Zürcherin (19): «Will bei meinen Tours Menschen kennenlernen»

Autofans erobern sich die Stadt Zürich im Flug. Selina K.* ist eine von ihnen. Nau.ch nimmt auf ihrem Beifahrersitz Platz.

Polizei hat Autoposer-Treffen
Beamte im Einsatz. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich versammeln sich jedes Wochenende Hunderte Menschen aus der Auto-Szene.
  • Eine von ihnen ist die 19-jährige Selina K.*.
  • Nau.ch nimmt neben der jungen Frau Platz.

Mit der Hand fährt sich Selina K.* durch die schulterlangen blonden Haare. Ihre braunen Augen blicken konzentriert in den Spiegel, welcher in der Sonnenblende des 1er BMW eingebaut ist. Sie drückt die Lippen zusammen, betrachtet ihr Make-up. In den silbernen Ohrringen spiegelt sich das Rosa der eingebauten Ambiente-Lichter.

Der Blick nach dem BMW

Es ist Samstagabend – 21 Uhr. K. und zwei ihrer Kolleginnen unterhalten sich. Hinter ihnen steht ein BMW, Baujahr 2014. In der Auto-Szene von Zürich eigentlich nichts Aussergewöhnliches. Dennoch bleibt das Auge an der Folierung des Wagens hängen.wechselt.

«Man kennt ihn halt», sagt Selina K., als sie über ihren BMW spricht. Biege sie auf Parkplätze ein, dann würden sich die Anwesenden umdrehen. Hineinblicken. Stolz schwingt in ihrer Stimme mit. Bei den Investitionen, die sie bereits getätigt hat, überrascht dies nicht.

3000 bis 4000 Franken hat K. für die Folierung, Ambiente-Lichter und die Pneus investiert. «Ich sparte bereits während der Lehre für ein eigenes Auto», sagt K.

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Selina K.* spricht über die Investitionen in ihr Auto. - Nau.ch / Drone-Air-Media-ch

Den BMW konnte sie von ihrer Mutter übernehmen. Der BMW M4 bleibt vorerst ein Traum.

Das Auto als Ersatz fürs Nachtleben

Angekommen im Zentrum wendet Selina den Wagen. Zürcherinnen und Zürcher sitzen an Bar-Tischen, nippen an Drinks. Sie verrenken sich ihren Hals, um Selina K.s Auto nachzuschauen. Lärm macht er keinen. K. hält sich – zumindest heute Abend – strikt an das Tempolimit.

Autoposer
Die Stadt Zürich hat mit Autoposern zu kämpfen. - Keystone

Ein schwarzer Audi nähert sich auf der linken Nebenspur. Gemütlich überholt er den 1er BMW. «Die waren aber hübsch», sagt K.s Freundin Alice B.* und lacht verlegen. So, als hätte sie etwas Unanständiges ausgesprochen.

«Ich bin hier, um Menschen kennenzulernen. Seit der Corona-Pandemie kann man nirgendwo mehr hingehen», erklärt K. Clubs, Bars, Restaurants – alles blieb geschlossen. «Auf Parkplätzen oder an der roten Ampel kommt man ins Gespräch.»

Abheben von der Masse

Als Frau zwischen all den jungen Männern habe sie kein Problem. Noch nie habe sie das Gefühl von fehlendem Respekt gehabt. Ihre Kolleginnen pflichten ihr nickend bei. Im Hintergrund die leisen Bässe und die tiefe Stimme eines deutschen Rappers.

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Selina K.* und Alice B.* erklären, wie sich eine Frau in der Autoszene fühlt. - Nau.ch / Drone-Air-Media.ch

Nach der dritten Runde biegt K. wieder auf den Parkplatz im Tiefenbrunnen ein. Die drei jungen Frauen steigen aus, zünden sich eine Zigarette an. «Vielleicht treffen wir heute auf den silbernen S63. Der ist der absolute Wahnsinn», schwärmt Marina F.*

Die 18-Jährige ruft das Insta-Profil des Typen auf, der diesen Mercedes fährt. Die Folierung sieht aus, als wäre sie von Swarovski entworfen worden. «Der bietet sein Auto sogar für Fotoshootings an», erklärt Marina F.

Grosskontrollen, Stau und Schlupflöcher

Rang und Namen hat in dieser Szene jeder, der auffällt. Die drei steigen wieder in den BMW. Im Hintergrund ertönt ein lautes Röhren. Wieder einer, der seinen Motor aufjaulen lässt. Ein Dorn im Auge der Anwohner – mühselige Arbeit für die Polizisten.

Autoposer
Autoposer geben viel Geld für ihre Autos aus. (Symbolbild) - Unsplash

Jedes Wochenende sperren sie die Strassen ab. Stundenlang kontrollieren sie Ausweise und Fahrzeugpapiere. Die Poser, sie finden immer wieder an den Kontrollen vorbei. Oder verweilen auf gesperrten Parkplätzen. Kilometerlange Staus sind die Folge der radikalen Massnahmen.

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Zürcherinnen in der Autoszene über die Polizei-Sperren in der Stadt. - Nau.ch / Drone-Air-Media.ch

K. und ihre Freundinnen sehen den Mehraufwand der Behörden. «Aber wo sollen wir uns sonst treffen?» Zum vierten Mal brechen wir auf dieselbe Runde auf. Und treffen bald auf einige Kollegen von K.

Wie der Abend in der Auto-Szene weiter geht, erfahren Sie im zweiten Teil vom morgigen Montag.

*Die Namen sind zur Verfremdung der Personen abgeändert

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