Franken

Zermatt: Frühbucher nerven sich über dynamische Skipreise

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Region Visp,

«Frühbucher profitieren!» So wirbt Zermatt mit den dynamischen Preisen. Nun nerven sich aber Skifahrer – im April zahlt man mehr als im Januar. Wie kommt das?

Zermatt dynamische preise
Den schneesicheren Stationen mit modernen Bahnen wie Zermatt VS gehört die Wintersport-Zukunft. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zermatt hat seit 2018 dynamische Preise, Frühbucher sollen weniger zahlen als Spontane.
  • Der Werbeslogan verwirrt aber einige Skigäste – «die Preise sind fragwürdig».
  • Für Anfang April zahlt man etwa noch immer 94 Franken. Die Bergbahnen erklären sich.

«Frühbucher profitieren!» Das Skigebiet Zermatt geht bereits in die sechste Saison mit «dynamischen Preisen». «Je früher die Ferien oder der Skipass gebucht wird, desto günstiger ist der Preis.» So kündeten die Zermatt-Bergbahnen das Preismodell an.

Weiter: «Während Weihnachten/Neujahr und der Sportferien steigen die Preise ein wenig. Dafür sind die Skipässe von November bis Anfang Dezember sowie im April deutlich günstiger.»

Nun melden sich aber verschiedene Skifahrer bei Nau.ch. Sie vermissen genau diesen «Frühbucher-Rabatt».

Was halten Sie von dynamischen Preisen in Skigebieten?

«Ich plante mit meiner Familie, Anfang April in Zermatt Ski fahren zu gehen. Weil es dann ja günstiger sein soll», berichtet Manuel T.* «Ich wollte sparen – im Ticketshop bin ich dann aber erschrocken ...»

Was Manuel meint: Wer sich im Onlineshop von Zermatt durch die Preislisten klickt, dem fällt auf, dass die Preise erst Mitte April sinken. Ob Ende Januar, März oder Anfang April – die Preise bleiben relativ konstant. Oder sie werden gar teurer.

Beispiel: Eine Tageskarte am 28. Januar kostet 88 Franken; am 8. März sogar 95 Franken; am 4. April fast gleich viel (94 Franken).

Auf Anfrage erklären die Zermatt-Bergbahnen: «Das Frühbuchen bezieht sich auf den Preis an einem bestimmten Tag. Der Preis für die Skitageskarte am 4. April ist heute sicherlich gleich oder günstiger, als wenn Sie für denselben Tag zu einem späteren Zeitpunkt buchen.»

Die Verwirrung kann Medien-Manager Marc Lagger nicht verstehen. «Das System ist bei unseren Gästen verständlich und klar», glaubt er. Dafür gebe es schliesslich die Balken, die die Saisonzeiten Vor-, Grund- und Hochsaison definieren.

dynamische preise zermatt
An den Balken unten rechts kann man in Zermatt erkennen, ob sich ein Tag in der Hochsaison befindet, erklärt Marc Lagger von den Bergbahnen. - zVg, Zermatt Bergbahnen

Zermatt-Fan zahlte 102 Franken für Skipass: «Preise sind eher fragwürdig»

Jemand, der seit Jahren sehr viel in Zermatt Ski fährt, ist Alina F.* Die Zermatt-Begeisterte erzählt Nau.ch, wie sie die dynamischen Preise erlebt. Und bei den dynamischen Preisen widerspricht sie der Bergbahn-Erklärung deutlich: «Für mich ist es eher fragwürdig, wie sich die Preise zusammensetzen.»

Als Beispiel nennt sie den 12. Januar, als sie auch 94 Franken bezahlte. «Es war Freitag, ein Wochentag, und die Schulferien waren durch. Da hat wohl die gute Wetterprognose mit reingespielt.»

An der «oberen Schmerzgrenze» sei der Preis am 28. Dezember gewesen, in der Altjahrswoche. «Ganze 102 Franken habe ich für eine Tageskarte bezahlt, die ich zwei Tage zum Voraus kaufte. Ich verstehe, dass das absolut ‹High Season› ist, aber das Wetter war nicht gerade rosig ...»

dynamische preise zermatt
Zermatt ist mit 322 Pistenkilometern (inklusive Cervinia) das drittgrösste Skigebiet der Schweiz. - Keystone

Fair fand sie die Preise hingegen für Mitte Dezember, als sie für zwei Tage 167 Franken bezahlte (83.50 pro Tag). «Da habe ich ehrlich gesagt mit mehr gerechnet.»

Zwar bleibt Zermatt für Alina das beste Skigebiet der Schweiz. «Ich stehe selten an einem Lift lange an, die Pisten sind stets top präpariert, die Anlagen hervorragend.»

Aber: «Aufgrund des dynamischen Preises werde ich diese Saison ein-, zweimal weniger in Zermatt anzutreffen sein. Verglichen mit Portes du Soleil, wo es Fixpreise gibt, macht es preislich einen gewaltigen Unterschied.»

In Adelboden sinken die dynamischen Preise kontinuierlich

Fazit: Die dynamischen Preise setzen sich in Zermatt aus Nachfrage, Anzahl Buchungen und Wetterprognose zusammen. Doch nicht immer muss das Frühbuchen einen günstigeren Preis bedeuten. Der Slogan im Onlineshop bezieht sich nur darauf, dass der Preis für den jeweiligen Tag garantiert nicht sinken wird.

Das System ist bei grossen Skigebieten heute üblich. Auch Adelboden BE wirbt mit: «Frühbucher*innen profitieren – je früher gebucht wird, desto günstiger die Preise.»

Anders als in Zermatt sinken die Preise im Berner Oberländer Skigebiet aber kontinuierlich. Während man etwa am 21. Januar noch 74 Franken zahlt, sind es Anfang Februar noch 67. An einem Wochenende Ende Februar noch 64 – und Ende März noch 60 Franken.

Allerdings: In Adelboden endet die Skisaison auch gut drei Wochen früher als in Zermatt.

* Namen der Redaktion bekannt

Kommentare

User #4922 (nicht angemeldet)

Zermatt ist weit und breit für mich das beste Skigebiet mit top Preis-Leistungsverhältnis. Ich bezahle gerne über 100.-- für über 300 km super präparierte Pisten. Zermatt macht einen super Jop. Ich fahre nur in Zermatt Ski, die anderen Skigebiete in der Schweiz bieten mir zu wenig und langweilen mich zu schnell.🤩

User #6010 (nicht angemeldet)

Wehrt euch, Leute! Die Bergbahnen machen es offiziell, die Supermarkts und Discounter stehen in den Startlöchern für sogenannt personalisierte Preise.

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