Zeitumstellung: Stellen wir unsere Uhren bald das letzte Mal um?
Seit ihrer Einführung wird die Zeitumstellung rege diskutiert. In der Schweiz und der EU gibt es bereits Stimmen, die die Abschaffung des Wechsels verlangen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im März und Oktober werden jedes Jahr die Uhren umgestellt.
- Die Schweiz orientiert sich damit an den in den Nachbarländern geltenden Regelungen.
- Das EU-Parlament befürwortet jedoch mittlerweile die Abschaffung des Zeitenwechsels.
Einmal vor, einmal zurück – seit 1981 wird in der Schweiz offiziell die Zeitumstellung praktiziert. Die Abschaffung des Wechsels wird seither immer wieder diskutiert.
Bereits ein Jahr nach der Einführung folgte 1982 der erste politische Vorstoss. Christoph Blocher und die Zürcher SVP lancierten dazu eine Volksinitiative zur Abschaffung der Zeitumstellung. Das Vorhaben scheiterte bereits an der Unterschriftensammlung.
Mehrere erfolglose politische Vorstösse
Spätere Versuche blieben ohne Erfolg. Auch SVP-Nationalrätin Yvette Estermann forderte 2010 vergebens die Aufhebung der Sommerzeit. Dasselbe gilt für die weiteren Vorstösse in den Jahren 2012, 2016, 2017 und 2018.
Die Sommerzeit sei nicht aus Energiespar-Gründen eingeführt worden, betonte der Bundesrat damals. Sondern, «um eine Übereinstimmung der Zeitregelung unseres Landes mit derjenigen benachbarter Länder erreichen zu können».
Man wolle nicht wie im Jahr 1980 zur «Zeitinsel» in Europa werden. Zu dieser Zeit gab es in der Schweiz noch keine Sommerzeit, ganz im Gegensatz zu den Nachbarländern.
Estermann scheiterte auch mit ihrer Volksinitiative zur Abschaffung der Zeitumstellung – diesmal bereits im Sammelstadium. Ihr Komitee lancierte das Volksbegehren im April 2019.
EU-Parlament ist für Abschaffung
Die Europäische Union ist da bereits einen Schritt weiter. Im September 2018 schlug die EU-Kommission vor, den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit zu beenden. Dabei wurde gleichzeitig der Entwurf für eine Richtlinie vorgelegt.
Umfragen hatten gezeigt, dass sich rund 84 Prozent der Europäer für eine Abschaffung der Zeitumstellung aussprechen. Der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker teilte diese Vorstellung: «Die Zeitumstellung gehört abgeschafft!»
Auch das EU-Parlament sprach sich im März 2019 dafür aus, die Zeitumstellung abzuschaffen. Geplant war die Aufhebung ab dem Jahr 2021, doch zu einer Einigung kam es bisher nicht. Dazu müssten sich die 27 EU-Mitgliedsstaaten im Rat festlegen. Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich der Prozess immer weiter.
Offen ist ebenfalls, ob es nach der Abschaffung bei der normalen Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) oder der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) bleibt. Forscher und Experten in Europa würden jedoch die ganzjährige Winterzeit bzw. Normalzeit befürworten.
Damit sollen gesundheitliche Probleme vermieden werden. Einige Länder, darunter Deutschland und Polen, würden jedoch die permanente Sommerzeit bevorzugen.
Mehrheit spricht sich gegen Zeitumstellung aus
In einer EU-weiten Online-Umfrage sprach sich 2018 eine überwältigende Mehrheit der EU-Bürger für eine Abschaffung der Zeitumstellung aus. Merh als 80 Prozent der Befragten wünschten sich eine neue Zeitregelung.
Die Online-Befragung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden wurde gestartet, um sich ein Bild über die Meinung zur Abschaffung zu verschaffen.
Im Falle einer Aufhebung wäre die Schweiz erneut das einzige Land in Mitteleuropa mit Winter- und Sommerzeit. Deshalb wolle man sich hierzulande laut dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (Mats) an seinen Nachbarländern orientieren. Man prüfe regelmässig, ob eine Anpassung der Zeitregelung im Interesse des Landes sei.
Vorerst bleibt die bestehende Zeitbestimmung in der Schweiz also bestehen. Sollte die Zeitumstellung in der EU abgeschafft werden, könnte sich das aber bald ändern.
