Aussichten auf dem Arbeitsmarkt markant eingetrübt
Die kurzfristigen Aussichten auf dem Schweizer Arbeitsmarkt haben sich wegen der Corona-Pandemie klar verschlechtert. Ausser der Versicherungsbranche gehen alle Sektoren der Wirtschaft von einem markanten Stellenabbau in den kommenden Monaten aus.
Das Wichtigste in Kürze
- Der sogenannte Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) weist für das zweite Quartal 2020 einen Wert von -19,9 Punkten auf.
Im vergangenen Quartal lag er noch bei 2,9 Punkten (revidiert von 3,9 Punkten). Gegenwärtig liege der Vorlaufindikator somit tiefer als während des Höhepunkts der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, teilte die KOF am Montag mit.
Damals erreichte er im zweiten Quartal 2009 - zum Höhepunkt der Krise - einen Wert von -16,5 Punkten. Zudem hat sich der Rückgang des Indikators damals auf drei Quartale verteilt, während sich der gegenwärtige Absturz auf ein einziges Quartal konzentriert, wie es in dem Communiqué weiter heisst.
Wie vor gut 10 Jahren sei aber auch heuer davon auszugehen, dass sich die starke Bewegung beim Indikator in einem bedeutenden Rückgang der Beschäftigung widerspiegeln werde. Aktuell sei der Beschäftigungsindikator für das Gastgewerbe, das aufgrund der Corona-Pandemie von einer kompletten Schliessung betroffen ist, am stärksten eingebrochen.
Doch auch in fast allen anderen Branchen haben sich die Beschäftigungserwartungen stark verschlechtert. Hervorzuheben seien der Detailhandel und der Bausektor. Obwohl beide Sektoren nur von einer Teilschliessung betroffen seien, gingen diese Unternehmen von einem starken Personalabbau in den nächsten Monaten aus, hiess es.
Starke Rückgänge verzeichneten auch viele übrige Dienstleistungsbranchen wie etwa das Verkehrswesen. Diese Branchen hätten den Beschäftigungsindikator zuvor jahrelang stabilisiert. Der einzige Wirtschaftsbereich mit weiterhin positiven Beschäftigungserwartungen sei der Versicherungssektor, schrieb die KOF.
Der Beschäftigungsindikator wird aus den Konjunkturumfragen der KOF berechnet. Im April war demnach per Saldo eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen der Ansicht, ihr Beschäftigungsbestand sei aktuell zu gross. Gleichzeitig planten viele Unternehmen, den Personalbestand in den nächsten drei Monaten zu reduzieren.