SVP-Aeschi hätte einfach den Lift nehmen können
Nach dem Eklat auf der Treppe des Bundeshauses gibt es Vorwürfe gegen Thomas Aeschi. Denn gleich daneben befindet sich ein Lift, den er hätte nutzen können.
Das Wichtigste in Kürze
- Thomas Aeschi geriet im Bundeshaus mit zwei Polizisten aneinander.
- Dabei hätte er die gesperrte Treppe vermeiden und einen Lift nehmen können.
- Verschiedene Parlamentarier weisen auf die zahlreichen nahen Alternativen hin.
Es war ein noch nie gesehener Eklat im Bundeshaus: Zwei schwer bewaffnete Bundespolizisten und SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi geraten aneinander, es kommt zum Gerangel. Zuvor hatte der Sicherheitsdienst die Treppe wegen des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk gesperrt. Doch Aeschi und Parteikollege Michael Graber wollten dennoch dort durchgehen.
Nach dem Vorfall gehen die Wogen hoch: Graber macht einen Vergleich mit dem Dritten Reich, Aeschi fordert, sich frei bewegen zu dürfen. Unterstützung erhält er von seiner Partei und Bundesrat Albert Rösti, der die Forderung wiederholt. Zudem verlangt er eine Analyse des Sicherheitsdispositivs.
Von den anderen Parteien gibt es Kritik: SP-Co-Präsident Cédric Wermuth sagt gegenüber Nau.ch, Aeschi habe die «Impulskontrolle eines Kindergärtlers». Die Aktion sei «anstands- und respektlos» gewesen.
Viele im Bundeshaus glauben auch nicht, dass die beiden SVP-Herren zufällig zu diesem Zeitpunkt die Treppe runterwollten. SP-Nationalrat David Roth wirft den beiden auf X, vormals Twitter, vor, sie hätten versucht, den Empfang von Stefantschuk zu stören. Er bezeichnet Aeschi und die SVP-Führungsriege als «die grössten Putin-Krawallanten».
Viele Lifte und Treppen in der Nähe der Treppe
Für die Theorie, dass Aeschi und Graber absichtlich genau dann die Treppe benutzten, spricht die Architektur des Bundeshauses: So gibt es durchaus genügend Alternativen zur grossen Treppe. Darauf weist unter anderem Mitte-Präsident Gerhard Pfister hin: Im Radius von zehn Metern habe es zwei frei zugänglich Lifte und eine weitere Treppe, schreibt er auf X. Er glaubt auch: «Wäre der Duma-Präsident gekommen, hätte man sich anders aufgeführt.»
Ein Lift und eine Treppe sind auf dem Video des Vorfalls von Nau.ch zu sehen. Hinter der grossen Treppe befinden sich die beiden alternativen Wege, um das Stockwerk zu wechseln.
Und es sind nicht die einzigen: GLP-Nationalrat Beat Flach setzt einen «Servicetweet» ab: Es gebe neben der Kuppelhallentreppe vier Aufzüge und vier Treppen, die von den Plenarsälen ins Parterre führten. Er teilt auch Bilder davon. Thomas Aeschi, der seit 13 Jahren im Nationalrat ist, dürfte all diese Alternativen bestens kennen.
#Servicerweet Es gibt neben der Kuppelhallentreppe vier Aufzüge und vier Treppen, die von den Plenarsälen im Bundeshaus ins Parterre führen. Bei einem Staatsanlass in der Halle kann man die gut nutzen. Und ich danke dem Wachpersonal, dass unablässig für unsere Sicherheit sorgt. pic.twitter.com/DyliGWaI25
— Beat Flach (@beatflach) June 12, 2024