Klimawandel: Emissionen senken reicht nicht aus!
Nicht alle Menschen sind im gleichen Ausmass von der Klimakrise betroffen und verantwortlich dafür. Ein Gastbeitrag dazu von Klimaaktivistin Fanny Wissler.
Das Wichtigste in Kürze
- Fanny Wissler ist Klimaaktivistin des Klimastreiks.
- Im Gastbeitrag schreibt sie zur Bedeutung der Klimagerechtigkeit.
Was ist Klimagerechtigkeit? Klimagerechtigkeit ist die Idee, dass nicht alle Menschen im gleichen Ausmass von der Klimakrise betroffen sind und wir auch nicht alle gleich daran Schuld sind.
Die Klimakrise wird oft so dargestellt, als ob sie vor niemandem halt machen würde «Wir sitzen alle im gleichen Boot».
Das stimmt insofern, dass wir alle auf dem gleichen Planeten leben. Doch wer verursacht die meisten Treibhausgasemissionen?
Globaler Süden trägt die Konsequenzen
Es ist klar: Seit der industriellen Revolution stossen Länder im globalen Norden schamlos riesige Mengen an Treibhausgasen aus, während andere Länder – hauptsächlich im globalen Süden – kaum Treibhausgase ausstossen. Auf der Weltrangliste im Treibhausgasemissionen ausstossen findet man zuoberst China, die Vereinigten Staaten und Europa.
Wir im globalen Norden – gerade in der Schweiz – leiden verhältnismässig wenig unter den Folgen der Klimakrise. Klar, wenig bis keinen Schnee im Winter und Hitzesommer wie 2018 werden sich häufen. In Zukunft dürfen wir uns sicher Sorgen um unsere Trinkwasserquellen machen. Doch an anderen Orten auf diesem Planeten ist das bereits Alltag. Der Anstieg des Meeresspiegels, eine Folge der Klimakrise, zerstört in Küstengebieten süsses Grundwasser.
Brot für alle schildert auf eindrückliche Weise wie für Menschen in Bangladesch zerstörte Süsswasserquellen bereits heute ihre alltägliche Realität darstellt. An vielen Orten kämpfen Menschen im globalen Süden täglich aufgrund der Klimakrise um ihr Überleben. Es sind jedoch nicht sie, die die Klimakrise verursachen.
Wir sind in der Verantwortung
Es sind die Länder im globalen Norden, die am meisten Treibhausgasemissionen verursachen. Wir tragen deshalb eine grössere Verantwortung im Kampf gegen die Klimakrise. Nicht nur das, wir tragen die Verantwortung, dass Klimapolitik nicht auf Kosten dieser Menschen geschieht, die kaum etwas zur Klimakrise beigetragen haben.
Für dieses Problem finden sich unzählige Beispiele: Die Nachkriegsgeneration hat historisch gesehen, die meisten Treibhausgasemissionen verursacht. Es sind jedoch nicht sie, die die Folgen dieser Emissionen ausbaden müssen.
Es sind die zukünftigen Generationen und das, obwohl sie kaum etwas zur Entwicklung der Klimakrise beigetragen haben. Ältere Generationen haben somit einen grösseren Beitrag zur Klimakrise geleistet als jüngere – oder kommende Generationen.
Klimagerechtigkeit beschreibt das Prinzip der Verantwortung. Es reicht nicht aus, dass Emissionen gesenkt werden. Ein entscheidender Punkt ist dabei von wem und auf Kosten von wem dies getan wird.
Vielleicht sitzen wir Menschen im gleichen Boot, aber den einen steht das Wasser bereits bis zum Hals, während andere noch Löcher in den Bug bohren.