Heinz Theiler (FDP): «Pseudoempörung im Bundeshaus!»
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Mann Thomas Aeschi geriet im Bundeshaus mit zwei Polizisten aneinander.
- Wegen des ukrainischen Parlamentspräsidenten wurde die Haupttreppe im Bundeshaus gesperrt.
- Eine Kolumne von Nationalrat Heinz Theiler (FDP, Schwyz).
Während eines Fototermins des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefanchuk war am Mittwoch die Haupttreppe des Bundeshauses für ein paar wenige Minuten gesperrt.
Hauptgrund war, dass niemand in das offizielle Bild hineinläuft beziehungsweise der Sicherheitsabstand zu den beiden Parlamentspräsidenten eingehalten wird.
So wie man das bei jeder Person macht, die ein offizielles Bild an diesem Standort macht. Etwas, das häufiger vorkommt, als man überhaupt mitkriegt.
Dafür gesorgt, dass nun dieser Fototermin halb Europa mit einem ganz faden Beigeschmack mitbekommt, hat SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi: Zusammen mit seinem Walliser Parteikollegen Graber ging er zielstrebig die Treppe hinunter, direkt auf die Polizisten zu.
Zu diesem Zeitpunkt gab es gefühlt fünf andere Möglichkeiten, einiges bequemer ins Hochparterre zu gelangen. Die Polizisten waren offensichtlich überrascht, dass Mitglieder des Parlaments tatsächlich ohne Not ihre Anweisungen missachteten und eine Situation herbeiführten, die sie zum Handeln zwang.
Sie hielten die beiden schliesslich erfolgreich auf. Stattgefunden hat das Spektakel zufälligerweise vor den versammelten Medien, die den Fototermin vom Durchgang im ersten Stock aus verfolgten.
Ist das Verhalten der SVP-Nationalräte Aeschi und Graber nachvollziehbar?
Deshalb auch wurde die Szenerie gefilmt und kursierte nur Minuten später im Internet.
Was sollte dieses Manöver?
Wer sich mit Desinformation beschäftigt, dem wird schnell klar, dass das alles kaum Zufall ist. Das zielstrebige Hinunterhasten der beiden Politiker während der laufenden Parlamentsdebatte, ausgerechnet auf der gesperrten Treppe, direkt auf die Polizisten zu, sich an ihnen vorbeizwängen zu wollen und ein Handgemenge zu riskieren.
Dazu vor filmenden Journalisten und innert Minuten auf den sozialen Medien verbreitet. Das Resultat: Pseudoempörung über korrektes Verhalten der Polizei, Pseudoeinforderung von Zutrittsmöglichkeiten, die jederzeit gegeben waren – das Paradebeispiel eines arrangierten Shitstorms.
Mit diesem Verhalten hat meiner Meinung nach die Anstandslosigkeit eine neue Qualität erreicht. Erstens: Die Polizei hat die Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen, weshalb man ihren Anweisungen zu folgen hat.
Zweitens gibt es viele Wege vom ersten Stock ins Hochparterre. Und drittens sollte beim Stockwerkwechsel immer die Flughöhe beachtet werden.
Zum Autor: Sicherheits- und Finanzpolitiker Heinz Theiler (FDP) ist Nationalrat, Schwyzer Gewerbeverbandspräsident und Inhaber einer Carrosseriespenglerei. Theiler schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.