgebäude.
1905 brannte das Hotel ab und wurde später wieder aufgebaut. Gegenüber dem Hospiz liegen heute ein Restaurant und das Museum San Gottardo.
Vom Saumweg zur ausgebauten Strasse
Der alte Saumweg aus dem Mittelalter wurde abschnittsweise ausgebaut. So konnte er mit der Zeit auch von Kutschen der Gotthardpost genutzt werden.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Gotthardweg mit Granitrollsteinen und Gneisplatten gepflastert und zur Strasse ausgebaut. Dabei verbreiterte man den Weg, wo immer es möglich war, auf fünf Meter.
Reste des alten Saumweges sind heute noch an manchen Stellen zu sehen. Den steigenden Anforderungen des Verkehrs wurde der Weg immer weniger gerecht. Schon Ende des 18. Jahrhunderts wurde klar, dass der alte Gotthardweg ausgebaut werden musste.
Der Kanton Uri hatte bis anhin den Ausbau des Gotthard als nicht so wichtig angesehen. Nachdem Graubünden 1818 den Bau der Strassen über den San-Bernardino-Pass vorantrieb, beeilte sich auch Uri mit dem Ausbau des Gotthard.
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts liess der Verkehr über den Gotthard nach. Die neuen Fahrstrassen über den San Bernardino Pass, Splügen und Simplon waren eine starke Konkurrenz.
Aufgrund mangelhafter Ausführung mussten zahlreiche Abschnitte erneut gebaut werden. Bis 1830 wurde jedoch die Strecke vollendet und neu konnten sich auch schwere Fahrzeuge kreuzen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Gotthardstrasse in einem einigermassen guten Zustand.
Gotthardpost und Gotthardbahn
Die grosse Zeit der Gotthardpost begann 1842, täglich fuhr ein Wagen in beide Richtungen. 1849 ging das Postwesen von den Kantonen an den Bund über.
Im Winter wurden die Kutschen durch Kolonnen von Schlitten ersetzt. 1848, nach der Bildung des Schweizerischen Bundesstaates, wurde die Erhebung von Wegzöllen und kantonalen Gebühren verboten.
Unter der Leitung der eidgenössischen Post wurden die Dienstleistungen verbessert und die Fahrzeiten verkürzt.
Als 1882 die Gotthardbahn eröffnet wurde, verlor die Gotthardstrasse für ein paar Jahrzehnte an Bedeutung. Ab 1881 wurden die Postsendungen durch den Gotthardtunnel transportiert.
1909 versuchte man noch einmal den Gotthard mit der Wiedereinführung eines Postkutschenkurses zu beleben. Die Kurse hatten aber lediglich eine lokale Bedeutung. Im Herbst 1921 fuhr zum letzten Mal eine Pferdepostkutsche in dieser Funktion über den Gotthard.
Zunehmender Autoverkehr auf dem Gotthard
Die Zeit des Automobils war angebrochen und bereits 1895 soll das erste Motorfahrzeug den Gotthardpass erreicht haben. Der aufkommende Massentourismus führte am Gotthardpass zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Jedoch zeigte sich, dass die alte Strasse den neuen Ansprüchen nicht genügte.
Ab 1953 begann Uri mit dem Vollausbau der Schöllenenstrasse. Das Urnerloch wurde ausgebaut und eine neue Teufelsbrücke errichtet.
Im Sommer 1983 konnte als letztes Teilstück der neuen Gotthardstrasse die Umfahrung von Andermatt dem Verkehr übergeben werden. Aber auch diese neue Gotthardstrasse war nur eine Zwischenlösung, zumal der Pass im Winter jeweils für einige Monate gesperrt ist.
Bald zeigte sich, dass der Bau eines Scheiteltunnels unumgänglich war. Die neue Gotthardstrasse verlor an Bedeutung, als mit der Eröffnung des Autobahntunnels am 5. September 1980 eine wintersichere Verbindung geschaffen wurde.