Zertifizierungsstelle rät von Spenden an Schweizer Tierschutz ab
Gemäss der Zertifizierungsstelle für Hilfswerke (Zewo) hält der Schweizer Tierschutz (STS) gängige Standards nicht ein und ist deshalb nicht spendenwürdig.
Das Wichtigste in Kürze
- Spesenbezüge, Luxussanierungen, Vetternwirtschaft – beim Schweizer Tierschutz kriselt es.
- Jetzt setzt die Zertifizierungsstelle Zewo die Tierschützer auf die Schwarze Liste.
- Die Organisation halte gängige Standards nicht ein und sei deshalb nicht spendenwürdig.
Die Organisation Schweizer Tierschutz (STS) steckt tief in der Krise: Jetzt rät die Zertifizierungsstelle für Hilfswerke (Zewo) offiziell von Spenden an den STS ab. Die Tierschutzorganisation findet sich neuerdings auf der Schwarzen Liste der Zewo wieder.
«Der Tierschutz ist uns wegen fehlender Transparenz schon lange negativ aufgefallen», sagt Zewo-Geschäftsführerin Martina Ziegerer gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Man bemängle das Fehlen eines internen Kontrollsystems beim STS sowie überrissene Spesenbezüge und eine Machtkumulation bei der Präsidentin. Die Organisation halte gängige Standards nicht ein und wird daher als «nicht spendenwürdig» eingestuft.
Wiederholt Missstände aufgedeckt
In den letzten zwei Jahren wurden tatsächlich immer wieder Missstände beim STS aufgedeckt: Der Institution fehlten ein internes Kontrollsystem, ein Rechnungscontrolling oder Freigabeprozesse im Immobilienbereich.
Weiter kritisiert Ziegerer die Spesenvergütung von Vorstandsmitgliedern oder die Machtkumulation von Präsidentin Nicole Ruch.
Über die vergangenen zwei Jahre sei es auch zu internen Machtkämpfen und Vetternwirtschaft innerhalb der Organisation gekommen.
Die Probleme des STS sind beispielhaft für Krisensituationen, die in diesem Jahr bei mehreren gemeinnützigen Institutionen aufgetreten sind: Beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) und «Pro Infirmis» kam es zu Rücktritten und finanziellen Verlusten. Beim Schweizerischen Alpenclub (SAC) musste der Geschäftsführer nach einem Millionendefizit zurücktreten.
Auswirkungen auf Spendenfluss
Die anhaltende Krise beim STS hat bereits zu einem Rückgang der Spenden geführt. Mehrere Legate wurden zurückgezogen, und ein Grossspender hat seinen jährlichen Beitrag gestrichen – bis das Präsidium neu besetzt ist.
Die Abwahl von Präsidentin Nicole Ruch war ursprünglich für November 2023 geplant, wurde jedoch verschoben. Eine ausserordentliche Delegiertenversammlung wird nun am 27. Januar 2024 stattfinden.
Gegenüber der Zeitung betonen Experten, dass es für gemeinnützige Organisationen schädlich sei, wenn Krisen nicht sofort gelöst werden. Dies führe zu einem Verlust der Reputation und damit zu einem Rückgang der Spenden und zu Personalproblemen auf höchster Ebene: Genau das passiere gerade beim STS.