Prämienschock: GLP-Mäder will mehr als nur «Pflästerlipolitik»

Jörg Mäder
Jörg Mäder

Zürich,

Modernisierung, Digitalisierung und ein Ende der «Pflästerlipolitik». Jörg Mäder (GLP/ZH) erklärt im Gastbeitrag, wie das Gesundheitswesen zu reformieren wäre.

Jörg Mäder Gastbeitrag
Jörg Mäder ist Umweltwissenschaftler und Nationalrat (GLP/ZH), im Gastbeitrag verlangt er ein Umdenken in der Gesundheitspolitik: Nicht die Prämien, sondern die Gesundheitskosten müssten sinken. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Krankenkassenprämien steigen nächstes Jahr um durchschnittlich 6,6 Prozent an.
  • Jörg Mäder kritisiert die «Pflästerlipolitik». Im Gastbeitrag fordert er echte Reformen.
  • Das Gesundheitswesen in der Schweiz müsse modernisiert und digitalisiert werden.

Die Ankündigung hat gesessen. Nach ruhigen Jahren steigen die Krankenkassenprämien deutlich. Jetzt kann man das Gesundheitssystem bis Ende Jahr nicht einfach billiger machen. Also wird gefordert, der Staat müsse die Prämien verbilligen.

Darüber kann man reden, das hilft, ist aber noch keine Lösung. Denn bereits jetzt wird ein beträchtlicher Teil der Gesundheitskosten vom Staat bezahlt, zum Beispiel bei der Langzeitpflege. Die Prämien würden sinken, die Gesamtkosten aber nicht.

Nicht die Prämien, sondern die Kosten müssen sinken

Die wichtigere Frage ist also nicht, wie wir die Prämien in den Griff bekommen, sondern die Kosten. Unser Gesundheitssystem hat (noch) einen guten Ruf, hohe Lebensqualität und Lebenserwartung.

Gesundheitswesen
Die Frage sei nicht, wie wir die Krankenkassenprämien in den Griff bekommen, sondern die Gesundheitskosten. Jörg Mäder verlangt, dass unser System ins 21. Jahrhundert gebracht wird. - Keystone

Das hat uns leider träge gemacht. Wir sind ja die Besten und bezahlen können wir reiche Schweizer das Ganze auch. Wieso also etwas ändern? Aber genau das müssen wir. Wir müssen unser System endlich ins 21. Jahrhundert bringen.

Gewohnheiten und Privilegien hinterfragen

Alle müssen sich zusammenraufen und bereit sein, alte Gewohnheiten und Privilegien zu hinterfragen. Was nicht hilft, ist, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Ich will nicht mehr über Fax-Gate, Tarmed/Tardoc, Zulassungsverfahren und doppelte Freiwilligkeit sprechen. Und auch nicht über das elektronische Patientendossier (EPD), das aus dem EDV-Zeitalter stammt.

Sind die höheren Krankenkassenprämien eine Belastung für Sie?

Solange wir nämlich das machen, bleibt es bei Pflästerlipolitik. All die zahlreichen kleinen Massnahmen, über die wir in den Medien und in der Politik reden, werden nicht ausreichen, solange wir ein veraltetes System mitschleppen, an das sich alle klammern.

Gesundheitssystem muss digitalisiert werden

Wir müssen unser Gesundheitssystem digitalisieren. Es so bauen, dass unsere Prozesse effizient werden und nicht alles doppelt gemacht wird. So, dass wir mit den Daten forschen können, Neues lernen.

Gesundheitswesen
Alle Massnahmen würden nicht ausreichen, solange wir ein veraltetes System mitschleppen, an das sich alle klammern. - Keystone

Aber vor allem auch so, dass die Leute Vertrauen fassen, dass ihre Daten geschützt sind und nur dort fliessen, wo sie selber und/oder das Gesetz es erlauben. Das ist möglich. Andere Länder haben es bereits geschafft. Packen wir es an.

Kommentare

Weiterlesen

Krankenkassenprämien Berset
2’199 Interaktionen
Berset Anne Levy
2’082 Interaktionen
sp wasserfallen
242 Interaktionen

Mehr GLP

Mehr aus Stadt Zürich