Marko Kovic: «Tate hasst Frauen – Trump und Musk lieben ihn dafür!»

Marko Kovic
Marko Kovic

Flawil,

Autoritäre Rechtspopulisten wie Donald Trump und Elon Musk lieben Influencer und Frauenhasser Andrew Tate. Was steckt dahinter? Eine Kolumne von Marko Kovic.

Andrew Tate
Andrew Tate bezeichnete sich selbst als «Frauenhasser». - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der bekannte Sozialwissenschafter Marko Kovic schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
  • Heute schreibt Kovic über Frauenhasser und Zuhälter Andrew Tate.
  • Die Trump-Regierung sorgte dafür, dass die Tate-Brüder in die USA einreisen konnten.

In der Ära von Social Media, in der wir uns befinden, werden viele «Influencer» zu grosser Bekanntheit hochgespült. Dies, obwohl sie nichts wissen und nichts können.

Der König dieser inkompetenten, nutzlosen Influencer ist Andrew Tate.

Ein Scharlatan, dessen Lebenswerk darin besteht, Frauen zu hassen.

Es gibt unzählige Leute wie Tate. Absurde Parodien von Parodien vermeintlicher Alpha-Männer. Aber die wenigsten von ihnen werden von Millionen Menschen wie ein Guru verehrt. Tates Anhänger bewundern ihn. Sie wollen so sein wie er.

Andrew Tate Tristan Tate
Andrew Tate (links) und sein Bruder Tristan warten im Gebäude des Berufungsgerichts in Bukarest. Den beiden Brüdern wird vorgeworfen, junge Frauen sexuell ausgebeutet zu haben. - dpa

Warum? Warum ist jemand wie Andrew Tate für Millionen von Menschen ein Vorbild? Warum hängen junge Männer an seinen Lippen und verehren ihn als Mentor? Warum lieben Rechtskonservative, die sich auf Tradition und Sittlichkeit berufen, den Menschenhändler Tate?

Trumps Liebe für Tate

Andrew Tate wurde mit Menschenhandel reich. Das erklärt er immer und immer wieder.

Sein Geschäft bestand darin, minderjährige Mädchen und junge Frauen zu Online-Sexarbeit zu drängen.

Der gesamte Profit ging an ihn, und er stellte gemäss eigener Erklärung sicher, dass die Opfer aus dieser sexuellen Ausbeutung nicht herauskamen.

Mindestens eines der Opfer war erst 15 Jahre alt, als Tate begann, mit ihr Sex zu haben und sie für Sexarbeit zu «groomen». Tate selbst bezeichnet sich als Zuhälter. Er verkaufte Online-Kurse an Männer, die auch Zuhälter werden wollten.

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Marko Kovic erlärt in seiner Kolumne den Zusammenhang zwischen Tate, Trump und Musk. - Nau.ch

Untersuchungen gegen die Tate-Brüder in Rumänien

Andrew Tate und sein Bruder Tristan lebten bis vor Kurzem in Rumänien. Weil die Justiz in Rumänien, so Tate, Anschuldigungen von Vergewaltigung weniger ernst nehme. Da täuschte sich Tate aber.

Die rumänischen Behörden läuteten Untersuchungen gegen die Tate-Brüder ein, und zwar wegen Menschenhandel, Vergewaltigung, Pädokriminalität und Geldwäscherei.

Das ist nun vorerst Geschichte. Die Trump-Regierung zwang die rumänischen Behörden nämlich, die Tate-Brüder in die USA ausreisen zu lassen.

Richtig gelesen: Die Regierung von Donald Trump übte politischen Druck aus, um zwei Männern, die damit protzen, reiche Menschenhändler zu sein, zu helfen.

In den USA wurde Tate von Donald Trumps Anhängern wie ein Held empfangen. Warum?

Wer auf Andrew Tate abfährt

Es gibt zwei Gruppen von Menschen, die Andrew Tate verehren.

Die erste Gruppe sind Jungs und junge Männer, die von Tate abgezockt werden. Viele junge Männer sind in der heutigen komplexen Welt verunsichert. In Andrew Tate finden sie jemanden, der ihnen vermeintlich Halt gibt.

Er sagt ihnen, dass die Welt unfair ist, dass die Reichen immer reicher werden. Und er verspricht den desillusionierten jungen Gen-Z-Männern, dass er ihnen gegen Bezahlung in Online-Kursen einfache Tricks vermittelt, wie sie das System überrumpeln und reich werden.

Der einzige, der reich wird, ist Andrew Tate selbst

Die jungen Männer glauben ihm, weil Tate selbst ja reich ist. Er weiss, wovon er spricht.

Diese Betrugsmasche ist durchaus schlau. Tate hat erkannt, dass viele junge Menschen eine Entfremdung von der Gesellschaft empfinden. Sie spüren, dass es ihnen materiell nie gut gehen wird.

Lässt du dich leicht täuschen?

Tate positioniert sich als Lichtgestalt, die ihnen ein besseres Leben bringt. Andrew Tate hat mit diesem Publikum erfolgreich eine Wohlstands-Sekte gebaut, der viele Tausende junge Männer verfallen sind.

Alle denken sie, dass sie reich und glücklich werden. Aber der einzige, der reich wird, ist Andrew Tate.

