Zoff mit TCS: Thuner kriegt Bus nach Panne noch kaputter zurück
Ferien-Albtraum für einen Thuner: Nach einer Panne in Frankreich kriegt er seinen Bus vom TCS noch kaputter zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Martin Stocker* erleidet auf einer Autobahn in Frankreich mit seinem Kleinbus eine Panne.
- Eine Rückführung via TCS verzögert sich. Der Bus kommt schliesslich noch beschädigter an.
- An den Reparaturkosten von 3000 Franken will sich der TCS aber nicht beteiligen.
- «Ich bin seit 18 Jahren TCS-Mitglied und dann wird man so behandelt», wundert er sich.
So hat sich Martin Stocker* (37) seine Sommerferien nicht vorgestellt: Als er im August 2024 in Frankreich auf der Autobahn mit seinem Kleinbus unterwegs ist, leuchtet plötzlich das Armaturenbrett auf. Dazu der Hinweis «Einspritzung defekt.»
«Wir konnten gerade noch auf eine Raststätte rollen. Da blieben wir dann stehen», sagt der Thuner zu Nau.ch.
«Alles kein Problem, ‹ich bin ja beim TCS versichert›, dachte ich», erzählt Stocker weiter. Er habe sofort dort angerufen.
Rückreise mit Zug
Doch schon hapert es. «Da Sie sich auf einer Autobahn in Frankreich befinden, dürfen wir keinen unserer Partner zur Hilfe schicken», heisst es. Er muss die internationale Notrufnummer wählen. Das wird er noch bereuen.
Der französische Abschleppdienst lädt den Bus von Stocker einfach auf. Ohne zu prüfen, was denn das Problem sein könnte.
Der TCS verspricht zwar, einen Ersatzwagen aufzutreiben, findet aber keinen. Dafür bucht man dem Schweizer und seiner Freundin ein Zug-Ticket nach Hause.
TCS verlangt vor Rückführung Schadensdiagnose
Doch zurück in Thun BE muss Stocker lange warten. Der TCS verlangt eine Schadensdiagnose, die nicht kommt. Obwohl der Berner beim französischen Abschleppdienst Druck macht.
Er habe gemerkt, dass «man sich querstellt», sagt Stocker. Da er am Pannenort in Frankreich davon ausgegangen war, dass sich der TCS rasch um die Angelegenheit kümmern werde, hatte er viele Sachen zurückgelassen. «Unter anderem Medikamente, Dinge des täglichen Bedarfs, Velos ...»
Als über eine Woche seit der Panne verstrichen ist, verliert er die Geduld. Schreit am Telefon einen TCS-Mitarbeiter an: Man solle doch Vernunft walten lassen und die Rückführung endlich organisieren. «Ich bin seit 18 Jahren TCS-Mitglied und dann wird man so behandelt», nervt er sich.
Das wirkt: Tags darauf sichert ihm eine Mitarbeiterin zu, dass der TCS seinen Bus in die Schweiz zurückbringt. Doch: Der Termin ist erst Wochen später!
Bei Rückführung entstehen Schäden im Wert von 3000 Franken
«Mir war klar, dass ich jetzt unser Gepäck aus dem Bus holen muss. Darin waren auch Surfbretter, die ich für die Herbstferien benötigte.»
Also fährt Stocker je sieben Stunden hin- und zurück. Inklusive Hotel-Übernachtung kostet ihn das zwei Tage. Eine mühsame Odyssee. Der TCS zahlt dafür nicht.
Als sein Bus nach vier Wochen endlich in der Schweiz ankommt, hält Stocker sein Problem für erledigt.
Doch weit gefehlt: «Unser Fahrzeug hatte an beiden Schwellern links, rechts, vorne und hinten Transportschäden. Die Schweller waren an mehreren Stellen eingedrückt und zerkratzt.» Offenbar vom Transportunternehmen der Rückführung. «Ich habe mich sehr geärgert», so Stocker.
Doch auch hier wird es mit dem TCS schwierig. Es vergehen Wochen, bis Stocker den Dämpfer erhält: Der TCS will die rund 3000 Franken Reparaturkosten nicht übernehmen.
TCS will nichts zahlen – Stockers Rechtsschutz zeigt sich kulant
Grund: Man will nicht glauben, dass die Schäden beim Transport entstanden seien. Obwohl Stocker selbst Fotos vom Pannentag gemacht hatte, die zeigen sollen, dass die Schweller da noch intakt waren.
Da wird es Stocker zu bunt – er schaltet seinen Rechtsdienst ein.
Mit Erfolg: Die Versicherung übernimmt immerhin 1500 Franken (von 3000) der Reparaturkosten am Bus. Als «Geschenk» vom TCS flattert noch eine Rechnung für die Standgebühren seines Busses im Abschlepphof in Frankreich rein: 190 Franken.
Nau.ch hakt beim Verkehrsclub nach.
TCS erklärt Vorgang
Man bedaure Stockers Erfahrung, erklärt Sprecherin Vanessa Flack. «Bei Vorfällen bei Reisen ist es unser Ziel, bestmöglich zu helfen.»
Dass es so lange dauerte, bis der Bus in der Schweiz ankam, bedauere der TCS sehr. «Das ist in der Tat eine lange Wartezeit, wofür wir uns bei unserem Mitglied entschuldigen.»
Man verstehe auch, dass Stocker nicht so lange auf gewisse Gegenstände im Auto warten wollte. «Trotzdem ist es so, dass keine Kosten für weitere Hin- und Rückreisen übernommen werden», erklärt Flack.
Weshalb man keine Kulanz beim entstandenen Karosserie-Schaden walten liess, will der TCS mit Verweis auf «Datenschutzgründe» nicht beantworten.
Rechtsschutz: «Beweisführung wäre äusserst schwierig geworden»
Stocker hatte gar keine Chance, sagt seine Rechtsschutzversicherung, die nicht namentlich genannt werden will, auf Anfrage von Nau.ch.
«Es ist so, dass die Beweislast bei Herr Stocker gewesen wäre.» Die Beweisführung wäre aber «äusserst schwierig geworden und eher kostspielig, da es sich auch noch im Ausland mit mehreren Akteuren abgespielt hat. Deshalb waren die Erfolgschancen schlecht.»
Der Rechtsschutz wollte seinem Kunden nun entgegenkommen und den Fall abschliessen.
«Das ausschlaggebende Kriterium wären normalerweise die Prozesschancen. Diese wären in diesem Fall aber sicher deutlich unter 50 Prozent gewesen. Aber wir haben Kulanz walten lassen und ihm grosszügig angeboten, 50 Prozent der Reparaturkosten zu übernehmen.»
Als Hohn erhält Martin Stocker vom TCS weiterhin E-Mails mit Werbung für Angebote – «damit ich Neukunden anwerbe».
*Name von der Redaktion geändert