Gotthard: Alles zum Basistunnel und dessen Erbauung
Der Basistunnel durch den Gotthard ermöglicht eine umweltverträglichere und schnellere Mobilität in den Süden als die Fahrt mit dem Auto.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gotthard-Basistunnel ist mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt.
- Die Eröffnungsfeier des Basistunnels fand am 1. Juni 2016 statt.
Der Basistunnel durch den Gotthard wurde im Juni 2016 eröffnet und verkürzte die Fahrzeit von der Deutschschweiz ins Tessin deutlich.
Längster Eisenbahntunnel
Der Gotthard-Basistunnel ist mit seinen 57 Kilometer der längste Eisenbahntunnel der Welt. Er durchquert die zentralen Schweizer Alpen in Nord-Süd-Richtung.
Der neue Tunnel verbindet direkter als die ältere Gotthardbahn den Kanton Uri mit dem Kanton Tessin. Er besteht aus zwei parallel verlaufenden Röhren durch den Gotthard.
Mit dem Gotthard-Basistunnel ist umweltverträgliche Mobilität unter Verwendung schnellerer und schwererer Züge möglich. Zwischen 1400 und 1700 Tonnen können pro einzeln fahrender, vierachsiger Lokomotive transportiert werden.
Die Fahrzeit im Personenverkehr zwischen Zürich und Lugano konnte um 40 Minuten auf knapp zwei Stunden verkürzt werden.
So kam es zum Basistunnel
1947 präsentierte Eduard Gruner eine Projektidee für einen neuen Gotthard-Eisenbahntunnel mit unterirdischem Bahnhof in der Surselva. Erst 1961 liess das Departement des Inneren dann ein erstes Projekt ausarbeiten. Dieses sah einen Doppelspur-Tunnel zwischen Amsteg und Giornico vor.
Ab 1963 unterzog die «Kommission Eisenbahntunnel durch die Alpen» (KEA) alle Varianten einer technischen sowie betriebs- und volkswirtschaftlichen Bewertung. Zeitgleich wurde das Projekt von 1961 weiterentwickelt. Der Plan wurde jedoch zunächst nicht umgesetzt.
Im Abschlussbericht der KEA von 1970 wurde ein Gotthard-Basistunnel favorisiert. Die SBB erhielten daraufhin den Auftrag, das Bauprojekt für eine Basislinie als Doppelspur-Tunnel von rund 50 Kilometern Länge auszuarbeiten. Die Inangriffnahme dieses Projekts wurde 1973 beim Schweizer Parlament beantragt.
Es folgten jahrelange Streitigkeiten um die Linienführung. 1983 wurde vom Bundesrat festgestellt, dass eine Eisenbahn-Alpentransversale zunächst nicht dringlich sei.
Entscheidung für den Gotthard Basistunnel
Ende der 1980er-Jahre war das Projekt Gotthard-Basistunnel eines von fünf diskutierten Eisenbahntunnelprojekten im Bereich der Schweizer Alpen. Es wurde, neben dem Lötschberg-Basistunnel, Ende der 1980er-Jahre zur politischen Entscheidung vorgelegt.
In dieser Zeit nahm der Druck auf die schweizerischen Transitachsen zu. Im Dezember 1988 sprachen sich die SBB für den Gotthard-Basistunnel aus. Der Anstich des Gotthard-Basistunnels erfolgte im November 1999.
Zwei einspurige Tunnelröhren
Man entschied sich für zwei einspurige Tunnelröhren mit rund 40 Meter Abstand. An zwei Stellen sind für Züge Spurwechsel sowie Nothalte möglich.
30 Zentimeter dick ist das Tunnelgewölbe aus Ortbeton, das die Tragfähigkeit sichert. Anfallendes Tunnelwasser wird durch einen Kanal unterhalb des Tunnels abgeführt.
Zu Beginn der Bauarbeiten wurden von vier verschiedenen Stellen Zugangsstollen gegraben. Dadurch wurde eine Reduzierung der Bauzeit erwartet.
Es wurden total 28.2 Millionen Kubikmeter an Material ausgebrochen. Ein Drittel wurde zu Beton und Spritzbeton verarbeitet und kam zurück in den Tunnel. Andere Teile wurden für Aufschüttungen von Naturschutz- und Badeinseln im Vierwaldstättersee verwendet oder deponiert.
Baustellentourismus
Im Bereich der Baustellen Amsteg, Sedrun, Faido und Bodio entwickelte sich ein Baustellentourismus. Zu Beginn wurden nur Führungen angeboten, welche jeweils lange im Voraus ausgebucht waren. Später wurden zusätzlich Informations- und Besucherzentren eingerichtet.
Zu «Tagen der offenen Tür» auf den einzelnen Grossbaustellen reisten jeweils mehrere tausend Besucher an. Für die Standortgemeinden bedeutete dieser Tourismus einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Die Gemeinden am Gotthard profitierten indirekt von den Umsätzen der Besucher.
Eisenbahntunnel wird in Betrieb genommen
Von Dezember 2013 bis Juni 2014 fand die erste Phase des Versuchsbetriebs auf dem Abschnitt zwischen Südportal und Faido statt. Hierbei wurden die Geschwindigkeiten der Testzüge schrittweise bis auf 220 Stundenkilometer erhöht.
Im Oktober 2015 begann dann der Testbetrieb, welcher bis Mai 2016 dauern sollte. Die Eröffnung des Tunnels durch den Gotthard fand am 1. Juni 2016 statt. Der reguläre Betrieb fing planmässig mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 an.
Dem Gotthard-Basistunnel-Projekt wurde der European Railway Award 2018 zugesprochen.