Theiler: «Manager-Boni trotz Minusgeschäft nicht nachvollziehbar!»
Ein guter Unternehmer ist sich seiner Verantwortung bewusst. FDP-Nationalrat Heinz Theiler mahnt jedoch, dass heute oft nach falschen Prinzipien agiert wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Viel zu oft wird heute in der Unternehmerwelt das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns verletzt.
- Wichtig wäre es jedoch, dass eigenes Handeln und die Folgen davon stets überprüft werden.
- Über dieses Prinzip schreibt FDP-Nationalrat Heinz Theiler in seiner neuesten Kolumne.
Kennen Sie das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns? Es geht auf die mittelalterlichen Handelsaktivitäten in Italien und der Hanse im Norden zurück und umschreibt die Werte, an denen sich faires Wirtschaften orientiert.
Oder anders gesagt: Der ehrbare Kaufmann tätigt tagsüber nur solche Geschäfte, die ihn nachts schlafen lassen.
Der Kaufmann bezahlt faire Löhne, übernimmt Verantwortung für die Gesellschaft, bedenkt die Folgen seines Handelns und agiert als Vorbild.
Es ist schon lange her seit der Gründung unseres Bundesstaates, aber es sind die Grundlagen für eine liberale Gesellschaft, die Grundlagen für eigenverantwortliches Handeln: Nicht der Staat oder eine Kirche muss uns vorschreiben, was wir zu tun haben.
Manager mit Negativbilanzen – trotzdem hohe Boni?
Wir wissen selbst, was sich gehört und was nicht. Die Freiheit des einen endet dort, wo die des anderen beginnt. Als Gewerbler mit eigenem Betrieb, der die Autos von Kundinnen und Kunden repariert, und als Nationalrat versuche ich, dieses Prinzip als meinen eigenen Kompass zu benutzen.
An diesem Kompass gemessen ist es für mich deshalb nicht nachvollziehbar, wie in der heutigen Zeit noch Boni an Manager ausbezahlt werden können, die nachweislich Minusgeschäfte eingefahren haben. Ämterkumulationen, Gefälligkeitsbeiträge und Spesenritter machen leider ebenfalls zu oft Schlagzeilen. Nach welchem Prinzip wird hier agiert?
Kritiker mögen sagen, dass das Prinzip des ehrbaren Kaufmanns auch als spassbefreites Konzept betrachtet werden kann und es ein schmaler Grat ist zwischen moralinsaurem Erheben des Zeigefingers und echtem Engagement.
Sich selbst zu überprüfen, lohnt sich
Jedoch ist es in diesen wirren Zeiten vielleicht gut, sich und seine eigenen Positionen diesbezüglich zu überprüfen: Handle ich noch nach meinem Kompass? Was sind die Folgen meines Handelns für mich, mein Umfeld und die Umwelt? Muss ich nachjustieren oder schlafe ich nachts gut?
Fragen, über die man durchaus genussvoll bei einem guten Glas Wein und einem feinen Essen nachdenken kann.
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Zum Autor: Sicherheits- und Finanzpolitiker Heinz Theiler (FDP) ist Nationalrat, Schwyzer Gewerbeverbandspräsident und Inhaber einer Carrosseriespenglerei. Theiler schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.