AHV 21: GLP-Bellaiche kritisiert «verachtendes Frauenbild»
Die Abstimmung über die AHV 21 steht bevor. Vor allem linke Parteien lehnen die zwei Vorschläge ab. Für Judith Bellaiche (GLP) unverständlich. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 25. September stimmt das Schweizer Volk über die AHV 21 ab.
- Die beiden Vorlagen werden unter anderem von linken Parteien bekämpft.
- Die Vorlagen seien schlecht für Frauen. Dagegen wehrt sich GLP-Bellaiche. Ein Gastbeitrag.
Physiologisch betrachtet ist die Frau vielfach trotz ihrer höheren Lebenserwartung dem Mann gegenüber im Nachteil. Ihre Körperkräfte lassen im Allgemeinen früher nach, weshalb sie oft schon vorzeitig zur Aufgabe oder Einschränkung der Erwerbstätigkeit gezwungen ist.
Es besteht daher ein soziales Bedürfnis nach der Vorverlegung des Rentenalters der Frau, das sich insbesondere bei Frauen zeigt, die körperlich arbeiten müssen, aber auch ganz allgemein in der statistisch nachgewiesenen Krankheitsanfälligkeit älterer Frauen tritt.
Schockiert Sie dieser Text? Hoffentlich auch. Er stammt natürlich nicht von mir, sondern aus den Abstimmungsunterlagen für die Senkung des Rentenalters für Frauen im Jahr 1956. Ursprünglich galt bei der Einführung der AHV im Jahre 1948 nämlich das gleiche Rentenalter für Frau und Mann.
AHV 21: Kein Opfer sein
Dass nun ausgerechnet linke Parteien und Gewerkschaften, die in schrillen Tönen die Gleichberechtigung der Frau fordern, ein solches archaisches und verachtendes Frauenbild am Leben halten und verewigen, ist scheinheilig. Mantramässig wiederholen sie, dass «unsere Mütter» müde seien von der Kindererziehung. Und «wir Frauen» deshalb keinen Tag länger arbeiten als bisher.
Ich bin auch eine Mutter. Ich habe mein Leben lang ohne Pause gearbeitet und (zusammen mit meinem Mann) zwei Kinder grossgezogen. Damit falle ich ins klassische Opferschema der Reformgegner.
Mit der AHV-Reform werde ich ein Jahr später, also mit 65, pensioniert. Aber mit Jahrgang 71 verpasse ich knapp die grosszügigen Kompensationszahlungen, die meine älteren Geschlechtsgenossinnen erhalten werden.
Dennoch weigere ich mich, als Frau für die widersprüchliche und schädliche Stimmungsmache gegen die AHV-Reform instrumentalisiert zu werden. Ich wehre mich dagegen, dass die AHV in meinem Namen und «auf dem Buckel der Frauen» an die Wand gefahren wird.
Hört endlich auf, uns Frauen kleinzureden, als schwache und unselbständige Geschöpfe darzustellen. Und für die verantwortungslose Aushöhlung unserer AHV zu benutzen. Wir sollten uns für ein selbstbestimmtes Frauenbild starkmachen, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit auch für eine Gleichberechtigung von Frau und Mann – vor, während und nach der Berufstätigkeit.
Als Frau und Mutter bin ich bereit, meinen Beitrag an eine gesunde, nachhaltig finanzierte AHV zu leisten und damit für Generationengerechtigkeit einzustehen.