Zertifikatspflicht für Gastronomie: Fluch oder Segen?
Die Zertifikatspflicht kann für die Gastronomie- und Fitnessbranche ein Fluch oder Segen sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zertifikatspflicht stellt die Gastro- und Fitnessbranche auf den Kopf.
- Das Konsumverhalten der Personen hat sich seit der Corona-Pandemie verändert.
Die ab Montag geltende Zertifikatspflicht stellt insbesondere die Gastro- und Fitnessbranche auf den Kopf. Es drohen sinkende Besucherzahlen und ein grösserer Arbeitsaufwand. Es könnte aber auch alles anders kommen.
Für das Marktforschungsinstitut Marketagent Schweiz ist klar: Die neue Regelung beeinflusst kurzfristig das Konsumverhalten. «Ob sich die Zertifikatspflicht aber tatsächlich negativ auf den Besuch von Fitnesscenter, Kinos oder Restaurants auswirken wird, wird sich zeigen.» Dies teilte Jacqueline Rütter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP mit.
Aktuell sehe ein recht grosser Anteil der Bevölkerung von Aktivitäten wie Kinobesuchen noch ab, erklärte Rütter. Die Menschen seien heute nach wie vor nicht gleich viel unterwegs wie noch vor der Krise.
«Dieser Bevölkerungsteil könnte aber durch die Zertifikatspflicht ermutigt werden, schon früher wieder Freizeitaktivitäten durchzuführen», fuhr Rütter fort. Denn aufgrund des neuen Regimes würden andere Schutzmassnahmen wie das Tragen einer Maske und Abstandsregeln minimiert. Dies könne für Restaurant- und Fitnessbesucher zusätzlich attraktiv wirken.
Die Pandemie verändert das Konsumverhalten
Ob die Gruppe der «Neumotivierten» etwaige Ausfälle aufgrund der Zertifikatspflicht kompensieren können, ist laut Rütter aber noch offen.
Zertifikate hin oder her – die Pandemie hat das Konsumverhalten vieler Menschen langfristig verändert. Dies zeigt eine neue Umfrage von Marketagent Schweiz. Die Menschen hätten während Corona neue Gewohnheiten entwickelt, an denen sie auch zukünftig festhalten wollten.
So auch in der Fitnessbranche: 16 Prozent der 760 befragten Personen hätten Gefallen daran gefunden, draussen in der Natur Sport zu treiben. Diese Angewohnheit wolle rund die Hälfte auch nach dem Ende der Coronakrise beibehalten. Deshalb werden laut Marketagent Schweiz wohl auch nach der Pandemie nicht alle Sportler in die Fitnesscenter zurückkehren.
Die vermehrte Nutzung von Apps und Online-Angeboten, die Personen beim Sport zuhause unterstützen, wirke sich ebenfalls auf die Fitnesscenter aus. 11 Prozent der Befragten nutzten solche Tools während der Pandemie – und mehr als ein Drittel will daran festhalten. Das Geschäft der Fitnesscenter dürfe sich deshalb nach der Pandemie «weniger dynamisch» entwickeln als noch in der Vorkrisenzeit.
Mit dem gleichen Schicksal sähen sich auch Kinos künftig konfrontiert. 30 Prozent der befragten Personen haben während der Krise mehr Filme online geschaut. Das hat offenbar vielen gefallen: Auch in Zukunft wolle jeder Dritte lieber Filme zuhause vom Sofa aus schauen als in einem grossen Kinosaal.