Wladimir Putin: Luzern erklärt Auftrittsabsage für Anna Netrebko
Das KKL Luzern sagte Anfang Mai den Auftritt von Anna Netrebko, die Wladimir Putin nahe stehen soll, ab. Nun werden die genauen Gründe für die Absage erläutert.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch auf Druck der Luzerner Regierung sagte das KKL den Auftritt Anna Netrebkos ab.
- Der Entscheid wurde Anfang Mai mit der Nähe der Sopranistin zum Kreml begründet.
- Nun führt die Regierung aus, dass «Schadens- & Reputationsrisiken» ausschlaggebend waren.
Eigentlich hätte Anna Netrebko (53) diesen Sommer am 1. Juni im KKL Luzern auftreten soll. Doch nach einem langen Hin und Her wurde ihr Auftritt Anfang Mai abgesagt – auch auf Druck der Luzerner Regierung.
Als Grund nannte das KKL damals die Nähe zum Kreml der russischen Künstlerin. Die KKL-Verantwortlichen sahen auch die «öffentliche Ordnung bedroht».
Nun erläutert der Luzerner Regierungsrat, wieso genau er sich für eine Absage des Netrebko-Auftritts eingesetzt hatte. Dabei geht er auf ursprünglich von der SVP gestellte kritische Fragen ein.
Laut «Luzerner Zeitung» hält der Rat fest, dass Stadt und Kanton ihre Standpunkte lediglich per Brief ans KKL kommuniziert hätten. Das Kultur- und Kongresszentrum habe den Entscheid dann aber selbst gefällt.
«Schadens- und Reputationsrisiken»
Als Hauptgrund für ihren Standpunkt nennt die Luzerner Regierung «Schadens- und Reputationsrisiken». So wären bei einem Auftritt der Sängerin Störmanöver, Demonstrationen, Kundgebungen und Proteste zu erwarten gewesen. Unter anderem von Menschenrechtsaktivisten oder Kulturschaffenden.
Schliesslich sei es vorher bereits in anderen europäischen Städten zu Protestaktionen gegen die Verbündete von Wladimir Putin gekommen. Netrebkos Einstufung als «mutmasslich regimetreu» beruhe auf «öffentlich zugänglichen Informationen».
Demnach habe sie in der Vergangenheit «verschiedentlich öffentlich ihre Unterstützung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bekundet». Die Luzerner Exekutive fügt an, dass Netrebko seine Wiederwahl unterstützt und für gemeinsame Fotos posiert habe.
Hinzu komme, dass die Künstlerin dem «Donetsk Opera House» im umkämpften Donbass eine «erhebliche Summe» gespendet habe. Dieses liege in der Ostukraine und stehe unter der Kontrolle von Separatisten.
Netrebko wurde zum 50. Geburtstag von Wladimir Putin eingeladen
Netrebko selbst beharrt darauf, dass es sich dabei nicht um einen «politischen Akt» gehandelt habe. Das Posen mit dem Separatisten Oleg Tsarow und der neurussischen Flagge bei der Checkübergabe 2014 sei nicht geplant gewesen. Letztere habe sie ausserdem nicht sofort erkannt.
Der Luzerner Regierungsrat hält laut der Zeitung zudem fest: Netrebkos Beurteilung beruht auf der «Bewertung der gesamten Ukraine-Krise ab 2014». Damit sei auch die Zeit vor dem Beginn des Krieges im Februar 2022 gemeint.
Regelmässige und enge Beziehungen zu politischen Führungspersonen würde man oft als stillschweigende Unterstützung interpretieren. Dies gelte vor allem in autoritären Regimen. Diese Interpretation bezeichnet der Regierungsrat als allgemeine Praxis.
Anna Netrebko wurde unter anderem zu ihrem 50. Geburtstag zu Wladimir Putin in den Kreml eingeladen. Und bei den Wahlen 2014 und 2018 unterstützte sie den russischen Machthaber aktiv. Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs wurde sie deswegen kritisiert und teils aus den Programmen westlicher Opernhäuser gestrichen.
