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Zoff mit TCS: Thuner kriegt Bus nach Panne noch kaputter zurück

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Thun,

Ferien-Albtraum für einen Thuner: Nach einer Panne in Frankreich kriegt er seinen Bus vom TCS noch kaputter zurück.

TCS Kleinbus Rücktransport Schäden
Unten an den Schwellern war der Kleinbus von Martin Stocker* beschädigt nach der vom TCS organisierten Rückführung. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Martin Stocker* erleidet auf einer Autobahn in Frankreich mit seinem Kleinbus eine Panne.
  • Eine Rückführung via TCS verzögert sich. Der Bus kommt schliesslich noch beschädigter an.
  • An den Reparaturkosten von 3000 Franken will sich der TCS aber nicht beteiligen.
  • «Ich bin seit 18 Jahren TCS-Mitglied und dann wird man so behandelt», wundert er sich.

So hat sich Martin Stocker* (37) seine Sommerferien nicht vorgestellt: Als er im August 2024 in Frankreich auf der Autobahn mit seinem Kleinbus unterwegs ist, leuchtet plötzlich das Armaturenbrett auf. Dazu der Hinweis «Einspritzung defekt.»

«Wir konnten gerade noch auf eine Raststätte rollen. Da blieben wir dann stehen», sagt der Thuner zu Nau.ch.

«Alles kein Problem, ‹ich bin ja beim TCS versichert›, dachte ich», erzählt Stocker weiter. Er habe sofort dort angerufen.

Rückreise mit Zug

Doch schon hapert es. «Da Sie sich auf einer Autobahn in Frankreich befinden, dürfen wir keinen unserer Partner zur Hilfe schicken», heisst es. Er muss die internationale Notrufnummer wählen. Das wird er noch bereuen.

Der französische Abschleppdienst lädt den Bus von Stocker einfach auf. Ohne zu prüfen, was denn das Problem sein könnte.

Der TCS verspricht zwar, einen Ersatzwagen aufzutreiben, findet aber keinen. Dafür bucht man dem Schweizer und seiner Freundin ein Zug-Ticket nach Hause.

TCS verlangt vor Rückführung Schadensdiagnose

Doch zurück in Thun BE muss Stocker lange warten. Der TCS verlangt eine Schadensdiagnose, die nicht kommt. Obwohl der Berner beim französischen Abschleppdienst Druck macht.

Er habe gemerkt, dass «man sich querstellt», sagt Stocker. Da er am Pannenort in Frankreich davon ausgegangen war, dass sich der TCS rasch um die Angelegenheit kümmern werde, hatte er viele Sachen zurückgelassen. «Unter anderem Medikamente, Dinge des täglichen Bedarfs, Velos ...»

Bist du TCS-Mitglied?

Als über eine Woche seit der Panne verstrichen ist, verliert er die Geduld. Schreit am Telefon einen TCS-Mitarbeiter an: Man solle doch Vernunft walten lassen und die Rückführung endlich organisieren. «Ich bin seit 18 Jahren TCS-Mitglied und dann wird man so behandelt», nervt er sich.

Das wirkt: Tags darauf sichert ihm eine Mitarbeiterin zu, dass der TCS seinen Bus in die Schweiz zurückbringt. Doch: Der Termin ist erst Wochen später!

Bei Rückführung entstehen Schäden im Wert von 3000 Franken

«Mir war klar, dass ich jetzt unser Gepäck aus dem Bus holen muss. Darin waren auch Surfbretter, die ich für die Herbstferien benötigte.»

Also fährt Stocker je sieben Stunden hin- und zurück. Inklusive Hotel-Übernachtung kostet ihn das zwei Tage. Eine mühsame Odyssee. Der TCS zahlt dafür nicht.

TCS Mitglied
Stocker ist laut eigenen Angaben seit 18 Jahren Mitglied beim TCS. (Symbolbild) - keystone

Als sein Bus nach vier Wochen endlich in der Schweiz ankommt, hält Stocker sein Problem für erledigt.

Doch weit gefehlt: «Unser Fahrzeug hatte an beiden Schwellern links, rechts, vorne und hinten Transportschäden. Die Schweller waren an mehreren Stellen eingedrückt und zerkratzt.» Offenbar vom Transportunternehmen der Rückführung. «Ich habe mich sehr geärgert», so Stocker.

Doch auch hier wird es mit dem TCS schwierig. Es vergehen Wochen, bis Stocker den Dämpfer erhält: Der TCS will die rund 3000 Franken Reparaturkosten nicht übernehmen.

TCS will nichts zahlen – Stockers Rechtsschutz zeigt sich kulant

Grund: Man will nicht glauben, dass die Schäden beim Transport entstanden seien. Obwohl Stocker selbst Fotos vom Pannentag gemacht hatte, die zeigen sollen, dass die Schweller da noch intakt waren.

Da wird es Stocker zu bunt – er schaltet seinen Rechtsdienst ein.

