Klimastreik Schweiz: Waldbesetzung gegen Holcim

Sara Pfister
Sara Pfister

Brugg,

Aktivist*innen stellten sich vor einigen Wochen mit einer Waldbesetzung dem Konzern Holcim – dem grössten CO2-Emittenten der Schweiz – in den Weg.

klimastreik schweiz
Ein Transparent beim Protestcamp "ZAD Geissberg" gegen die Erweiterung des Steinbruchs Gabenchopf des Zementkonzerns Holcim, am Sonntag, 3. April 2022, bei Villigen AG. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor zwei Wochen besetzten Klimaaktivisten auf dem Geissberg Teil von Holcim-Gebiet.
  • Das Ziel: Die Natur vor einer Ausweitung des Steinbruchs zu schützen.
  • Ein Gastbeitrag vom Klimastreik Schweiz.

Anfangs April haben Klima-Aktivist*innen auf dem Geissberg, Aargau, Waldbesetzung errichtet, um das Naturschutzgebiet vor einer Ausweitung des Steinbruchs zu schützen. Am Geissberg wird von dem Konzern Holcim Kalkstein abgebaut und in einem nahen Zementwerk weiterverarbeitet.

Holcim ist der grösste CO2-Emittent der Schweiz und gehört auch weltweit zu den grössten Klimaverbrecher. Schon kurze Zeit später wurde der Protest von der Polizei geräumt. Für die Aktivist*innen ist klar: «Unser Widerstand ist unräumbar.»

Holcim muss gehen

Der Schweizer Zementriese Holcim mit Sitz in Zug gehört zu den Carbon Majors, also jenen Konzernen, welche weltweit am meisten CO2 verursachen und die Klimakrise befeuern. Historisch gesehen hat Holcim etwas soviel als Treibhausgasemissionen als Konzern zu verantworten wie Norwegen und verursachte mehr als zum Beispiel Neuseeland.

Laut einem Bericht von Greenpeace Schweiz aus dem Jahr 2020 ist Holcim für 122 Fälle von Menschenrechtsverletzungen beziehungsweise Umweltverbrechen in 34 Ländern verantwortlich. In zwei Jahren (2016/2017) starben insgesamt 151 Angestellte von Holcim an Arbeitsverletzungen.

Neben katastrophalen Arbeitsbedingungen gefährden auch die Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser das Leben der Angestellten und der lokalen Bevölkerung. Illegaler Bergbau, Steuerhinterziehung, Gesundheitsgefährdung, Kartellabsprachen, Kinderarbeit und Zusammenarbeit mit terroristischen Gruppen – für Profit macht Holcim alles.

holcim Ltd
Ein Lastwagen von Holcim Ltd kippt Kies ins Lager auf dem Gelände des Holcim-Betonwerk in Oberdorf, fotografiert am 27. August 2021. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Der Geissberg gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Das Inventar gibt als Schutzziele des Gebiets vor, die Landschaftssilouette zu erhalten. Diese Aufgabe erfüllt Holcim mit den Baggern nicht im Geringsten.

Das Problem mit Beton

Einer der Hauptbestandteile von Beton ist Zement und dieser verursacht jährlich 8 Prozent der globalen CO2 Emissionen – in der Schweiz sind es sogar 9%. Wäre die Zementindustrie ein Land, wäre es der drittgrösste Antreiber der Klimakrise – nach China und den USA. Der Ausstoss der Zementindustrie ist grösser als jener der Flugindustrie. Doch warum? Das liegt vor allem am Calciumoxid, welches dafür benötigt wird. Es wird aus Kalkstein gewonnen, der grösstenteils aus Calciumkarbonat besteht.

klima
Eine Industrieanlage stösst Kohlenstoffdioxid aus. (Archivbild) - dpa

Bei dessen Verbrennung entsteht sehr viel CO2. Ein weiterer grosser Teil entsteht dort, wo Kalkstein und andere Inhaltsstoffe gemahlen und auf 1400 Grad erhitzt werden und so schlussendlich zu Zement gebrannt werden. Diese hohen Temperaturen können fast nur mit dem Einsatz von fossilen Energien (also z.B. Kohle oder Öl) erreicht werden. So wird noch einmal eine grosse Menge CO2 ausgestossen.

Es gibt zwar schon länger Bemühungen, den CO2 Ausstoss der Betonindustrie zu senken. Holz, Lehm und andere pflanzliche Materialien können Alternativen bieten. Es gibt jedoch bisher kein Baumaterial, dass die Emissionen in so einem Mass senken kann, dass es möglich wäre, so weiter zu bauen wie bisher und trotzdem unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Deshalb muss sofort damit gestoppt werden, neue Gebäude zu bauen, die nicht dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Dafür können alte Gebäude umgenutzt werden und so neue Verwendungen finden.

Systemwandel statt Klimawandel

Die Klimakrise lässt sich nicht in einem kapitalistischen, wachstumsgetriebenen System lösen. Sogar der Weltklimarat (IPCC) sagt ausdrücklich, dass es einen Systemwandel von noch nie zuvor gesehenem Ausmass braucht.

Nach Jahren der politischen Untätigkeit, in welchen der Kapitalismus noch die letzten Orte seiner Profitgier unterwarf und Krise nach Krise produzierte, nach Jahren von Petitionen, organisieren, demonstrieren, abstimmen, diskutieren, streiken und hoffen, wird klar: Wenn wir uns der Zerstörung nicht in den Weg stellen und den Systemwandel angehen, wird das niemand sonst tun.

Mehr Infos unter wald-statt-beton.com.

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