Zürichberg-Anwohner empören sich über SUV-Reifen-Lüftler
Am Zürichberg lüfteln Aktivisten über Nacht bei über 70 SUVs für das Klima. Anwohnerinnen, Anwohner und Betroffene haben wenig Verständnis für die Aktion.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Zürichberg erwachten zahlreiche SUV-Besitzende am Dienstag mit einem Platten.
- Die Klima-Aktivistengruppe «Tyre Extinguishers» hat sich zu der Aktion bekannt.
- Anwohnende und Direktbetroffene finden das «einfach nur radikal und blöd».
Am Dienstagmorgen dieser Woche erlebten zahlreiche Zürichberg-Bewohner ein böses Erwachen: In der Nacht hatten einmal mehr die «Tyre Extinguishers» («Die Reifenlöscher») zugeschlagen. Bei 75 SUVs liessen sie die Luft aus den Reifen.
Am Tag danach trifft Nau.ch vor Ort Anwohnerin Janine: Als «eine Schweinerei, keine Lösung. einfach nur radikal und blöd» ordnet sie die Aktion ein. Sie werde ihr aktuell draussen stehendes Auto schnellstens in die Garage stellen.
Auch Anwohnerin Margrit spricht von einer Frechheit. «Das ändert doch überhaupt nichts. Es gibt doch bessere Arten sich für das Klima einzusetzen», findet sie. Und Niklaus fügt hinzu: «Es baut auch Aggressionen auf, was doch heute wirklich nicht nötig ist.»
Eine Direktbetroffene, die das gleiche bereits in Winterthur ZH erleben musste und anonym bleiben will, erzählt Nau.ch: «Wir waren schockiert. Ich finde das nicht recht. es ist jedem seine eigene Freiheit, wie man fährt oder was man macht.»
Sie könne die Beweggründe der Aktivisten schon verstehen. «Aber den Leuten etwas zu zerstören, das ihnen gehört, ist falsch», so die Frau.
Über ein Dutzend Anzeigen eingegangen
Die Stadtpolizei bestätigt, dass wegen den Aktivisten-Aktionen über ein Dutzend Anzeigen eingegangen sind. Beamte und Spurensicherung seien deswegen ausgerückt. Ermittlungen wurden in die Wege geleitet. «Im Raum stehen Tatbestände wie Sachbeschädigung oder Nötigung», so Mediensprecher Michael Walker.
Die Autohilfe Zürich bestätigt gegenüber Nau.ch eine plötzliche starke Zunahme an Anfragen am Dienstagmorgen. «Wir konnten meist keinen Defekt wie einen Nagel feststellen. Einfach, dass Luft fehlt.»
Geschäftsführer Fabian Knecht empfiehlt Autofahrenden, am Morgen vor der Abfahrt das Auto grundsätzlich kurz auf Schäden oder Platten zu prüfen. «Wir empfehlen, auf keinen Fall mit einem Platten zu fahren. Die Struktur des Reifens wird so beschädigt.»
Zum Schutz rät Knecht zu sogenannten Kugelventilen, die nicht einfach aufgedreht werden können. Ansonsten müsse seiner Meinung nach aber ganz klar die Versicherung zahlen: «Es ist ein klarer Assistance-Fall, ich gehe davon aus, dass einem hier geholfen wird.»
Auch dem TCS wurden vermehrt solche Pannen gemeldet, wie es auf Anfrage von Nau.ch heisst. Sechs davon seien klar auf diese Aktion zurückzuführen, bei einer sei man nicht sicher.
Platte Reifen seit 2022
Die Truppe «Tyre Extinguishers» trat dieses Jahr erstmals im Frühsommer in Zürich in Erscheinung. Im Juni haben sie rund 30 Autos «gelüftelt». Zuvor schlugen die «Tyre Extinguishers» schon im September, Oktober und November 2022 in Zürich und Winterthur zu.
Das «Lüfteln» soll SUV-Besitzer dazu bringen, sich Autos mit weniger hohem Benzinverbrauch zuzulegen. Die Aktivisten hinterlassen an den Autos jeweils einen Flyer, auf dem sie SUV-Besitzenden die Gründe ihres Handelns erklären.