WEF – Vermieter: Darum verlange ich für Airbnb 13'000 Fr. pro Nacht

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Prättigau,

Vor dem WEF explodieren in Davos die Preise für private Unterkünfte. Ein Airbnb-Gastgeber erklärt, warum er deswegen kein schlechtes Gewissen hat.

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Die Preise für Airbnbs während des WEF schiessen durch die Decke. - Airbnb

Das Wichtigste in Kürze

  • Private Vermieter verlangen während des WEF horrende Preise für ihre Unterkünfte.
  • Einige Wohnungen werden sogar für fast 13'000 Franken pro Nacht angeboten.
  • Die Gemeinde Davos warnt vor zu hohen Preisen, um den Standort langfristig zu sichern.

Diese Woche wird Davos einmal mehr zum Treffpunkt der globalen Elite. Am Weltwirtschaftsforum (WEF) werden zwischen 2500 und 3000 führende Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Kultur und anderen Bereichen erwartet.

Die Teilnehmenden und ihre Entourage wollen irgendwo beherbergt sein. Die Nachfrage nach Hotelzimmern und Wohnungen ist deshalb enorm.

Das katapultiert die Übernachtungspreise in der höchstgelegenen Stadt Europas in noch höhere Sphären.

Das günstigste Angebot: 1844 Franken pro Nacht

Vor allem private Vermieter wollen sich an den Staatschefs und Topmanagern eine goldene Nase verdienen.

Das zeigt etwa der Blick auf die Buchungsplattform Airbnb. Dort waren wenige Tage vor Beginn der Veranstaltung noch rund 20 Unterkünfte verfügbar. Die günstigste gibt es für 1844 Franken – pro Nacht.

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Auf Airbnb waren wenige Tage vor dem WEF noch etwa 20 Wohnungen ausgeschrieben. - Airbnb

Die Wohnung mit einem Schlafzimmer und zwei Betten sei «gemütlich, charmant und verkörpert den typischen Schweizer Stil».

Ansonsten finden sich kaum Wohnungen unter 2000 Franken pro Nacht. Für die meisten legt man zwischen 3000 und 9000 Franken auf den Tisch.

Der kostspielige Blick auf die Skyline

Bei einer Handvoll Apartments wird es gar fünfstellig!

Zu den teuersten gehört ein «renoviertes, hochwertiges Luxusapartment» mit 4,5 Zimmern, 125 Quadratmeter Wohnfläche, Whirlpool und begehbarem Kleiderschrank.

Würdest du deine Wohnung während Events in der Nähe vermieten?

Gastgeber Mario* verspricht einen «Blick auf die Skyline der Stadt» und die Berge. Dafür verlangt er rund 12'822 Franken pro Nacht.

Wer demnach die volle WEF-Woche im Penthouse verbringt, blättert für die vier Nächte rund 51'290 Franken hin.

Pure Abzocke? Nicht, wenn es nach Mario geht. Die Wohnung sei eben erst «im höchsten Ausbaustandard» fertiggestellt worden, preist er sein Bijou bei Nau.ch an.

«Klientel kann und will sich diese Preise leisten»

In der Miete inbegriffen seien Dienstleistungen wie die tägliche Reinigung, der Bettwäschewechsel oder der Frühstücksservice.

«Das Angebot ist also vergleichbar mit einer Präsidentensuite in einem Luxushotel», sagt Mario. Sein Apartment vermietet er ausschliesslich während des WEF.

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Die Unterkunftspreise gehen während des WEF durch die Decke – hier eine Stichprobe von Booking.com. - Booking.com

Die Dynamiken bei der Preisbildung vergleicht er mit dem Formel-1-Wochenende in Monaco oder den Filmfestspielen in Cannes.

«Eine gewisse Klientel kann und will sich diese Preise leisten. Wer mit seiner Entourage im Privatjet anreist, hat für den Flug schon mehr ausgegeben als für die Unterkunft.»

Mario sollte Recht behalten: Wenige Tage vor dem WEF konnte er die Wohnung laut eigenen Angaben an eine indische Tech-Firma vermieten.

Sorge um die Nachhaltigkeit

Die Gemeinde Davos beobachtet die horrenden Übernachtungspreise indes mit Besorgnis. Zwar spiele auch während des WEF der freie Markt und viele Akteure seien bereit, hohe Summen zu bezahlen.

«Es ist aber auch klar, dass die Langfristigkeit des Anlasses gewährleistet werden muss», sagt Sprecher Severin Bischof zu Nau.ch.

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Die Vorbereitungen für das WEF sind in vollem Gange. - keystone

«Wenn es keine tragbaren Unterkünfte für das Sicherheits- und Eventpersonal gibt, wird der Veranstaltungsort Davos infrage gestellt.»

Die Gemeinde appelliere darum an alle Anbieter, sich in einem vernünftigen Preisrahmen zu bewegen. Sehr viele Anbieter würden sich daran halten. «Es ist schade, dass es auch Ausreisser gibt.»

«Keine Wucherpreise bei Hotels»

Immerhin: Bei den Davoser Hotelbetrieben scheinen sich die Preise wieder normalisiert zu haben.

«Bei den Hotels habe ich schon die letzten zwei, drei Jahre keine solchen Wucherpreise mehr gesehen», sagt Tamara Henderson. Sie ist Präsidentin des Davoser Hoteliervereins.

Gönnst du dir in den Ferien auch mal Luxusunterkünfte?

Henderson zufolge sind die Preise «alle völlig gerechtfertigt für den Aufwand, den wir betreiben».

Fakt ist: Das einzige noch verfügbare Hotel auf Booking.com bietet sein Doppelbettzimmer für 819 Franken pro Nacht an.

Das ist zwar auch ein stolzer Preis – gegenüber den Wucherpreisen der Privatanbieter aber ein Schnäppchen.

* Name von der Redaktion geändert.

Kommentare

User #5927 (nicht angemeldet)

Da der Staat auch kein schlechtes Gewissen hat mein Steuergeld ins Ausland zu verschenken, den «Kulturschaffenden» hinten rein zu schieben oder der EU vor die Füsse zu werfen, habe ich auch kein schlechtes Gewissen etwas zu Wucherpreisen zu vermieten oder zu verkaufen.

User #8628 (nicht angemeldet)

Auch wenn die Schweiz kräftig recyclet, die Meere dind verdreckt und voller Mikroplastik. E- Autos bringen nichts, weil die Entsorgung noch mehr Giftstoffe hinterlässt.

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