Trump-Debatte: Warum ist es so absurd, Hunde und Katzen zu essen?
Donald Trump behauptete, dass Migranten Haustiere essen würden – eine bizarre Vorstellung. Aber warum eigentlich? Das fragt Nau.ch-Kolumnistin Mirjam Walser.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump schockierte mit der Falschaussage, dass Migranten Hunde und Katzen essen.
- Für viele Menschen ist die Vorstellung, Haustiere zu essen total abwegig.
- Das findet Kolumnistin Mirjam Walser aber widersprüchlich.
- Mirjam Walser schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus.
Während der Präsidentschaftsdebatte zwischen den Kandidaten Donald Trump und Kamala Harris am 10. September kam es zu einer bizarren Situation: Trump behauptete, Migranten in der US-amerikanischen Stadt Springfield würden Katzen und Hunde essen. Kamala Harris konnte sich ihr Lachen kaum verkneifen. Natürlich war das eine Lüge.
Auch die Schweizer Medien konnten kaum glauben, dass Trump tatsächlich so eine groteske Aussage verbreitete. In der westlichen Welt ist die Vorstellung, Katzen- oder Hundefleisch zu essen, völlig absurd. Allein der Gedanke daran löst Ekel aus. Katzenbraten oder Hundeschinken? Pfui, nein Danke!
Aber warum eigentlich? In manchen asiatischen Ländern ist Katzen- oder Hundefleisch schliesslich nichts Ungewöhnliches. Katzenfleisch lässt sich scheinbar genauso zubereiten wie Hühnerfleisch. Historische Quellen belegen, dass auch in der Schweiz einst Katzen gegessen wurden. Die alten Griechen empfahlen sogar Hund als Schonkost für Kranke.
Warum also ist der Gedanke, Haustiere zu essen, für uns heute so abstossend?
Süsser Hund, feines Schnitzel
Irgendwann haben wir begonnen, einige Tiere in bestimmte Kategorien zu unterteilen. Da gibt es auf der einen Seite die sogenannten Nutztiere wie Kühe, Schweine und Hühner, auf der anderen Seite Haustiere wie Katzen und Hunde.
Die Rollen dieser Tiere sind klar: Haustiere sind Familienmitglieder, wir streicheln und lieben sie. Nutztiere hingegen betrachten wir als Produkte, die Fleisch, Milch, Käse oder Leder liefern.
Wenn wir an Haustiere denken, denken wir an ihre individuellen Eigenschaften: der schlaue Hund, die sanftmütige Katze, der wunderbar singende Wellensittich. Bei Nutztieren fehlt uns diese Verbindung. Wir sehen nicht die Kuh, die gerne kuschelt, oder das verspielte Ferkel. Dass Schweine ebenso intelligent und verschmust sind wie Hunde, ignorieren wir.
Wir schaffen eine emotionale Distanz zu Nutztieren. Nur so fällt es uns leicht, sie zu essen. Diese Distanz können wir bei Haustieren nicht aufbauen, denn wir lieben sie. Ihre Gefühle und Bedürfnisse sind uns wichtig.
Schon als Kinder lernen wir, Fleisch als Produkt zu sehen und das Tier dahinter auszublenden. Kaum jemand würde einem Kind beim Zmittag erklären, dass die Wurst auf dem Teller einmal ein süsses Ferkelchen wie Schweinchen Babe war.
Ist ja klar, dass das Kind die Wurst dann nicht mehr essen will.
Nutztiere auf den Teller, Haustiere ins Bett
Von klein auf trennen wir also das Fleisch auf dem Teller vom lebenden Tier. Wir verlernen, dass Kühe, Schweine und Hühner Tiere mit Gefühlen und Eigenschaften sind. So wird es normal und natürlich, gewisse Tiere zu essen. Nur wenn das falsche Tier auf dem Teller landet, empfinden wir Ekel.
Welches Tier Ekel auslöst, ist oft kulturell bedingt. In manchen Kulturen ist die Kuh heilig, in anderen gilt das Schwein als unrein. Fleisch dieser Tiere zu essen, ist ein Tabu. Meerschweinchen werden bei uns als Haustiere geliebt, in Peru hingegen als schmackhaftes Gericht.
Manche Tiere liegen in einer Grauzone: Kaninchen und Pferde sind für die einen Haustiere, für andere gelten sie als Nutztiere respektive Lebensmittel in Form von Braten und Mostbröckli. Welche Tiere als Nutz- oder Haustiere betrachtet werden, ist also beliebig.
Vegan ist gar nicht so abartig
Von den Millionen an Tierarten, die es auf der Welt gibt, akzeptieren wir nur eine Handvoll als essbar. Viele Menschen haben nie wirklich hinterfragt, warum bestimmte Tiere auf dem Teller landen, während andere als Haustiere gelten oder geschützt werden.
Wenn man sich bewusst macht, dass Schweine, Kälber oder Hühner gar nicht so anders sind als unsere geliebten Haustiere, erscheint es plötzlich merkwürdig, sie zu essen.
Die Katze streicheln, das Kälbchen essen? Warum nicht einfach beide streicheln? Schliesslich sind weder Kalbsbratwurst noch Katzenspeck lebensnotwendig.
Vielleicht erscheint dann für manche nicht nur Trumps Aussage über Katzen essende Migranten als absurd, sondern auch die Vorstellung, die treuherzige Kuh vom Nachbarshof zu verspeisen. Und in diesem Licht wirken Menschen, die sich vegan ernähren, vielleicht gar nicht mehr so sonderbar.
Zur Person: Mirjam Walser (38) schreibt auf Nau.ch regelmässig zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School ist sie Expertin für veganes Unternehmertum und vegane Innovationen.