Deshalb lieben ihn Trump und Musk

Die zweite Gruppe, die Andrew Tate liebt, sind die neuen radikalisierten Rechten, die neuen autoritären Rechtspopulisten wie Donald Trump und Elon Musk und ihre Anhänger. Warum lieben sie ihn?

Andrew Tate ist einer von ihnen: ein reaktionärer Frauenhasser, ein Lügner, ein Scharlatan. Tate steht für das, wofür die Rechtspopulisten kämpfen.

Donald Trump Elon Musk
Elon Musk (links) und Donald Trump. - AFP/Archiv

Eine Welt, in der Reiche tun, was sie wollen, ohne jemals Konsequenzen tragen zu müssen. Eine Welt, in der es keine Gleichstellung gibt, sondern im Gegenteil die totale Kontrolle der Frau durch den Mann.

Frauen seien zu wenig intelligent

Andrew Tate glaubt, dass Frauen keine politischen Rechte haben sollen, weil sie dafür zu wenig intelligent sind. Elon Musk glaubt das auch.

Die Begeisterung der Rechtspopulisten für Andrew Tate zeigt, dass diese ganze politische Bewegung ein grosser Schwindel ist. Die Rechtspopulisten betonen, sie wollen Kinder schützen – und feiern handkehrum den vielleicht berühmtesten pädophilen Groomer auf dem Planeten als grossen Helden.

Die Rechtspopulisten sagen, sie wollen mehr Sittlichkeit in der Gesellschaft – und machen gleichzeitig einen selbsterklärten Menschenhändler zu ihrem Aushängeschild.

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Bloss Inszenierung und Heuchelei

Die Wahrheit ist: Der moralische Kompass der Rechtspopulisten, die Tate befürworten, besteht zu 100 Prozent aus Bullshit. Es ist alles nur Inszenierung und Heuchelei.

Sie glauben an nichts – ausser an ihre eigene Macht, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Die Gesellschaft befindet sich im moralischen Zerfall.

Elementare, gut begründete Regeln des zivilisierten Miteinanders – beispielsweise, dass Menschenhandel schlecht ist – werden als «woke» verschrien.

An diesem moralischen Chaos laben sich die Rechtspopulisten. Und Leute wie Andrew Tate.

Ein nützlicher Test

Wahrscheinlich lesen auch ein paar Tate-Anhänger diesen Text. Sie werden aber keine Gegenargumente haben.

Ihre Reaktion ist voraussehbar: Sie jammern, dass sich die Balken biegen. «Das ist Cancel Culture!», höre ich die indoktrinierten Tate-Jünger, vielleicht mit geballten Fäusten, vor sich hin sagen, immer und immer wieder, wie ein Mantra.

Selbstviktimisierung ist bei Tate-Anhängern so sicher wie das Amen in der Kirche. Seine Anhänger leben in einer Fantasiewelt und wollen dort bleiben.

Marko Kovic
Marko Kovic schreibt auf Nau.ch Kolumnen. - zvg

Moralischer Lackmustest

Aber warum reden wir überhaupt so viel über Andrew Tate? Verschafft ihm das nicht noch mehr Aufmerksamkeit? Es lohnt sich, kritisch über Tate zu reden, weil diese Figur für Menschen ausserhalb der Tate’schen Fantasiewelt ein nützlicher moralischer Lackmustest ist.

Wer Andrew Tates Ansichten und Verhalten ablehnt, verfügt grundsätzlich über ein grundlegendes Mass an Respekt für Demokratie, Ethik und Recht.

Wer hingegen Tates Ansichten und Verhalten verteidigt, hat keinen Respekt für Demokratie, Ethik und Recht.

Entweder bist du für Tate oder gegen ihn. Entweder oder. Keine Grautöne. Ganz einfach.

Nicht blind alles schlucken

In der Praxis zeigt dieser Lackmustest bereits erste interessante Ergebnisse: Ausgerechnet der republikanische Gouverneur von Florida, Ron de Santis, hat klar Stellung bezogen.

Er hat Tates Einreise nach Florida scharf kritisiert und ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet.

Ron DeSantis
Ron DeSantis beweist Rückgrat. - keystone

Ron de Santis war bisher in vielen Punkten Trump-Loyalist. Aber es gibt noch Konservative, die über ein elementares moralisches Rückgrat verfügen und nicht blind alles schlucken, was der grosse Führer auftischt.

Es mag absurd klingen, aber die neue Gretchenfrage im Jahr 2025 lautet: Nun sag’, wie hast du’s mit Andrew Tate?

Das ist der einfachste Test, den es gibt. Erschreckend viele Menschen bestehen ihn aber nicht.

Zum Autor: Marko Kovic ist Gesellschaftskritiker. Er interessiert sich für gesellschaftlichen Wandel und die Frage, ob wir noch zu retten sind. Er lebt in Uzwil SG.

Kommentare

User #3368 (nicht angemeldet)

Witzig. Über 200 Kommentare gelöscht und die überragende Mehrheit davon, welche gegen keinerlei Richtlinien verstossen haben. Wie nennt man diese selektive Auswahl noch gleich, irgendwas mit Z.

User #2366 (nicht angemeldet)

Schon heftig, wie hier wieder mal gelöscht und zensiert wird.

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