TCS
Laut TCS muss der Schaden zwischen dem Abladen vom Pannendienst-Lkw und dem Aufladen beim Transporteur-Lkw entstanden sein. (Symbolbild) - keystone

Mit Erfolg: Die Versicherung übernimmt immerhin 1500 Franken (von 3000) der Reparaturkosten am Bus. Als «Geschenk» vom TCS flattert noch eine Rechnung für die Standgebühren seines Busses im Abschlepphof in Frankreich rein: 190 Franken.

Nau.ch hakt beim Verkehrsclub nach.

TCS erklärt Vorgang

Man bedaure Stockers Erfahrung, erklärt Sprecherin Vanessa Flack. «Bei Vorfällen bei Reisen ist es unser Ziel, bestmöglich zu helfen.»

Dass es so lange dauerte, bis der Bus in der Schweiz ankam, bedauere der TCS sehr. «Das ist in der Tat eine lange Wartezeit, wofür wir uns bei unserem Mitglied entschuldigen.»

Findest du es unfair, dass sich der TCS nicht an den Reparaturkosten für die Karosserie-Schäden beteiligt hat?

Man verstehe auch, dass Stocker nicht so lange auf gewisse Gegenstände im Auto warten wollte. «Trotzdem ist es so, dass keine Kosten für weitere Hin- und Rückreisen übernommen werden», erklärt Flack.

Weshalb man keine Kulanz beim entstandenen Karosserie-Schaden walten liess, will der TCS mit Verweis auf «Datenschutzgründe» nicht beantworten.

Rechtsschutz: «Beweisführung wäre äusserst schwierig geworden»

Stocker hatte gar keine Chance, sagt seine Rechtsschutzversicherung, die nicht namentlich genannt werden will, auf Anfrage von Nau.ch.

TCS Panne
Der TCS organisiert die Rückführung von defekten Fahrzeugen von TCS-Mitgliedern aus dem Ausland in Sammeltransporten – aus Effizienzgründen. (Symbolbild) - keystone

«Es ist so, dass die Beweislast bei Herr Stocker gewesen wäre.» Die Beweisführung wäre aber «äusserst schwierig geworden und eher kostspielig, da es sich auch noch im Ausland mit mehreren Akteuren abgespielt hat. Deshalb waren die Erfolgschancen schlecht.»

Der Rechtsschutz wollte seinem Kunden nun entgegenkommen und den Fall abschliessen.

Hattest du schon mal eine Fahrzeug-Panne im Ausland?

«Das ausschlaggebende Kriterium wären normalerweise die Prozesschancen. Diese wären in diesem Fall aber sicher deutlich unter 50 Prozent gewesen. Aber wir haben Kulanz walten lassen und ihm grosszügig angeboten, 50 Prozent der Reparaturkosten zu übernehmen.»

Als Hohn erhält Martin Stocker vom TCS weiterhin E-Mails mit Werbung für Angebote – «damit ich Neukunden anwerbe».

*Name von der Redaktion geändert

Kommentare

User #1266 (nicht angemeldet)

Die Deformationen an den Schwellern sind mit allergrößter Wahrscheinlichkeit durch falsches Anheben in der Werkstatt entstanden und nicht durch den Autotransport. Leider heisst es auch beim TCS immer öfter Preise hoch, Dienstleistung runter...auch wenn der Schaden nicht am TCS anzulasten ist, scheint die Betreuung in diesem Fall sehr schlecht.

User #1240 (nicht angemeldet)

Bin Mitglied von TCS und ACS. Beim TCS gabs regelmässig Probleme. Wenn der TCS nicht zahlen oder handeln wollte, hat der ACS schnell und kompetent geholfen. Nun habe ich alle Zusatzversicherungen beim TCS gekündigt! Beim ACS ist die ganze Familie geschützt und weltweit gültig ohne grosse Ausschlüsse. Übrigens, in Italien sagte der Anwalt vom TCS, nach fast zweistündiger Verspätung (wartend auf ihn vor Gericht), die reichen Schweizer sollen bezahlen. In Spanien verneinten sie einen medizinischen Notfall und so musste ich innert 24h 50000 Euro (zu 1.70) auftreiben. Auf der Autobahn in Italien war es ähnlich. Das Fahrzeug wurde in eine Partnergarage zwangsabgeschleppt und dann war am Folgetag angeblich eine Reparatur über 300 Euro fällig. Wenn man nicht bezahlt, gibt es die Schlüssel nicht mehr! In der Schweiz hätte die gleiche Reparatur 50.- gekostet. Rechnung ohne MWST (wie gesetzlich vorgesehen) gab es auch. Den Rechtsdienst des TCS interessierte es nicht. Nach Fahrzeugpanne wollte der TCS die Fähre nicht umbuchen und nochmals über 1000.- abkassieren. Vor Ort (via Telefon) konnte umgebucht werden und die Preise waren wesentlich günstiger (war dann die letzte Buchung beim TCS). Seit bald 50.- Jahren sehe ich primär Abkassieren bei den Mitgliedern, einzig die Kurse noch besser Fahren sehe ich rückblickend als ausgezeichnet. Heute zahle ich nur noch aus Solidarität, damit die Touringhilfe überleben kann.

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