Wahlen 2023: Experte gibt Klima-Klebern Mitschuld an Grünen-Pleite
Klima-Aktivisten sorgten mit ihren Blockaden und Klebeaktionen zuletzt häufig für Wirbel. Das dürfte den Grünen bei den Wahlen 2023 geschadet haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grünen sind die grossen Verlierer der Wahlen 2023.
- Zur Schlappe dürften auch die Klima-Aktivisten beigetragen haben.
- Die wichtigste Ursache liegt aber noch immer ganz woanders.
Während die SVP jubelt, müssen die Grünen eine deutliche Wahlschlappe verkraften. Die Partei verliert insgesamt fünf Sitze im Nationalrat – fast einen Fünftel ihrer Delegation. Damit gehört sie zu den grossen Verlierern des Tages.
Schuld daran? Sind unter anderem auch die Klima-Aktivisten, meint ein Experte. Denn mit ihren Strassenblockaden und Klebeaktionen sorgten sie nicht nur für Aufsehen, sondern auch für Ärger.
«Ja, ich denke, dass es ihnen [den Grünen] etwas geschadet hat», sagt Oliver Strijbis, Professor für Politikwissenschaft, auf Anfrage. «Es hat sie in eine defensive Position gebracht. Und das ist nicht gut, wenn man seine Sympathisanten mobilisieren sollte.»
Auch potenzielle Wählerinnen und Wähler dürften dadurch verloren gegangen sein. Einige, die vor vier Jahren vielleicht noch für die Grünen stimmten, könnten diesmal die SP gewählt haben. «Weil ihnen die Grünen nun nicht mehr so sympathisch sind», schätzt Strijbis ein.
Als wichtigste Ursache für die Wahlniederlage sieht der Politologe die Klima-Aktivisten aber dennoch nicht. Das Problem sei viel mehr, dass man beim Thema Klimawandel mittlerweile nicht mehr nur darüber spricht, was geschehen sollte.
«Stattdessen sprechen wir nun über spezifische Massnahmen gegen den Klimawandel, die für einen Teil der Bevölkerung negative Konsequenzen haben.» Sei es das Zubauen von Bergtälern mit Solarpanels, Flugticketabgaben oder ein Solarpanel-Obligatorium auf Dächern.
Wahlen 2023: SVP stellt Klimapolitik als radikal dar
Auch der Berner Politikwissenschaftler Lukas Fesenfeld sagt, dass die Aktionen der Aktivisten wohl eher der Gegenseite genutzt haben.
Zwar hätten ihre Aktionen nach Corona die öffentliche Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf das Thema Klima gerichtet. Doch auch die SVP machte sich das zunutze. Mit den Bildern konnte die Klimapolitik als etwas «Radikales und Bevormundendes» dargestellt werden.
Allerdings: Entscheidenden Anteil am schlechten Wahlergebnis der Grünen hätten die Aktionen gemäss Fesenfeld nicht gehabt.
«Die SVP hat sich als Anti-Establishment-Partei positioniert und hier vor allem die Politik der Grünen kritisiert», erklärt er. Auch in anderen Ländern werde die Grüne Partei häufig von rechtspopulistischen Parteien als Hauptgegner auserkoren. «Die Grünen haben hier bislang keine wirksame Gegenerzählung gefunden.»
Klima-Aktivisten planen weitere Aktionen
Trotz Rechtsrutsch erklärt Selina Lerch, Sprecherin von «Renovate Switzerland», dass man nicht mit den Aktionen aufhören will. «Solange die Regierung nicht die notwendigen Klima-Massnahmen einleitet, welche unsere Zukunft schützen.»
Haben die Klima-Aktivisten Fehler gemacht?
Lerch kommentiert nur: «Ich denke, Schuldzuweisungen helfen momentan niemanden weiter. Wir müssen jetzt gemeinsam ins Handeln kommen, um unsere Zukunft zu schützen.»