Credit Suisse: SRF-Korrespondentin zerlegt Blitz-Rettung
Die Blitzrettung der Credit Suisse sorgt bei vielen Experten für Kopfschütteln. Die SRF-Bundeshauskorrespondentin spricht von einem «Armutszeugnis».
Das Wichtigste in Kürze
- Die UBS übernimmt die Credit Suisse und der Bund hilft mit SNB-Geldern.
- Die Blitzrettung sorgt bei vielen Experten für Kopfschütteln – auch bei Nathalie Christen.
- Die SRF-Journalistin bemängelt, dass das «too big to fail»-Gesetz nicht angewendet wurde.
Die Credit Suisse wird von der UBS für 3 Milliarden Franken übernommen. Vor den Medien beteuerte Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend, dass der Bundesrat den Deal unterstütze. Friede, Freude, Eierkuchen? Im Gegenteil: Die Schweizer Politik zeigt sich bestürzt über die Not-Lösung.
Auch Nathalie Christen von der SRF-Bundeshausredaktion stellt dem Bund keine guten Noten aus. In der «Tagesschau» wurde die Korrespondentin gefragt, ob der Bund mit dem Deal nicht seine Ziele erreicht habe. Darauf meinte Christen ohne zu zögern: «Mal ganz ehrlich, es kann ja niemand zufrieden sein mit einer solchen Lösung.»
Sie erinnerte in ihrer Analyse an die UBS-Rettung von 2008 und das anschliessend ausgearbeitete «TBTF»-Gesetz («too big to fail»). Zur Erinnerung: Das Gesetz sollte verhindern, dass der Staat je wieder eine grosse systemrelevante Bank retten müsste. Christen: «Jetzt wo dieses Gesetz nötig wäre, kann es offenbar nicht angewendet werden. Stattdessen muss der Bundesrat mehrfach zur Nothilfe greifen.»
Die SRF-Journalistin meinte weiter, es entstehe nun mit dem UBS-CS-Deal ein «Bankkoloss mit riesigen Risiken». Wenn es schon mit zwei Grossbanken schwierig gewesen sei, dann werde es wahrscheinlich nicht einfacher. Sie fügte an: «Ich finde es politisch gesehen eigentlich ein Armutszeugnis, gemessen an dem, was man damals wollte, nach der UBS-Rettung.»
Credit Suisse: «Politisch werden noch Fetzen fliegen»
In der «Tagesschau» wurde auch erwähnt, dass es beim Bund hiess, dass die CS schon seit Monaten Sorgen bereitet habe. Nathalie Christen wurde daraufhin gefragt, ob der Bund deshalb nicht schon früher hätte einschreiten müssen. Die SRF-Bundeshausredaktorin antwortete: «Dieser Eindruck stellt sich zumindest ein.»
Anschliessend sagte sie, dass man hinter Kulissen gehört habe, dass das «TBTF»-Gesetz nicht angewendet konnte, weil es so pressiert habe. Da gebe es aber einige Fragen, so Christen.
Sie zählte auf: «Wo war die Finanzmarktaufsicht? Warum kam die Nationalbank erst jetzt? Hätte der Bundesrat früher etwas merken müssen? Genügen die gesetzlichen Grundlagen nicht oder haben die Akteurinnen und Akteure versagt?»
Das seien mehrere wichtige Fragen, die jetzt aufkommen würden, so Christen. Die Journalistin meinte weiter, dass man im Moment wohl noch gar nicht abschätzen könne, was der Deal überhaupt bedeute. Auch nicht für die Kunden und für die Mitarbeiter der Credit Suisse.
«Ich glaube, was man aber jetzt schon sagen kann: Dieser Tag wird in die Geschichtsbücher eingehen und politisch werden noch Fetzen fliegen – und zwar gewaltig!»