Tabakwerbeverbot: Bachmann-Roth (Mitte) argumentiert für Ja

Kinder müssen sich gesund entwickeln können. Deshalb braucht es am 13. Februar ein Ja zum Tabakwerbeverbot. Ein Gastbeitrag von Christina Bachmann-Roth.

Bachmann Roth Biodiversität
Christina Bachmann-Roth, Mitte-Politikerin. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Je häufiger Jugendliche mit Tabakwerbung in Kontakt kommen, desto eher beginnen sie damit.
  • Die meisten Raucherinnen und Raucher haben als Minderjährige angefangen.
  • Das muss verhindert werden, schreibt Christina Roth-Bachmann in ihrem Gastbeitrag.

«Es gibt doch fast keine Tabakwerbung mehr», sagen Erwachsene. Viele sehen in der Volksinitiative deshalb ein unnötiges Werbeverbot. Doch der subjektive Eindruck täuscht. Tatsächlich ist Werbung für Tabakwaren bei Minderjährigen allgegenwärtig.

Fast 70 Mal werden sie an einem Wochenendtag im Durchschnitt mit tabakfreundlichen Reizen konfrontiert. Sie sehen knallige Online-Werbung auf Apps und in sozialen Medien, die attraktiven Sonderangebote an Verkaufsstellen und Konzerten oder die hippen Werbespots auf Bildschirmen am Kiosk. Kinder und Jugendliche sind hauptsächliche Zielgruppe der Tabakfirmen, weil rund 60% aller Raucherinnen und Raucher vor dem 18. Lebensjahr mit Rauchen beginnen.

Werbung bringt Kinder und Jugendliche zum Rauchen

Der direkte Zusammenhang zwischen Tabakwerbung und -konsum ist durch solide, unabhängige Studien belegt. Je häufiger Jugendliche mit Tabakwerbung in Kontakt kommen, desto eher beginnen sie mit dem Rauchen. Gerade in der Phase der Identitätsbildung und Pubertät sind Kinder und Jugendliche für Werbung sehr empfänglich – insbesondere für die Werbebotschaften, die Coolness und Sexappeal suggerieren, Freiheit versprechen und das Rauchen als attraktives Freizeitvergnügen darstellen.

Tabak
Das Tabakgesetz kommt in abgeschwächter Form vors Volk. - Nau

Trotzdem würde kein Jugendlicher bei der Frage nach Gründen für den Rauchereinstieg aktiv die Werbung nennen. Denn Werbung wirkt vor allem auf der unbewussten Ebene und weckt die Neugier. Es überrascht denn auch nicht, dass in einer Untersuchung von Sucht Schweiz 88 % der Befragten die Neugier als Grund für den Raucheinstieg ankreuzten.

Das Tabakgesetz allein ist ungenügend und nicht konsequent

Wer meint, das neue Tabakproduktegesetz reiche für einen griffigen Jugendschutz aus, verkennt die Tatsachen. Der indirekte Gegenvorschlag ist ungenügend. Er erlaubt Tabakwerbung genau dort, wo sie Jugendliche am besten erreicht: in Gratiszeitungen, im Internet und in sozialen Medien, in Verkaufsstellen, an nationalen Festivals und Konzerten. Das neue Tabakgesetz ist nicht konsequent. So wird der Verkauf von Tabak- und Nikotinprodukten an Minderjährige verboten, aber die Werbung bleibt erlaubt.

Eine 100%ige Garantie, dass Kinder und Jugendliche keine Tabakwerbung mehr sehen, werden wir nie haben. Aber es ist ein wesentlicher Unterschied, ob Kinder und Jugendliche omnipräsent in ihrem Alltag mit Werbung für Tabakprodukte konfrontiert werden, oder ob sie ausnahmsweise Tabakwerbung sehen, die sich hauptsächlich an Erwachsene richtet. Mit den von der Volksinitiative geforderten Werbeeinschränkung kann der Jugendschutz pragmatisch und vor allem nachweislich wirksam umgesetzt werden. Werbung, die sich ausschliesslich an Erwachsene richtet, ist weiterhin erlaubt.

Fachleute und die Mehrheit der Parteien sagen Ja

Dass wir mit dem Jugendschutz nicht weiter zuwarten dürfen, zeigen die besorgniserregenden Zahlen: Gemäss einer Studie des Kinderspitals Zürich rauchen 70% der 16- 17-jährigen Mädchen und 60% der 16-17-jährigen Knaben regelmässig oder gelegentlich herkömmliche Zigaretten, E-Zigaretten oder Shisha.

Tabak
Eine Frau mit Zigarette. - AFP/Archiv

Und je früher der Tabakkonsum beginnt, desto schädlicher ist seine Wirkung. Kinder und Jugendliche sollen sich gesund entwickeln können. Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft, sie vor Tabakwerbung zu schützen. Wir investieren als Volkswirtschaft schon jetzt viel in die Prävention und tragen die hohen Gesundheitskosten, welche der Tabakkonsum mit sich bringt. Es ist daher kontraproduktiv, Werbung an Kinder zuzulassen.

Dazu braucht es am 13. Februar ein Ja zur Initiative «Kinder ohne Tabak». Dahinter steht die ganze Ärzteschaft, zahlreiche Gesundheitsorganisationen wie die Krebsliga und die Lungenliga, sowie Sucht-, Sport- und Jugendverbände. Die Mehrheit der Parteien unterstützt «Kinder ohne Tabak» – auch wir, die Mitte Frauen.

Zur Autorin: Christina Bachmann-Roth ist Betriebsökonomin, Geschäftsführerin, Einwohnerrätin in Lenzburg und Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz. Die Wahlaargauerin mit Luzerner Wurzeln lebt mit ihrem Mann und ihren vier Töchtern in Lenzburg.

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